Auf erneute Hilfe der Regierung wolle der Konzern aber unbedingt verzichten. Der Vorstand arbeite an einer neuen Strategie. Nun könnte die Flugzeugflotte deutlich stärker schrumpfen als bisher gedacht - mit Folgen für den Stellenabbau.
Dass die zunächst geplante Verkleinerung der Flotte um 100 auf etwa 660 Maschinen möglicherweise nicht ausreicht, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bereits Anfang August angekündigt. Seitdem geht er von einer Verringerung um "mindestens" 100 Maschinen aus. Dem "Handelsblatt" zufolge ist sogar mit einer "erheblich" stärkeren Schrumpfung zu rechnen. Denn der Vorstand erwartet, dass der weltweite Luftverkehr erst im Jahr 2024 wieder das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie erreicht.
In der Folge könnte die Zahl der Stellen beim Kabinenpersonal abhängig von der weiteren Entwicklung im Luftverkehr statt um 2700 um knapp 4000 sinken, schreibt das "Handelsblatt". Ein Lufthansa-Sprecher sagte am Dienstag, in Sachen Personalabbau gebe es keine neuen Pläne. Es bleibe bei dem genannten Personalüberhang von 22 000 Vollzeitstellen im Konzern, was aufgrund der hohen Teilzeitquote etwa 26 000 Beschäftigten entspricht.
Die Lufthansa hat mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo zwar einen Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen vereinbart. Weil sich der Flugverkehr aber langsamer erholt als gedacht und die Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit nicht vorankommen, hält es Vorstandschef Spohr seit Anfang August für nicht mehr realistisch, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.
500 Millionen Miese pro Monat
Dem "Handelsblatt" zufolge verbrennt die Lufthansa trotz der Hilfe durch Kurzarbeitergeld derzeit immer noch rund eine halbe Milliarde Euro pro Monat. Der Vorstand arbeite zwar daran, die Finanzierung auf neue Füße zu stellen, um die Staatshilfen wie geplant bis Ende 2023 zurückzuzahlen.
Sollten keine privaten Kapitalgeber bereitstehen, lägen die Hoffnungen aber erneut auf dem Staat. "Die Frage ist nur, ob die Lufthansa-Führung vor oder nach der Bundestagswahl ihren Bedarf in Berlin deklariert", zitiert die Zeitung eine Quelle aus dem Konzern. Die Wahl ist für September 2021 angesetzt. Ohne ein schlüssiges Konzept brauche die Firmenleitung aber in Berlin nicht anzuklopfen, hieß es.
Dabei sieht man es im Konzern offenbar als Problem an, dass die Lufthansa jetzt noch stärker auf das Geschäft mit Urlaubern setzt. Laut "Handelsblatt" wird in Führungskreisen diskutiert, inwiefern eine Lufthansa mit Steuergeldern im Hintergrund und dem Staat als Großaktionär in den Wettbewerb mit anderen Anbietern treten sollte, die ebenfalls Steuergelder als Hilfen erhalten haben. Denn sowohl der Ferienflieger Condor als auch der Reisekonzern Tui mit seiner Tochter Tuifly werden derzeit vom Staat gestützt. (dpa/ad)