Neues in Mac-OS 10.7

Mac OS X Lion: Die neuen Funktionen

21.07.2011 von Patrick Woods
Apple verspricht mit Lion rund 250 neue Funktionen. Launchpad und Mission Control sind nur die bekanntesten. Wir zeigen auch die versteckteren, praktischen Neuerungen.

Mit Mac-OS 10.7 "Lion" bringt Apple das erste große Update seit 2007 heraus als 10.5 Leopard herauskam. Der Zwischenschritt 10.6 Snow Leopard war im Vergleich dazu ein eher technisches Update, das sich auf Leistung und Code-Bereinigung konzentrierte. Jetzt gibt Apple den Nutzern mit 10.7 Lion endlich wieder zahlreiche neue Funktionen an die Hand.

Lion bringt neue Touchgesten, neue Bedienhilfen und eine neue Optik. Darunter sind einige Funktionen, die auf den ersten Blick relativ unspektakulär wirken, den Alltag auf längere Sicht aber deutlich erleichtern können. "Versions" sorgt unter Lion für einen einfachen Umgang mit den einzelnen Versionen eines Dokuments. Sie müssen nicht mehr stets manuell speichern, sondern Lion sichert automatisch regelmäßig. Zudem kann man ältere Versionen einer Datei kinderleicht wie in Time Machine wiederherstellen.

Die wichtigsten Neuheiten von Lion
Lion Trackpad Gesten
Gesten: Eine der wichtigsten Verbesserungen ist die umfassendere Unterstützung von Trackpadgesten. Apple trägt hier den Verkaufszahlen der Macbooks Rechnung. Wer unter Lion mit der Maus arbeitet, ist fast im Nachteil. Vieles kann man per Multitouch-Geste steuern und so mit drei oder sogar vier Fingern über die großen Trackpads wischen.
Lion Trackpad Geste Vollbild wechseln
Mit diesen Gesten kann man beispielsweise zwischen Vollbildanwendungen blättern oder vom Desktop zu Dashboard wechseln.
Lion Mission Control
Mission Control: Dieser eigentümliche Name steht für eine Erweiterung der Fensterübersicht Exposé. Hier sieht man nicht nur Fenster, sondern auch offene Programme und Arbeitsbereiche auf einen Blick. Mission Control kann man ebenfalls schnell per Geste aufrufen.
Lion Launchpad
Launchpad: Für eingefleischte Mac-Veteranen ein glatter Affront: Eine Programmübersicht zum Durchblättern von "Apps", die von der Oberfläche des iPhone inspiriert ist. Nüchtern betrachtet ist Launchpad aber nur eine weitere Möglichkeit um Programme zu starten – und dabei nicht einmal eine schlechte.
Mac-OS X Lion: iCal
iCal: Apple Kalender hat einen neuen Anstrich bekommen und ähnelt jetzt dem iPad-Kalender sehr.
Mac-OS X Lion: Adressbuch
Adressbuch: Auch das Adressbuch von Lion bekommt einen natürlicheren Anstrich, der ebenfalls ein optischer Schwenk näher zu iOS ist.
Lion Air Drop
Air Drop: Eine neue, ganz einfache Methode des Dateiaustauschs. Ein Klick auf den entsprechenden Reiter im Finder sucht nach umliegenden Macs mit Lion. Die Technik nutzt eine Adhoc-WLAN-Verbindung. Dafür ist kein Router und kein Netzwerk nötig. Leider müssen alle Beteiligten aktuell ein Air-Drop-Fenster offen haben, damit man sich findet.
Mail Thread View
Mail: Apple Mailclient zeigt jetzt auch zusammenhängende Mails auf Wunsch gemeinsam an. Zudem hat sich die Oberfläche von Mail deutlich verändert.
Lion Mail Postfach
Mail: Die Spalte mit der Postfachübersicht (hier ganz links) wird standardmäßig ausgeblendet – wohl um Platz zu sparen. Man erreicht die wichtigsten Bereiche auch über die Buttons in der Leiste darüber.
Filevault Lion
Filevault: Neu ist auch die Verschlüsselung der gesamten Festplatte. Dies sollte für mehr Sicherheit sorgen.
Lion: Stick verschlüsseln
Sticks verschlüsseln: Unter Lion kann man jetzt auch USB-Laufwerke wie Sticks verschlüsseln.
Lion: Backup verschlüsseln
Backups verschlüsseln: Auch die Backups via Time Machine sind jetzt mit einem Kennwort verschlüsselt.
Lion: Unsichtbare Rettungspartition
Rettungspartition: Sollte das System einmal spinnen, kann man von einer Not-Partition booten und hat die üblichen Rettungstools zur Hand.
Versions
Versions: Dies ist eine besonders wichtige und praktische neue Funktion: eine automatische Versionierung für Dokumente. Es ähnelt in der Praxis Time Machine – nur für einzelne Dateien. So kann man alle Versionen des Dokuments in der Übersicht sehen und wiederherstellen. Anwendungen müssen dies aber unterstützen, sonst funktioniert Versions nicht.
Lion Versions Menü
Versions: Man sieht des Versions-Status oben im Titel der Anwendung. Dort ruft man auch das entsprechende Menü auf, um alle Versionen zu sehen, die aktuelle Version zu sperren etc. Jetzt muss man auch nicht mehr manuell speichern, bevor man ein Programm schließt. Dies kann nun automatisch geschehen, wenn das Programm dies unterstützt.
Lion Finder alle Dateien
Finder: Die Seitenleiste des Finders hat sich nicht nur optisch verändert. ganz oben findet man nun eine Datenbankübersicht über alle bestimmten Dateitypen auf dem Rechner…
Lion FInder Laufwerke
… wer dagegen manuell durch Laufwerke und Ordner wühlt, der muss jetzt viel scrollen. Apple hat die Übersicht über Geräte, Laufwerke und andere physische Medien ganz nach unten gelegt – bislang stand sie ganz oben.
Lion Safari Reader
Safari: Im Browser Safari hat Apple jetzt eine Markierungsfunktion integriert. Damit kann man Artikel ablegen, um sie später zu lesen. Hier hat sich Apple bei Drittanbietern wie "Read it later" inspirieren lassen.
Lion Safari blättern
Safari: Wie früher kann man immer noch per Geste vor- und zurückspringen. Jetzt ist dies jedoch bedeutend schöner und praktischer animiert: Safari schiebt volle Screenshots der entsprechenden Seite ins Bild.
Lion Safari Vollbild
Safari: Auch Safari hat jetzt einen Vollbildmodus. Dies lässt bei vielen Webseiten aber einen großen weißen Rand entstehen.
Lion Safari Vollbild beenden
Safari: Um den Vollbildmodus zu verlassen, muss man oben die Menüleiste aufrufen und klickt rechts auf das Vollbildsymbol.
Bildschirmfoto 2011-07-19 um 10.33.08
Facetime: Unter 10.6 Snow Leopard musste man Facetime noch nachkaufen, bei Lion ist es mit dabei.
Spotlight Vorschau
Spotlight: Sehr schön – die Suche Spotlight zeigt jetzt schon eine Vorschau des Suchergebnisses, wenn man darüber fährt. Dies funktioniert nicht bei allen Dateien.
Lion Spotlight
Spotlight: Eine weitere Verbesserung in Spotlight: Man kann jetzt schon suchen, während Spotlight die Festplatte noch indiziert.
Lion Java für Photoshop
Java: Apple liefert die Java-Umgebung nicht mehr mit. Wer entsprechende Programme nutzen will, muss Java nachladen und installieren. dies passiert aber automatisch.
Java Photoshop
Erst nach der Installation von Java kann man entsprechende Programme nutzen.
Lion Kaputte Software Belkin
Nicht alles funktioniert unter Lion. Diese Systemeinstellung, die USB-Massenspeicher, die in Belkin-Router stecken, mountet, ist unter Lion ohne Funktion. Gerade Treiber, Systemerweiterungen und ähnliche Software ist anfällig, unter einem neuen System nicht mehr zu funktionieren.
Lion NTS Treiber Fehler
Auch Laufwerkstreiber haben es unter Lion schwer. Weder USB 3.0-Treiber noch der NTFS-3G-Treiber, der das Windows-Dateisystem nutzen kann, funktionieren unter Lion.

Zudem können Sie Pages, Textedit oder andere Programme in Zukunft einfach schließen oder gleich den Mac herunterfahren. den nervigen Dialog "Möchten Sie Ihre Änderungen vor dem Schließen speichern?" gibt es dann nicht mehr. Mac-OS Lion sichert die aktuelle Version automatisch für Sie. Programme müssen Versions allerdings unterstützen, noch geht dies nur mit wenigen Apple-Anwendungen. Zudem kann man alle Programme und Fenster nach einem Neustart wiederherstellen lassen. So landen Sie zum Beispiel gleich wieder auf Ihrer Lieblingswebseite.

Lion bietet mehr Sicherheit

Für Hobby-Kryptologen bietet Apple jetzt deutlich mehr als zuvor. Jetzt kann man nicht mehr nur den Benutzerordner verschlüsseln wie bisher, sondern gleich die gesamte Festplatte. Außerdem kann man auf Wunsch sein Time-Machine-Backup und externe Laufwerke verschlüsseln. Verlorene oder gestohlene Geräte aind dann – zumindest aus Sicht der Datensicherheit – kein Grund zur Sorge mehr.

Fingerübungen

Wirklich interessant ist Lion für Besitzer von neueren Macbooks. Apple reagiert darauf, dass die Nutzer deutlich mehr mobile Macs als Desktoprechner kaufen. Denn Lion hat einige Funktionen, die auf die neuen Multitouch-Trackpads der tragbaren Macs ausgerichtet sind. Gesten mit drei, vier Fingern oder auch drei Fingern und dem Daumen (ja, Lion unterscheidet dies) rufen neue Übersichten wie Mission Control oder Launchpad auf. Gerade Launchpad zeigt, dass Apple Mac-OS in Richtung seines mobilen Ablegers iOS öffnet.

"Mehr Touch, mehr Gesten" könnte das inoffizielle Motto von 10.7 Lion lauten. Bei Lion ist die Unterstützung von Trackpads so intensiv, dass Mausnutzer hier tatsächlich im Nachteil sind. Der Absatz des Magic Trackpads dürfte sich noch steigern. (Macwelt)