Joachim Dütz hat einen langen Atem: Nicht vor 2015 werde das Projekt in allen Gesellschaften von MAN Nutzfahrzeuge abgeschlossen sein, schätzt der Leiter Personalinformatik des Münchener Konzerns. Der Abschluss des Rollouts in Deutschlands beendete bereits die erste Etappe des Vorhabens. Mitte dieses Jahres gingen die letzten Funktionen live, damit findet ein Großteil der Personaladministration der deutschen Gesellschaften in SAP HR statt.
Erfolgsentscheidend für den Rollout war zunächst eine sorgfältige Erstellung des Templates. In das Papierwerk fließen sämtliche Vorgaben für die spätere Ausprägung des Systems ein. "Wir legen die Parameter für globale HR-Prozesse zentral im Template fest", erklärt Dütz. Einmal installiert lassen sich dann Änderungen am globalen Template nur noch über einen formalisierten, streng definierten Weg einspielen und der führt über die Zentrale in München. Nur so lässt sich gewährleisten - und das ist das Ziel -, dass in Zukunft alle Gesellschaften in einheitlichen Prozessen arbeiten, von einer gemeinsamen, einheitlichen Datenbasis ausgehen und man so letztlich klare Kennzahlen an den Personalvorstand vermittelt.
MAN baut seine Anwendung auf der jüngsten Version von SAP, ECC 6.0, und hat hier konzernweit ein Ein-Mandanten-System im Einsatz. Dieses tritt nun sukzessive an die Stelle der einzelnen Anwendungen vor Ort, die historisch bedingt völlig unterschiedlicher Natur sind. Vorher hat MAN Nutzfahrzeuge die Strategie gefahren, die einzelnen Gesellschaften weitgehend autark arbeiten zu lassen. Entsprechend setzten sie unterschiedliche IT-Systeme in den einzelnen Geschäftseinheiten und Ländern ein.
In Österreich und Polen, wo nun der Rollout für das Template angelaufen ist, verabschiedet sich das Unternehmen beispielsweise von den Systemen "Salzburger Lohn" und "Koma HR". In beiden Ländern wird das globale Template bis 2011 an insgesamt acht Standorten installiert und den lokalen Anforderungen angepasst. Das Vorhaben setzt ein externer Dienstleister um, in diesem Fall S&T DACH, der in Zusammenarbeit mit den Kollegen vor Ort die lokalen Parameter erarbeitet und installiert. Mittelfristig sollen die eigenen Mitarbeiter in die Lage versetzt werden, selbstständig die lokale Parametrisierung vornehmen zu können.
Aus technischer Sicht ist das Ausrollen des globalen Templates nur bedingt komplex, konstatiert Dütz. Entscheidend für das Gelingen ist jedoch nicht nur die klare Ausarbeitung der einheitlichen Prozesse, sondern auch das, was Dütz als "Umgebungsvariablen" des Projektes bezeichnet. Dazu rechnet er den starken Rückhalt seitens des HR-Executive-Managements, und nicht zuletzt die Rücksichtnahme auf die Kollegen in den einzelnen Gesellschaften. Wer hier das Gefühl hinterlasse, es werde alles von oben aufgezwungen, werde nicht weit kommen. Auch das ist übrigens ein Grund, warum sich MAN für die Unterstützung eines externen Dienstleisters entschied: S&T setzt polnisch sprechende Berater ein.
Ein weiterer Aspekt hängt eng damit zusammen. Bei der Festlegung, welche Prozesse in Zukunft wie abzulaufen haben, sollte genug Spielraum bleiben. "Man darf die Grenzen nicht zu eng setzen", warnt Dütz. Für lokale, länderspezifische Funktionen beschreibt das Template lediglich die Regeln der erforderlichen Länder-Parametrisierung. Es macht wenig Sinn, jeden einzelnen Schritt bis ins Kleinste in die globale Prozess-Schablone zu pressen. Hier sind die Verantwortlichen gefragt, abzuwägen zwischen dem, was sein muss und dem was variabel bleiben kann.
Schließlich geht es nicht nur darum, dem Vorstand verlässliche Zahlen liefern zu können, sondern auch die Abläufe zu verbessern und zu standardisieren - für beides braucht der Konzern die Mitarbeit der Kollegen: "Wir starten in eine moderne HR-Prozess-Welt, die Self-Services und einen hohen Grad an Automatisierung anbietet", beschreibt es Dütz. Am Ende soll den Mitarbeitern von MAN Nutzfahrzeuge eine höhere Selbstständigkeit in der Abwicklung sämtlicher IT-gestützter HR-Prozesse möglich sein. Umgesetzt wurde dies bislang beim Veranstaltungsmanagement - unter das auch die Teilnahme an Schulungen fällt - sowie im Bereich des Reisemanagements, in dem der gesamte Workflow für Dienstreisen hinterlegt ist.
Rollouts an anderen Standorten wie Großbritannien, Südafrika oder der Türkei und weitere Funktionen sind geplant. Insgesamt hat MAN Nutzfahrzeuge rund 40 Gesellschaften im In- und Ausland, rund 36.000 Beschäftigte arbeiten für den Konzern. Kein Hauruck-Vorhaben also, aber wie gesagt: Joachim Dütz hat einen langen Atem.
Branche |
Automobil |
Zeitrahmen |
2005 bis 2015 |
Produkte |
SAP HR, ECC 6.0 |
Dienstleister |
S&T DACH (für Österreich, Polen) |
Umfang |
weltweit |
Internet |
www.man-nutzfahrzeuge.de |