2.300 MAN-Beschäftigte betroffen

MAN-Werk Steyr vor dem Aus

11.04.2021
Die VW-Tochter MAN will ihre kleinen Lastwagen künftig in Polen statt in Österreich bauen und das Werk in Steyr verkaufen. Die Belegschaft stellt sich quer - und steht nun vor einem Scherbenhaufen.
Das österreichische MAN-Werk Steyr produziert sämtliche Lkw der leichten und mittelschweren Reihe der Marke MAN sowie schwere Sonderfahrzeuge.
Foto: MAN

Der Lastwagenbauer MAN plant die Schließung seines Werks im österreichischen Steyr mit etwa 2.300 Beschäftigten. Wie der Betriebsrat in Steyr am Donnerstag mitteilte, haben in einer Abstimmung 64 Prozent der Belegschaft die Übernahme des Werks durch den Automanager Siegfried Wolf abgelehnt. Darauf kündigte die VW-Konzerntochter in München an: "MAN nimmt jetzt als Konsequenz die Pläne zur Schließung des Werks in Steyr wieder auf." Als nächstes stünden Verhandlungen über einen Sozialplan an.

MAN baut in Steyr bislang leichte und mittelschwere Lastwagen, will die Fertigung aber nach Krakau in Polen verlagern. Wolf, ehemaliger Vorstandschef des Autozulieferers Magna, wollte etwa 1.250 Mitarbeiter in Steyr zu deutlich niedrigeren Löhnen übernehmen, die Nutzfahrzeug-Marke Steyr wiederbeleben und in dem Werk weiterhin kleine und mittlere Lastwagen bauen. Außerdem plante er, Fahrerkabinen an den russischen Konzern GAZ zu liefern.

MAN-Chef Andreas Tostmann hatte die Belegschaft im März gewarnt, Wolf sei die einzige Zukunftslösung für das Werk. Andernfalls müsse MAN es Ende 2023 schließen.

MAN-Personalvorstand zeigt sich enttäuscht

MAN-Personalvorstand Martin Rabe sagte am Donnerstag: "Wir sind vom Ergebnis wirklich sehr enttäuscht, da wir die angebotene Alternative zur Schließung als einen für alle Beteiligten sehr guten Weg angesehen haben." Mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter in Steyr hätten an der Abstimmung teilgenommen. Aber offenbar sei Wolfs Konzept der Belegschaft nicht klar genug gewesen.

Der stellvertretende Betriebsratschef in Steyr, Helmut Emler, sagte der österreichischen Nachrichtenagentur APA, Wolfs Konzept sei zwar "schlüssig, die Einschnitte wären aber zu gravierend gewesen". Der Betriebsrat wolle jetzt mit MAN über eine Entschärfung der Sparpläne reden. Er sei auch anderen Investoren gegenüber offen.

Wolf sagte laut APA, er könne "den Zorn vieler nur zu gut verstehen. Aber auch ich konnte das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, sondern nur ein solides, durchdachtes Konzept für die Zukunft entwickeln". Er habe "viel Herzblut in dieses Projekt investiert", weil "mit diesem Potenzial an Know-how in der Fahrzeugproduktion an diesem Standort unter der Marke Steyr etwas Neues, Großes entstehen hätte können".

MAN hat Druck von allen Seiten

In Deutschland hat MAN mit dem Betriebsrat und der IG Metall den Abbau von 3.500 Stellen bis Ende nächsten Jahres vereinbart. Das soll über Altersteilzeit, das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge, den Abbau von Stellen für Leiharbeitnehmer, über freiwillige Abfindungen und Wechsel im VW-Konzern erfolgen.

MAN will seine Lastwagen und Busse in den nächsten Jahren auf Elektroantrieb umstellen und sich völlig neu aufstellen, um die Zukunftsinvestitionen zu stemmen und wieder profitabler zu werden. Das Unternehmen schwächelt seit Jahren. Die EU-Klimavorgaben bei Lastwagen bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen, erhöhen den Druck. Dazu kommt zurzeit die Corona-Krise. (dpa/rs)