Cloud Computing, Virtualisierung, Web 2.0, Green-IT: Es vergeht kaum ein Tag, an dem Marketingstrategen und Werbeagenturen nicht eine neue Sau durchs globale IT-Dorf treiben. Oft geht es dabei weniger um ernst zu nehmende neue Technologien und Strategieansätze, sondern darum, die Diskussion mit selbst erfundenen Begriffen auf eigens dafür geschaffene Produkte und Dienstleistungen zu lenken.
Um herauszufinden, welche von den aktuellen Buzzwords tatsächlich mehr versprechen als heiße Luft, hat der Personaldienstleister Gulp 350 Experten aus dem IT-Projektmarkt, IT-Freiberufler und Projektanbieter befragt. Im Winter hatte das Meinungsforschungsinstitut Gartner Megathemen wie Enterprise-Mashups, Enterprise 2.0/Social Software, Cloud Computing oder Unified Communications ausgemacht. Acht davon ließ Gulp nun von seinen Experten bewerten.
Die Luftblase des Jahres ist demnach das Thema Enterprise Mashups. Die kleinen Programmschnipsel, die sich auf einer Internetseite nach Belieben zu Collagen zusammenbauen lassen, werden für 79 Prozent der befragten IT-Spezialisten keine Auswirkungen auf den Projektmarkt haben.
Social Software, also Blogs, Twitter oder RSS-Feeds, halten 67 Prozent für einen Begriff, der vor allem heiße Luft enthält. Auf ähnliche Skepsis stoßen Cloud Computing sowie Web-orientierte Architektur: Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten hält solche Konzepte für wenig zukunftsträchtig. In den bereits erwähnten Gartner-Trends für 2009 lagen die genannten Begriffe dagegen allesamt auf den ersten Plätzen.
IT-Freiberufler und Projektleiter bewerten Trends unterschiedlich
"Wolke und Computer" - da ist die Assoziation mit (heißer) Luft nahe liegend. Mehr als zwei Drittel der von Gulp befragten Projektleiter (69 Prozent) sehen das genauso. Bei den IT-Freiberuflern sieht das anders aus: Hier nimmt fast jeder zweite (47 Prozent) das Auslagern von IT-Infrastrukturen ins Internet ernst.
Nach Meinung der Analysten von Ovum entwickelte sich Cloud Computing im Jahr 2009 zu einem der wettbewerbintensivsten Bereiche der IT-Welt. Ovum ist aber gleichzeitig der Meinung, dass Cloud Computing On-premise-Software nicht komplett ersetzen kann und wird, vor allem nicht, wenn es um geschäftskritische Daten und Abläufe geht. Die Kollegen von Gartner sehen vor allem einen anhaltenden Kostendruck als Ursache für das wachsende Interesse der Unternehmen, IT-Dienste aus der Cloud zu beziehen.
"Gemischte Gefühle" macht Gulp auch beim Thema Green IT aus. Die IT-Freiberufler sind komplett unentschieden, ob für sie grüne Informatik eine Luftblase ist (49 Prozent) oder Auswirkungen auf den IT-Projektmarkt haben wird (51 Prozent). Die Projektanbieter tendieren eher dazu, den Trend ernst zu nehmen (64 Prozent).
Die IEEE Computer Society zählt Green IT zu den Top-IT-Möglichkeiten für 2009. Unternehmen werden Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs weit oben auf die Agenda setzen, heißt es. Dass das Thema wirklich vielfach auf der Tagesordnung steht, zeigt die Gründung der "Green-IT-Allianz" im Juli 2009. IT-Firmen, Anwender, Wissenschaftseinrichtungen und mehrere Ressorts der Bundesregierung haben sich darin zusammengeschlossen, um die Zusammenarbeit im grünen IT-Bereich zu verstärken.
Weitgehend einig sind sich Freiberufler und Projektleiter bei der Bewertung der Virtualisierung: Jeweils zwei Drittel nehmen dieses Modethema ernst und rechnet mit Auswirkungen auf den IT-Projektmarkt. Auch die IEEE Computer Society erwartet eine Zunahme. Ihr Vorteil ist, dass sie den Bedarf der Nutzer nach einer individuellen PC-Umgebung und die zentrale Möglichkeit zur Wartung vereint. Zusätzlich kann Virtualisierung - ob für Server, Storage oder Endgeräte -dazu beitragen, die IT-Kosten zu senken.
Bei der Beurteilung von Social Software geht dagegen der Daumen runter: 72 Prozent der Projektanbieter und 66 Prozent der Freiberufler halten Blogs, Feeds und Twitter für eine Luftblase - wohlgemerkt, aus Unternehmenssicht. Hier widerspricht Gartner: Laut ihrem "Hype Cycle Special Report 2009" kommt in naher Zukunft kein Unternehmen an Social Software vorbei. Sie helfe, das Wissen und die Erfahrungen aller Mitarbeiter nutzbar zu machen und dem Unternehmen bessere Entwicklungschancen zu eröffnen, so die Begründung.
Auch in den Augen der Analysten von Ovum können Enterprise-2.0-Anwendungen intern zu einer effizienteren und engeren Zusammenarbeit führen. Nach außen hin könnten sie geschäftliche Interaktionen mit Kunden und Partnern sowie die Neukundengewinnung vereinfachen.
Business Intelligence - ein nachhaltiger Hype
Einigkeit herrscht zwischen beiden Berufsgruppen in der positiven Bewertung von Business Intelligence. Zu mehr als zwei Dritteln raten die Experten dazu, das Thema ernst zu nehmen. Das deckt sich, analysiert Gulp, mit anderen Daten aus dem Markt. So hat beispielsweise unsere Schwesterpublikation Computerwoche im April 2009 prognostiziert, dass BI-Berater für den Mittelstand, BI-Architekten, Spezialisten für Analytics und Forecasting sowie Experten für Data Mining im Jahr 2010 zu den am meisten nachgefragten IT-Spezialisten zählen werden. In den letzten zwölf Monaten wurden zudem in 3,5 Prozent der über Gulp angebotenen Projekte freiberufliche Spezialisten für BI gesucht - das waren insgesamt 4.687 Projektanfragen.