Eine detaillierte Systematik der Fähigkeiten, die deutsche Unternehmen bis 2023 ausbilden müssen, legt der Unternehmensberater McKinsey vor. In dem Papier "Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen" unterteilt McKinsey diese in drei Felder: technologische, digitale und klassische Kompetenzen.
Den zusätzlichen Bedarf an Mitarbeitern mit technologischen Fähigkeiten beziffern die Consultants gegenüber heute auf 700.000. Diese Lücke füllen zu wollen, sei ein ambitioniertes, aber kein unmögliches Ziel, schreibt McKinsey. Diese Einschätzung resultiert aus der Tatsache, dass sich 2016 rund jeder Zweite zwischen 18 und 64 Jahren weiterqualifiziert hat. Dem Papier liegen Angaben aus rund 600 Unternehmen zugrunde, die um Interviews mit 20 Experten ergänzt wurden.
Technologische und weitere Kompetenzen
1. Technologische Fähigkeiten: Am meisten nachgefragt sind Mitarbeiter, die komplexe Datenanalysen durchführen. Als weitere Skills nennt McKinsey nutzerzentriertes Design (UX), Web-Entwicklung, Konzeption/Administration vernetzter IT-Systeme, smart Hardware/Robotik-Entwicklung, Tech-Translation (das Vermitteln zwischen Technologie-Experten und involvierten Nicht-Fachleuten) und Blockchain.
Stichwort Blockchain: McKinsey schreibt, dass viele Unternehmen den Bedarf an dieser Technologie nicht beziffern können. Die Consultants weisen jedoch darauf hin, dass das Angebot an Stellen mit Blockchain-Bezug beispielsweise auf dem Online-Job-Portal Indeed von Januar bis Dezember 2017 um 625 Prozent gestiegen ist.
2. Digitale Grundfähigkeiten: Hier nennen die Berater sechs Kompetenzen, eine davon ist Digital Literacy, also Grundlegendes wie den sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten, das Nutzen gängiger Software und die Interaktion mit Künstlicher Intelligenz (KI). Weiter geht es mit dem Beherrschen eines Digitalen Knigge (Digitale Interaktion), Collaboration, agilem Arbeiten, digital Learning und digital Ethics.
3. Klassische Fähigkeiten: Hier geht es um Durchhaltevermögen, Adaptionsfähigkeit, unternehmerisches Handeln & Eigeninitiative sowie um Kreativität und die Fähigkeit, Probleme strukturiert zu lösen.
Quantitativ zählt McKinsey zu den 700.000 Technologie-Experten rund 2,4 Millionen Erwerbstätige hinzu, die etwa in agilem Arbeiten, digitalem Lernen und Kollaborationstechniken geschult werden müssen. Die Berater zitieren einen Studienteilnehmer mit den Worten: "Reines Wissen wird immer weniger wichtig. Die Bedeutung von Skills, die den Einsatz von Wissen erst ermöglichen, nimmt hingegen stark zu."
Vier Wege, den Bedarf zu decken
Die Studie umfasst auch die Frage an die Unternehmen, wie sie den erkannten Bedarf decken wollen. Die Antworten kreisen um vier Ansatzpunkte.
Erstens wollen die Firmen gezielt Studienabsolventen der gefragten Fächer rekrutieren.
Zweitens wollen sie bereits vorhandene Mitarbeiter weiterqualifizieren, etwa Maschinenbau-Ingenieure in Sachen Smart Hardware und Robotik weiterbilden.
Punkt drei ist das Vermitteln technologischer Kompetenzen wie Web-Entwicklung und UX-Design nun auch verstärkt in der dualen Ausbildung.
Viertens sehen sich deutsche Unternehmen immer stärker auf dem globalen Arbeitsmarkt um oder siedeln Technologie-Aktivitäten gezielt dort an, wo Fachkräfte leben.
McKinsey appelliert außerdem an die Bundesagentur für Arbeit und an die Bildungsträger in Deutschland. Die Arbeitsagentur muss den Bedarf des Arbeitsmarktes kontinuierlich analysieren und ihre Instrumente ergänzen. Bildungseinrichtungen müssen sich stärker an den künftig benötigten Fähigkeiten orientieren.