Die Zukunft ist weiblich, lautete ein Sponti-Spruch der 80-er Jahre. Die Berater von McKinsey sprühen das zwar nicht mit Neon-Farbe an Häuserwände, schreiben es aber in ihre weltweite Studie "Leadership through the crisis and after". Tenor: Mit dem Frauenanteil in den Vorstandsetagen steigt die Chance, dass ein Unternehmen gut durch die Wirtschaftskrise kommt.
Dabei war es nicht Ziel der Analysten, Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Führungsstil herauszuarbeiten. Es ging darum, welche Führungsqualitäten in der Krise und nach der Krise gefragt sind beziehungsweise gefragt sein werden. Diese Qualitäten aber sind es, die Frauen öfter anwenden als Männer.
Dazu ein paar Zahlen: Die 763 befragten Entscheider halten die Fähigkeit, eine klare Führungsperson zu sein und Mitarbeiter zu inspirieren, für die derzeit wichtigste Qualität überhaupt. 49 Prozent sehen das in der Krise auf Platz Eins. Für die Zeit nach der Krise räumen diesem Punkt 42 Prozent Priorität ein. 46 Prozent der Studienteilnehmer fordern außerdem, dass die Firmenleitung in der Flaute erkennt und vermittelt, wo das Unternehmen hinsteuert, und die Belegschaft auf Kurs bringen kann. Das halten 39 Prozent auch nach der Krise für wichtig.
Anders stellt es sich beim Thema Innovationen dar. Laufen die Geschäfte gut, schreibt eine relative Mehrheit von 46 Prozent diesem Faktor Priorität zu. Zu Krisenzeiten sind es mit 33 Prozent deutlich weniger.
McKinsey wollte wissen, was das konkret heißt. Neben der etwas schwammigen Aufforderung, eine Führungsperson solle "inspirieren" (48 Prozent "in der Krise"/45 Prozent "nach der Krise") erwarten 47 Prozent der Befragten, dass Erwartungen definiert und Belohnungen angeboten werden. Und zwar nicht nur während der Flaute, sondern dauerhaft. Dieses Verhalten, so McKinsey, zeigen Frauen öfter als Männer. Das hätten verschiedene Studien bestätigt.
Die Unternehmensberatung wies bereits 2007 darauf hin, dass Unternehmen mit einer ausgeglichenen Geschlechterverteilung bessere Aktienkurse verzeichnen. Die Studienautoren kritisieren denn auch, dass nur 28 Prozent der befragten Unternehmen Frauenförderung unter die Top Ten ihrer Agenda setzen. 40 Prozent geben an, sich damit überhaupt nicht zu beschäftigen.
Wer es besser machen will, sollte laut den Beratern vor allem flexible Arbeitsbedingungen anbieten. Das gilt bis dato nur für drei von zehn befragten Unternehmen. 17 Prozent richten spezielle Frauen-Netzwerke ein, elf Prozent setzen Mentoring-Programme für junge Frauen auf.
McKinseys Rufe scheinen Gehör zu finden: Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, hat die Schweizer Bank Naissance Capital jetzt einen Fonds entwickelt, der nur in Firmen mit ausgewogenem Geschlechterverhältnis an der Spitze investiert. Eine der Schirmherrinnen ist Cherie Blair.
Leistungskontrolle - praktiziert und tabuisiert
Unabhängig von der Geschlechterdiskussion zeigt die aktuelle McKinsey-Studie einen Widerspruch auf. Die Analysten hatten gefragt, welches Verhalten Entscheider in der Krise öfter zeigen als zuvor. Neben den favorisierten Maßnahmen "Inspirieren" und "Ziele definieren samt Belohnung anbieten" war das auch der Punkt Leistungskontrolle. Die Performance des einzelnen Mitarbeiters werde stärker beobachtet als zuvor, erklärten 38 Prozent der Befragten. Kurioserweise gaben jedoch nur zwölf Prozent an, das sei auch nach der Krise geboten. Und nur 15 Prozent erklärten, es sei in der Krise wichtig.
Die Unternehmen praktizieren also Leistungskontrolle, scheinen aber nicht darüber sprechen zu wollen. Die Autoren der Studie gehen darauf nicht näher ein.
Das Fazit, das McKinsey aus der Studie ableitet, liegt auf der Hand: Unternehmen sollten mehr Frauen in die Führungsebenen holen. Zudem warnen die Berater davor, in Krisenzeiten die Wichtigkeit von Innovationen zu vergessen.