CIO.de-Umfrage zum neuen Online-Shop

Media Markt - Blöd gelaufen

22.02.2012 von Thomas Pelkmann
Der Online-Shop von Media Markt startete spät. CIO.de-Leser meinen mehrheitlich: zu spät. Der Shop kann auch die vollmundigen Versprechen nicht so recht einhalten.
Spät dran: Im Januar öffnete nun auch der Media Markt seinen Online-Shop. Nach Meinung der CIO.de-Leser zu spät, um erfolgreich zu sein.
Foto: Media-Saturn-Holding GmbH (MSH)

Im Januar 2012 startete die Elektronikkette Media Markt ("Ich bin doch nicht blöd") ihren Online-Shop - drei Monate nach seiner Schwester Saturn und lange nach anderen Angeboten. Beim Start bietet der Shop nach Angaben von Media Markt rund 2500 Artikel an. Diese Zahl soll kontinuierlich gesteigert werden.

Die Preise im Onlineshop entsprechen denen in den rund 240 Filialen in Deutschland. Die Ware kann man sich nach dem Einkauf im Internet wahlweise direkt nach Hause liefern lassen oder in einem der Fachmärkte abholen.

"Im stationären Geschäft sind wir die Nummer eins Deutschlands geworden", zitiert der Branchendienst ZDNet den Geschäftsführer der Media-Saturn-Holding, Horst Norberg. "Unsere Kompetenz in den Märkten zusammen mit den Vorteilen des Online-Shops kann Kunden vom Start weg einen echten Mehrwert bieten, über den keiner unserer reinen Online-Wettbewerber verfügt."

Reaktionen in der Community

Erste Stimmen aus der Community, heißt es auf der Webseite von PC Games, seien eher negativ. Kritisiert werden unter anderem die bei jeder Bestellung anfallenden Versandkosten. Mitbewerber Amazon, der neben dem Kerngeschäft Bücher längst auch zahlreiche Non-Book-Angebote auch aus dem Elektronikbereich macht, verzichtet ab einer Kaufsumme von über 20 Euro auf die Versandgebühren. Positiv bewertet wird dagegen die Bindung des Online-Shops an die Filialmärkte, was beim Retournieren einer Ware als praktisch aufgefasst wird.

Das sagen CIO.de-Leser über die Erfolgsaussichten des neuen Media Markt-Onlineshop.
Foto: cio.de

Aber was sagen die Profis? CIO.de hat seine Leser unmittelbar nach dem Start des Angebots nach ihrer Einschätzung zum neuen Online-Shop von Media Markt befragt. Eine deutliche Mehrheit von 53,8 Prozent ist dabei der Meinung, dass der Elektronikriese zu spät in das Online-Geschäft gestartet ist: "Der Zug ist gegenüber der Konkurrenz abgefahren", lautet das Verdikt der CIO.de-Leser.

Erfolg nur bei Vollsortiment

Zweifel äußern die Umfrageteilnehmer auch über den Umfang des Angebots: So glauben 23,2 Prozent an einen Erfolg der Online-Angebote, "aber nur wenn das gesamte Sortiment angeboten wird". Uneingeschränkt sind ganze 14,9 Prozent von den Chancen überzeugt: "Der starke Markenname wird den Erfolg bringen."

Ob der Media Markt-Onlineshop seine Versprechen hält, hat die MDR-Nachrichtensendung "Umschau" Ende Januar überprüft. Unter anderem heißt es in der Werbung, dass der Konzern täglich Preise im Internet vergleiche und seine Angebote daran ausrichte: "Wir machen den täglich tiefen Preis". Außerdem verspricht der Elektronikgroßmarkt, dass alle Online-Preise auch für Geräte in den Märkten gelten.

Testkäufe der MDR-Redaktion ergaben zunächst andere Ergebnisse. So wurden in den Läden einzelne Geräte deutlich teurer als im Online-Shop angeboten, was die Verkäufer allerdings als "Versehen" titulierten. Zudem hätten die Kunden 14 Tage Zeit, sich eine eventuell später aufgespürte Preisdifferenz zwischen Online- und Offline-Shop erstatten zu lassen.

Amazon und Saturn billiger

Auch mit den Tiefstpreisen hapert es: "Da uns Mediamarkt nicht verraten will, wer ihre maßgeblichen Wettbewerber im Internet sind, recherchieren wir selbst", heißt es auf der Webseite des MDR. Schon die Stiftung Warentest hatte festgestellt, dass Saturn, Redcoon, Cyberport, der T-Online-Shop, Amazon und Promarkt "in derselben Liga wie Mediamarkt" spielten.

Das Ergebnis der MDR-Recherchen fällt noch deutlicher aus: "Für unseren Preischeck haben wir 50 Produkte quer durch das Sortiment ausgewählt, die nicht in der Werbung waren". Bei der Überprüfung habe das Preisvergleichsportal guenstiger.de geholfen. "Das Ergebnis: 90 Prozent der überprüften Produkte sind im neuen Mediamarkt-Onlineshop teurer als bei den maßgeblichen Wettbewerbern."

Online-Shop ist überhaupt nicht billiger

Ein echter Preisvergleich ist außerdem schwierig: Wie bei vielen Elektrohandelsketten üblich, haben fast baugleiche Produkte oft unterschiedliche Typenbezeichnungen, so dass ein direkter Vergleich sehr kompliziert wird.

Schließlich hapert es bei Media Markt Online auch mit der Produktvielfalt. Die nach Firmenangaben rund 2700 Produkte im Sortiment fallen im Vergleich etwa zu Promarkt (10.800) oder Cyberport (30.000) deutlich ab. Sollte sich das nicht schnell ändern, werden die CIO-Leser mit ihrer Skepsis Recht behalten. Dann kann das Fazit nur lauten: Media Markt - blöd gelaufen.