Die Situation ist bekannt: Die Marktposition des Allround-Anbieters Amazon, der sich schon längst von seinem einstigen Markenzeichen des Online-Buchhändlers verabschiedet hat, beruht auch darauf, dass man regelmäßig die Preise des stationären Handels unterbietet. In einen Laden gehen, sich umschauen und beraten lassen und dann im Web bei Amazon bestellen – noch dazu ohne Versandgebühren –, ist zu einer beliebten Freizeitunterhaltung geworden.
Die Vorteile der freien Marktwirtschaft für den einen Anbieter münzen sich in Nachteile für den oder die Konkurrenten um. Soweit ganz normal und obendrein äußerst angenehm für König Kunde. Bei Media Markt hat man sich nun zu einem radikalen Kurswechsel im Preiskampf mit Amazon entschlossen. Immer wenn man bisher per Anzeige oder Werbeblättchen mit neuen attraktiven Preisen oder Sonderangeboten herauskam, trumpfte Amazon schnell mit günstigeren Online-Angeboten auf.
Damit soll nun Schluss sein. Man habe die "wichtigste Entscheidung in der Unternehmensgeschichte“ getroffen, heißt es: Die Metro-Tochter Media Markt plant, ab nächstem Jahr das eigene Online-Geschäft massiv auszubauen und somit von der bisherigen Fokussierung auf die Läden Abschied zu nehmen. Man will zunächst mit 3.000 Produkten an den Start gehen und zugleich den Cross-Channel-Verkauf zwischen Läden und Internet intensivieren. Damit könnte man schneller auf die Attacken der Konkurrenz reagieren.
In den Läden sollen zudem Terminals aufgestellt werden, um zurzeit nicht vorrätige Ware im Internet zu bestellen und sich nach Hause schicken zu lassen. Online-Kunden wird die Möglichkeit eröffnet, ihre Orders auch in einem der Läden abzuholen oder umzutauschen. Die bisherige Preisautonomie für einzelne Produkte durch die jeweiligen Marktleiter soll eingeschränkt werden. Für Waren des "Kernsortiments" soll in Zukunft eine verbindliche Preisstruktur gelten. Als Entschädigung sollen die Marktleiter an den Internet-Umsätzen beteiligt werden.
Die Metro-Gruppe hat bereits den Online-Händler Redcoon übernommen, um sich besser im Online-Geschäft aufzustellen. Dieses Ziel ist aber gar nicht so leicht zu verwirklichen: Eine Ende Juni zusammen mit der Preissuchmaschine Idealo gestartete Sonderaktion hatte in vielen Fällen zu Unmut der Kunden geführt.
Zum Teil waren die angepriesenen Produkte nicht in den Läden vorrätig oder das Media-Markt-Personal wusste nichts von der Aktion wusste und weigerte sich, die Produkte zu den Niedrigpreisen zu verkaufen. Die Schnäppchenjagd war unter dem Titel "Das große TV-Duell: Media Markt vs. Internet" angekündigt worden - der Zweikampf geht jetzt in eine neue Runde.