Aus vielen Angebotsbereichen der MEDICA, die das gesamte Spektrum der ambulanten und stationären Versorgung abdeckt, gibt es Interessantes zu berichten. So wird etwa die Firma GE Healthcare als einer der führenden Anbieter von Verfahren für die medizinische Bildgebung neuartige Ultraschallgeräte auf der MEDICA 2006 präsentieren. Diese Geräte sind durch Software-Innovationen in der Lage, Bildungenauigkeiten (die sich in Form weißer Bildpunkte auf dem Monitor äußern) so herauszurechnen und zu reduzieren, dass selbst feinste Gewebestrukturen sichtbar werden.
Die Aussagekraft der Sonografie steigert sich dadurch erheblich und ist hinsichtlich immer mehr Diagnose-Fragestellungen vergleichbar mit der Bildqualität aus MRT-Systemen. Tumoren können nun viel präziser erkannt, Binnenstrukturen von Organen, zum Beispiel Veränderungen der Scheidewand der Herzkammern, können jetzt mit Ultraschall fein dargestellt werden. Zur MEDICA 2006 führt GE Healthcare ferner eine neue mittelpreisige CT-Familie unter dem Namen „BrightSpeed“ am Markt ein. Die Geräte zeichnen sich vor allem durch eine sehr kompakte Bauweise aus, erklärt der Hersteller und seien daher ideal einsetzbar in kleineren Kliniken oder Facharztpraxen.
Die Firma Biocomfort wendet sich unterdessen mit ihrer Lösung „Health Manager“ nicht nur an Ärzte, sondern vor allem direkt an Patienten. Beim „Health Manager“ handelt es sich um ein Mess- und Überwachungssystem zur persönlichen Gesundheitsvorsorge. Mit ihm können Patienten ohne spezielle technische und medizinische Fachkenntnisse ihren allgemeinen Gesundheitszustand ermitteln oder Langzeit-Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen abschätzen. Das Besondere an dem System ist die Vernetzung diverser Geräte. Die Daten werden bei Erfassung zunächst im Messgerät (z. B. für die Blutdruck- oder Blutzucker-Messung) gespeichert und später automatisch per Funk auf den PC oder den Handheld-PC des Patienten übertragen. Dort übernimmt dann eine installierte Software die Auswertungsarbeit der Daten und vermittelt dem Patienten Empfehlungen für das weitere Vorgehen.
Tele-Kardiologie auf dem Vormarsch
Spannende Erkenntnisse brachten auch die weiteren Vorträge, Produktpräsentationen und Hintergrundgespräche. So thematisierten im Vorgriff auf die MEDICA die Hersteller Biotronik und Medtronic Neuheiten der Herzschrittmacher-Technologie. Daraus folgend zeichnet sich ab, dass die so genannte Tele-Kardiologie, also die Fernüberwachung von Patienten mit Herzinsuffizienz, immer mehr auf dem Vormarsch ist.
Konkret handelt es sich um Herzschrittmacher-Implantate, die schnurlos und unter Ausnutzung von Möglichkeiten der modernen, mobilen Datenfernübertragung (z. B. GPRS-Technologie) und des Internet Herzdaten an den behandelnden Arzt übermitteln können. Aktuelle „Home-Monitoring“-Implantate übertragen mittlerweile mehr als das Zehnfache des Datenvolumens im Vergleich zu früheren Technologie-Generationen. Dem Arzt wird dadurch ein komplettes Bild des rhythmologischen Zustandes des Patienten vermittelt, ohne dass der Patient immer die Arztpraxis aufsuchen muss. Bei außergewöhnlichen Ereignissen zeichnet das Implantat automatisch das intrakardiale EKG auf und sendet es zur Befundung an den Arzt – dieser Ablauf funktioniert sogar, während der Patient schläft.
Medtronic rückte im Rahmen von MEDICA Preview ein Schrittmacher-Implantat für die „Cardiale Resynchronisations-Therapie“ bei Herzinsuffizienz in den Fokus. Das Produkt synchronisiert einerseits die Pumpleistung der beiden Herzkammern, wenn sie bedingt durch Herzschwäche „aus dem normalen Takt“ geraten sind. Und andererseits kann das Produkt Wasseransammlungen in der Lunge, wie sie als Stauung bei Herzinsuffizienz auftreten und zu einer dramatischen Zustandsverschlechterung führen können, messen. Bei Überschreiten eines kritischen Messwertes wird rechtzeitig vor Eintritt einer Notfallsituation ein Alarmsignal ausgelöst. Der Patient weiß dann, dass er einen Arzt für die weiter gehende Behandlung aufsuchen sollte.
Innovatives Infrastruktur-Management hilft Kosten sparen
Um innovative Medizintechnik vermarkten zu können, bedarf es seitens der Industrie nicht mehr nur eines guten Vertriebs. Denn viele Kliniken durchlaufen derzeit als Folge gesundheitspolitischer Einschnitte einen Prozess der Restrukturierung. Behandlungsabläufe gilt es zu optimieren. Das Budget für Neuinvestitionen ist in vielen Kliniken stark limitiert. Diese Problemlage hat Philips Medical Systems jetzt aufgegriffen und ein „Maintenance Management-Konzept“ entwickelt. Grundgedanke hierbei ist, den Kliniken eine umfangreiche Beratung im Sinne einer strategischen Partnerschaft anzubieten. Diese beinhaltet die Analyse von Optimierungspotenzialen in den klinischen Abläufen, eine Investitionsplanung sowie zum Beispiel auch individuell auf die Situation der Klinik zugeschnittene Finanzierungsmodelle.
Dazu übernimmt Philips gegebenenfalls die Neubeschaffung sämtlicher medizintechnischer Anlagen – und zwar auch von Fremdfirmen, so dass die Einkaufsabteilung des Krankenhauses entlastet wird. Dr. Stefan Kratzenberg von Philips erklärt den Vorteil des ganzheitlichen Konzeptes: „Nicht die jeweilige Einzel-Gerätebeschaffung steht im Mittelpunkt der Betrachtung. Es geht vielmehr um die Frage, welches die optimalen Prozesse sind und wie die strukturellen, also auch medizintechnischen Voraussetzungen dafür sind.“ Wie erste Beispiele aus der Praxis zeigen, führt die Umsetzung des Konzeptes sogar tendenziell dazu, dass die Zahl medizintechnischer Geräte in den Kliniken sinkt. Allerdings entsteht dadurch Spielraum für die Anschaffung neuartiger Systeme.
Nano-Medizin für Fortschritte in der Krebsforschung
In seiner „Keynote“ berichtete der Biologe und Biochemiker Dr. Andreas Jordan von der Charité Berlin über große Fortschritte auf dem Gebiet der Krebstherapie unter Ausnutzung nano-medizinischer Erkenntnisse. Minimal-invasiv injiziert, „docken“ spezifisch adressierte, magnetisierte Nano-Partikel an Tumorzellen an und sammeln sich in ihnen an. Wird dann durch entsprechende Behandlungsgeräte ein magnetisches Wechselfeld von außen angelegt, erwärmt sich der Tumor und stirbt dadurch ab.
„Im Gegensatz zu bislang üblichen thermotherapeutischen Verfahren bilden erst die gezielt in den Tumor eingebrachten Nano-Partikel die Grundlage dafür, dass auch wirklich nur der Tumor und nicht etwa gesundes Gewebematerial erwärmt und damit geschädigt wird,“ bringt Dr. Andreas Jordan die Einzigartigkeit der neuen Behandlungsmethode auf den Punkt. Er konnte im Rahmen von MEDICA Preview bereits von erfolgreichen Behandlungen etwa in Bezug auf Hirn- und Prostata-Tumoren berichten. In wenigen Jahren schon soll die Nano-Krebstherapie den Stellenwert der heutigen konventionellen Strahlentherapie erlangen – jedoch ohne Strahlenbelastung für die Patienten.
Reinhold Hölbling, MBmedien GmbH