Das 38. Weltforum der Medizin präsentierte die gesamte Bandbreite an neuen Produkten, Dienstleistungen und Verfahren für den Einsatz in Arztpraxis und Klinikum. Neben dem traditionell sehr hohen Interesse für Medizintechnik und Elektromedizin waren insbesondere physiotherapeutische Verfahren und medizinische IT stärker nachgefragt. Ihrem Ruf als Branchenveranstaltung für Entscheider ist die MEDICA ebenfalls wieder gerecht geworden. Fast 90 Prozent der Fachbesucher sind an relevanten Investitionsentscheidungen mindestens beratend beteiligt, rund 70 Prozent sogar ausschlaggebend oder mitentscheidend. Passend dazu berichteten die Aussteller von einem insgesamt investitionsfreudigen Publikum.
„Viele während der MEDICA und ComPaMED vorgestellte Innovationen verbessern die Patientenversorgung, straffen die Behandlungsabläufe und helfen dadurch die Kostensituation zu entspannen. Offenbar wird die Industrie durch die gesundheitspolitischen Herausforderungen zu wahren Höchstleistungen getrieben,“ unterstreicht Wilhelm Niedergöker, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, die Qualität des gezeigten Angebotes. Diese Einschätzung findet auch Bestätigung durch eine zur MEDICA veröffentlichte Studie der Technischen Universität Berlin, der Unternehmensberatung Droege & Comp. und des Industrieverbandes SPECTARIS. Demnach kann im deutschen Gesundheitssystem durch den Einsatz fortschrittlicher Technik annähernd eine Milliarde Euro eingespart werden.
Eindrücke zur Leistungsfähigkeit speziell auch der deutschen medizintechnischen Forschung und Entwicklung vermittelte bereits die MEDICA-Eröffnungsveranstaltung, in deren Rahmen Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan die diesjährigen Gewinner des „Innovationswettbewerbes zur Förderung der Medizin“ auszeichnete. Siegreich waren zum Beispiel Projekte der Universität Duisburg-Essen (hochauflösende Ganzkörpertomografie), der Universität Bochum (Fotoakustische Bildgebung zur Früherkennung von Brustkrebs), der Medizinischen Klinik Berlin (Spezialfilter-System zur Entfernung von Antikörpern aus dem Blut) oder auch der TemplaTech GmbH Darmstadt (Behandlung von Blaseninfektionen mit einem Implantat aus Silberionen). Während der MEDICA informierte die Sonderschau MEDICA VISION in Messehalle 3 über alle Sieger-Projekte und bot die Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit an den Entwicklungen beteiligten Forschern.
Selbst ist der Patient – neue Produkte für veränderte Ansprüche
Hinsichtlich des weiteren von den Ausstellern präsentierten Angebotes liegen verstärkt im Trend Produkte für die Selbstdiagnostik, die also vom Patienten selbst angewendet und auch selbst bezahlt werden. Vorgestellt wurde auf der MEDICA zum Beispiel der „Gesundheitsmanager für jedermann“, eine Kombination aus Diagnosegeräten (Blutdruck, Blutzucker, Gewicht, Herzratenvariabilität) und Spezialsoftware. Alle Geräte lassen sich via Funktechnik und USB-Stick mit dem Heimcomputer verbinden, auf dem dann die Datenauswertung erfolgt. Das System soll nicht den Arztbesuch ersetzen, jedoch Informationen zum allgemeinen Gesundheitszustand vermitteln und gegebenenfalls zum Arztbesuch auffordern.
Ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein sowie veränderte Ansprüche der Patienten erklären größtenteils auch den Boom der MEDICA im Bereich der Physiotherapie und Orthopädietechnik (über 450 Aussteller). Hier liegt das Augenmerk hinsichtlich der Anwendung innovativer Geräte für die physiotherapeutische Behandlung vermehrt neben Maßnahmen der Rehabilitation (z. B. nach Unfällen oder Operationen) auf dem präventivem Einsatz. So erweitern immer mehr Sport-Center mithilfe entsprechender Experten ihr Angebot um medizinische Beratungs- und Behandlungsleistungen, um ihren Kunden Gesamtlösungen im Sinne einer gesunden Lebensweise und Optimierung des Bewegungsapparates bieten zu können.
Weitere Trendthemen der MEDICA 2006 waren unter anderem Innovationen auf dem Gebiet der Schrittmacher-Technologie, z. B. ein neuartiger Herzschrittmacher mit integriertem „Wasserstandsmelder“ zur Warnung vor einem lebensgefährlichen Wasserstau in der Lunge als Folge von Herzinsuffizienz sowie neue Gerätegenerationen für die medizinische Bildgebung. Exemplarisch hierfür stehen moderne Ultraschallgeräte, die selbst feinste Binnenstrukturen von Organen sichtbar machen können, etwa Veränderungen der Scheidewand der Herzkammern. Dadurch lassen sich auch Tumoren präziser erkennen. Außerdem im Fokus des Interesses: kompakte Laborgeräte und Diagnostika für die Sofortdiagnose direkt am Patientenbett oder in der Arztpraxis.
Trendsetter MEDICA – mehr als 38.000 mit Interesse an IT
Auch ihre Rolle als Trendsetter für die medizinische Informations- und Kommunikationstechnik konnte die MEDICA (420 Aussteller mit Angeboten zu diesem Thema) erneut unter Beweis stellen. Mehr als 38.000 Fachbesucher interessierten sich für dieses Angebotssegment. Zu den Top-Themen zählte so genannte „Enterprise Resource Planning“-Software zur Steuerung und Verknüpfung administrativer und medizinischer Abläufe in Kliniken. Ebenfalls informiert wurde über zahlreiche neue Telemedizin-Anwendungen zur effizienten Fernüberwachung chronisch kranker Patienten sowie über Soft- und Hardware-Strukturen zur Vernetzung von Kliniken und ambulanten Versorgungseinheiten. Ein weiteres IT-Thema, unter anderem auch von den Foren MEDICA meet.IT und MEDICA MEDIA aufgegriffen, war die benötigte Soft- und Hardware im Zusammenhang mit der bevorstehenden Einführung der elektronischen Gesundheitskarten.
Umfangreiches Kongress-Programm mit vielen Highlights
Thematisch umfangreich und ausgerichtet an den vielfältigen Interessen der einzelnen medizinischen Berufsgruppen präsentierte sich wieder das MEDICA-Kongress-Programm. Gerd G. Fischer, Generalsekretär der MEDICA – Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Medizinischen Diagnostik e. V., sagt: „Stark nachgefragt waren Themen der Onkologie, der Geriatrie sowie der seltenen Krankheiten. Und auch ihre eigene Gesundheit haben die Mediziner offenbar mehr im Blick. Burn-Out-Prophylaxe für Ärzte war jedenfalls ein Renner.“
Rund 1.400 Kongress-Teilnehmer aus allen Bereichen des Gesundheitswesens informierten sich im Rahmen des 29. Deutschen Krankenhaustages entsprechend des Generalthemas „Wettbewerb und Leistungsorientierung – Zukunft der Krankenhäuser“ über strategische, ökonomische und gesundheitspolitische Fragestellungen. „Eine stärkere Leistungsorientierung erfordert die Optimierung der Ressourcen und Prozesse im Krankenhaus. Der Krankenhaustag bot dazu die passenden anwendungsorientierten Praxisseminare,“ resümiert Krankenhaustag-Präsident Prof. Dr. Hans-Fred Weiser und verweist darauf, dass die Kliniken trotz anhaltender Kosten- und Ausgabensteigerungen gleichzeitig immer wirtschaftlicher und effizienter arbeiteten. Während die Kliniken Jahr für Jahr durchschnittlich 17 Millionen Patienten stationär behandelten, sei die Zahl der Klinikbetten seit Anfang der 90er-Jahre um 20 Prozent (160.000 Betten) abgebaut worden.
9.500 Fachbesucher kamen zur ComPaMED 2006
Parallel zur MEDICA schärfte die ComPaMED in der Messehalle 8 ihr Profil als internationale Fachmesse für den Zuliefermarkt der medizinischen Fertigung. Die Stände der rund 320 Aussteller wurden von 9.500 Fachbesuchern frequentiert. Insbesondere neue Ansätze und Lösungen aus der Nanotechnologie und der Mikrosystemtechnik bildeten einen thematischen Schwerpunkt der Fachmesse und des Forums „Hightech for Medical Devices“, welches koordiniert wurde vom Fachverband für Mikrotechnik e. V. IVAM..
Termin der nächsten MEDICA in Düsseldorf: 14. bis 17.11.2007 (ComPaMED bis 16.11.2007).
Reinhold Hölbling, MBmedien GmbH