Solvency II verlangt durch die Offenlegungspflicht und Transparenzerfordernisse der so genannten Säule 3 eine neue Dimension des Reportings. Aus diesem Grund gehen alle Befragten davon aus, dass die Informations- und Reporting-Anforderungen gegenüber der Aufsicht, aber auch gegenüber anderen Adressaten, steigen werden. Dagegen wird sich das Ganze weniger im Fall von externen Stakeholdern bestätigen.
63 Prozent der Befragten sagen, dass die Informations- und Reporting-Anforderungen gegenüber der Öffentlichkeit und den Aktionären steigen werden. Eine Zunahme des internen Reportings gegenüber dem Vorstand und anderen Konzernstellen erwarten demgegenüber 89 beziehungsweise 62 Prozent. Mehr als ein Drittel geht davon aus, dass auch die Mitarbeiter des eigenen Unternehmens besser und umfangreicher informiert werden müssen.
Laut der Untersuchung finden 84 Prozent, dass der Bereich "Ausreichende Menge an Daten zum Zwecke der statistischen Risikomodellierung" besonders wichtig für die Versicherungen wird. Die Bedeutung des Bereichs zeigt, dass Solvency II es ermöglicht interne Risikomodelle zu verwenden. Das macht die Verfügbarkeit einer entsprechenden Datenbasis unbedingt erforderlich.
"Die größte Herausforderung von Solvency II sind Daten und Menschen", sagt Matthias Müller-Reichart, Inhaber des Lehrstuhls für Risiko-Management an der Fachhochschule Wiesbaden und Autor der Studie. Aus diesem Grund müsse in die Datenbearbeitung mehr investiert werden. Daten-Upgrades und -Evaluationen sollten übereilten Modellentwicklungen vorausgehen.
Schlecht vorbereitet auf Solvency II
Viele Firmen haben erkannt, dass sie auf die anstehenden Herausforderungen zurzeit noch nicht optimal vorbereitet sind. So meinen beispielsweise nur 39 Prozent, dass sie "gut" beziehungsweise "sehr gut" auf die Datenzugriffe eingestellt sind. Bei der "Kombination von internen und externen Daten, Zugriff auf externe Verlustdatenbanken" sind es nur elf Prozent.
Der Studie zufolge müssen die Versicherer in ihre Software-Lösungen investieren, um eine Solvency II gerechte Risikotransparenz zu gewährleisten. Die Befragten zeigten sich sehr unzufrieden mit den bestehenden Software-Angeboten. Eine mögliche Ursache für die unbefriedigende Umsetzung des risikotechnischen Daten-Managements ist die fehlende Bedarfsorientierung der angebotenen Software-Produkte.
Das Ergebnis zeigt deutliche Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Applikationen für die heterogenen Einsatzgebiete oder Risikokategorien auf. Während die Assekuranzen mit den Marktrisiko-Tools noch vergleichsweise zufrieden sind, scheinen die Instrumente für das Daten-Management/ den Datenzugriff sowie das Data-Warehouse weniger Freude zu bereiten. 26 beziehungsweise 24 Prozent sind mit den Tools in diesem Bereich unzufrieden.
Ein Viertel der Befragten ist nicht besonders glücklich mit den Tools im Bereich des operationellen Risiko-Managements. Der Grund: Es fehlen konkrete, standardisierte Methoden und IT-Lösungen für das Management und die Steuerung operationeller Risiken. Am schlechtesten schneidet die Bestandsverwaltung ab. 29 Prozent kritisierten die verwendeten Lösungen.
Kein Geld für neue Software
Trotz der geringen Zufriedenheit mit den aktuellen Software-Lösungen plant die Mehrheit der Versicherungen im Rahmen von Solvency II keine Implementierung neuer Software. 56 Prozent wollen die anstehenden Herausforderungen mit den bestehenden Tools bewältigen.
Laut der Analyse verspricht Solvency II trotz fehlender Software-Investitionen für IT-Consultants mehr Umsatz. Fast zwei Drittel der Befragten hielten es für wahrscheinlich, dass sie externe Beratungsleistungen im Zusammenhang mit dem Aufbau einer Solvency II kompatiblen IT beanspruchen werden. Zehn Prozent sind sich sicher, dass sie das Großprojekt nicht ohne Hilfe stemmen können. Nur sechs Prozent schlossen externe Hilfe konkret aus.
Für die Studie "Solvency II. Status Quo und Erwartungen" wurden 775 Mitarbeiter von 104 Versicherungsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.