Es ist ein offenes Geheimnis, dass Projekt-Manager in vielen Unternehmen nicht das Ansehen genießen, das ihnen gebührt. Nur wenige wechseln in die Linie – oder werden irgendwann CIO.Wenn dann noch ein Project- Management-Officer kommt und sich als Herrscher über alle Projekte aufspielt oder Scheuklappen anlegt, läuft gar nichts mehr.
Bei einem Heidelberger Anlagenbauer herrschte für Berater zunächst völlige Unklarheit darüber, wer für Projekte zuständig ist. Der CIO verließ kürzlich das Unternehmen, der bisherige Leiter der Project-Offices setzte noch ein Projekt-Management-Tool auf und verabschiedete sich dann ebenfalls Mitte März. Fakt ist, dass sich vorher Rechnungen des Outsourcing-Partners auf dem Schreibtisch ansammelten, bei denen sich nur schwer nachvollziehen ließ, ob sie stimmen. Es gibt zu wenig Abstimmungen zwischen dem Projekt-Office-Leiter und seinen externen Mitarbeitern.
Über das Tool sollen die Mitarbeiter nun via Web ihre Arbeitsstunden eintragen. Wenn sie das nicht tun, schaden sie sich selbst, sagt ein Berater. Wenn sie es trotzdem nicht tun, stimmt das gesamte Portfoliogefüge nicht mehr. Die Ursache für fehlende Akzeptanz liegt darin, dass ein neuer Ansatz Mitarbeitern nicht ausreichend vermittelt wurde.
Hübsche organisatorische Eingriffe gibt es unzählige. OMV sieht sein Projekt-Management-Tool Radar als Steuerknüppel für die Governance. Der Siemens-CIO installiert einen reinen Projekt-CIO. Der Deutsche Ring hat einen neuen Mann für Projekte und Organisation – mit der Mission, die Multiprojektsicht zu fördern.
Doch was helfen neueste und modernste Systeme und Organisationen, wenn die Zahlen, die das Top-Management erhält, hinten und vorne nicht stimmen. Solange die Projektmitarbeiter nicht respektiert werden und sich verantwortlich fühlen, können CIOs noch so oft in die Organisation eingreifen und zentrale Offices schaffen.