Mit der Zeit verliert der PC seine Leistungsfähigkeit, weil die Festplatte regelrecht zugemüllt wird und die Dienste im Hintergrund ständig mehr werden. Allein die PC-Sicherheit mit fast einem halben Dutzend Schädlingsscannern gegen Phishing, Rootkits, Spam, Spyware und Viren frisst immer mehr System-Ressourcen.
Und der Hardware-Hunger neuer Programme mitsamt ihren erforderlichen Updates und neuen Versionen wächst ja auch ständig - ganz zu schweigen von Windows Vista - sofern Sie tatsächlich einen Umzug weg vom soliden XP in Erwägung ziehen oder schon absolviert haben. Wenn Sie also aus diesen oder anderen Gründen das Gefühl haben, Ihr PC schwächelt, dann können Sie natürlich tief in die Schatulle greifen und einzelne Komponenten austauschen.
In einigen Fällen mag das sogar vernünftig sein, um Ihren PC fit zu machen. Bevor Sie aber unnötig Geld ausgeben, probieren Sie doch erst einmal unsere Tuning-Tricks aus. Damit können Sie Grafikkarte, Prozessor, Festplatte und Arbeitsspeicher auf Trab bringen. Das kostet Sie keinen Cent – dank unserer ultimativen Tool-Sammlung.
In ersten Teil unseres Tuning-Ratgebers verraten wir, wie Sie die Rechen-Power von Prozessor und Grafikkarte ausreizen. Die dafür nötigen Tools haben wir im Text direkt mit unserem Download-Center verlinkt, damit Sie gleich loslegen können.
Prozessor: Mehr Tempo für Athlon 64 und Core 2
Mehr Rechenleistung via Systemtakt
Die Prozessor-Baureihen AMD Athlon 64 (X2) und Intel Core 2 (Quad) haben Übertaktungs-Potenzial -insbesondere die „kleinen“ Modelle mit Taktraten ab 1,8 GHz. Den Arbeitstakt einer CPU bestimmt die einfache Formel „Systemtakt x Multiplikator“. Die Taktfrequenz können Sie in der Regel nur via Systemtakt -bei AMD HT-Referenztakt und bei Intel Front Side Bus (FSB) genannt - hochjubeln, da sich der Multiplikator meist nicht weiter heraufsetzen lässt.
Den Systemtakt ändern Sie im Bios, Ihre Hauptplatine muss daher einen Menüpunkt zur Manipulation dieses Parameters vorweisen. Da jeder Hersteller im Bios sein eigenes Süppchen kocht, schauen Sie im Hauptplatinen-Handbuch nach, in welchem Menü sich der HT-Referenztakt beziehungsweise Front Side Bus ändern lässt.
Wichtig: Erhöhen Sie den Systemtakt behutsam in 10-MHz-Schritten, und prüfen Sie nach jeder Änderung die Rechnerstabilität mit einem Stresstest, beispielsweise mit Stressprime 2004 Orthos Beta. Falls Sie Ihrem Prozessor kaum mehr Leistung entlocken können, sollten Sie einen besseren CPU-Kühler einsetzen. Leistungsfähige Modelle wie den Thermaltake Sonic Tower für den 754-, 939-, AM2- und LGA775-Sockel gibt’s bereits für knapp 30 Euro.
Profi-Tipp: Spannung erhöhen
Sie verbessern das Übertaktungs-Potenzial Ihres Prozessors, wenn Sie im Bios die Spannungsversorgung der CPU und des Chipsatzes erhöhen. Im Bios sind diese als „CPU VID“, „CPU (Core) Voltage“ oder „VCore“ respektive „NB Voltage“, „Chipset Voltage“ oder „MCH Voltage“ gekennzeichnet und verbergen sich gewöhnlich im individuell benannten Overclocking-Menü (Hauptplatinen-Handbuch konsultieren!). Hierbei sollten Sie allerdings wissen, was Sie tun, und besonders vorsichtig sein: Wenn Sie eine zu hohe Spannung einstellen, erlebt Ihre Platine den nächsten Neustart nicht mehr.
Heben Sie daher die Spannung in den kleinstmöglichen Schritten an – ideal sind 0,01-Volt-Schritte. So arbeiten beispielsweise die meisten CPUs aus der Baureihe Core 2 Duo mit circa 1,35 Volt und vertragen in der Regel nicht mehr als 1,45 Volt. AMDs CPU-Familie Athlon 64 X2 wiederum arbeitet je nach Modell mit einer Versorgungsspannung zwischen 1,25 und 1,5 Volt – Genaueres verrät CPU-Z im Feld „Voltage“.
Achtung: Mit einer höheren Spannung steigt auch die Abwärme des Prozessors und des Chipsatzes deutlich an und kann so die Systemstabilität beeinträchtigen!
Königsweg: Multiplikator erhöhen
Einige Prozessoren, etwa Intels Extreme-Varianten und AMDs FX-Modelle, besitzen einen frei wählbaren Multiplikator, lassen sich also über das Anheben desselben übertakten. Vorteil: Der Systemtakt bleibt auf dem Standardwert und beeinträchtigt so nicht die Stabilität von abhängigen Komponenten wie Chipsatz und RAM.
Rufen Sie das Bios-Setup auf, und wechseln Sie ins entsprechende Untermenü, etwa „Advanced, CPU Configuration“. Dort finden Sie meist die Option „Modify Ratio Support“, die Sie auf „Enabled“ stellen. Nun ist – meist gleich darunter – die eigentliche Option zum Ändern des Multiplikators („ratio“), beispielsweise „HT Frequency ratio“ oder „Ratio CMOS Setting“, freigeschaltet.
Setzen Sie den Multiplikator um 1 herauf, und speichern Sie die Änderung. Prüfen Sie mit einem Stresstest die PC-Stabilität, und wiederholen Sie den Vorgang, bis Sie die individuelle Taktgrenze Ihrer CPU erreicht haben.
Grafikkarte: Mehr Tempo für ATI- und Nvidia-Chips
Crysis schön flüssig spielen
Der 3D-Shooter Crysis von Crytek ist derzeit der Hardware-hungrigste Titel auf dem Markt. Selbst mit Top-Hardware läuft das Spiel bei höchsten Qualitätseinstellungen unter DirectX 10 nicht flüssig – die Bildwiederholrate bricht im Vergleich zu DirectX 9 bei vergleichbaren 3D-Einstellungen um bis zu 30 Prozent ein.
Also unter DirectX 9 zocken und auf die DirectX-10-Grafikpracht von Crysis verzichten? Nein, denn mit den optimierten Crysis-Konfigurationsdateien sieht der 3D-Kracher unter DirectX 9 fast genauso schick aus wie unter DirectX 10. Lediglich Kleinigkeiten wie Sonnenstrahlen oder Partikeleffekte wirken unter DirectX 10 noch etwas realistischer. Angenehmer Nebeneffekt: Auch Nutzer von Windows XP können so Crysis mit erstklassiger Bildqualität genießen.
Und so gehen Sie vor: Entpacken Sie die Config-Daten, und kopieren Sie alle Dateien mit der Endung „CFG“ in den Unterordner „...\crysis\game\config\cvargroups“ innerhalb Ihrer Crysis-Installation. Vista-Besitzer müssen dann noch den Rendering-Pfad für DirectX 9 einrichten. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die „Crysis“-Spielverknüpfung und tragen unter „Eigenschaften, Ziel“ nach „...Crytek\Crysis\Bin32\Crysis.exe“ ein Leerzeichen und „-DX9“ ein (ohne Anführungszeichen).
Höhere Bildrate mit Treiber-Updates
Obwohl Ihre Grafikkarte laut Spiele-Hersteller die empfohlene 3D-Leistung bietet, ruckelt der Titel, lässt sich nur in einer niedrigen Auflösung spielen oder sieht potthässlich aus. Dann hilft meist die neue Version des Referenztreibers ATI Catalyst beziehungsweise Nvidia Forceware weiter.
Die beiden Grafikchiphersteller fokussieren sich nämlich bei ihrer Treiberentwicklung hauptsächlich auf die verbesserte Darstellung von aktuellen 3D-Spielen. Leistungssprünge von 20 oder gar 30 Prozent sind dabei keine Seltenheit. Ein Treiber-Update lohnt sich derzeit allerdings nur bei Nvidia-Chips aus der Geforce-7-/-8-Generation beziehungsweise bei ATI-Chips aus den Radeon-Baureihen HD 3000/2000 und X1000. Welcher Grafikchip auf Ihrer Karte werkelt, verrät GPU-Z.
Profi-Tipp: ATI und Nvidia bieten auch Beta-Treiber an. Diese Versionen sind mangels Microsofts WHQL-Zertifizierung (Windows Hardware Quality Labs) noch nicht offiziell freigegeben, bieten aber die schnelle Lösung für ein ganz bestimmtes Problem an – meist die flüssigere und hübschere Darstellung eines aktuellen 3D-Spiels. Setzen Sie solche Beta-Treiber wegen der noch nicht abgeschlossenen Kompatibilitätsprüfung daher nur dann ein, wenn Sie direkt von dem Problem betroffen sind und es sofort lösen wollen.
Karten mit ATI-Grafikchips übertakten
Mit ATI-Tool übertakten Sie Grafikkarten auf Basis des gleichnamigen Chipherstellers. Das Programm unterstützt alle Grafikchips bis zum Radeon HD3870 (Ausnahme: Radeon X1950) – kommt aber mittlerweile auch mit allen Nvidia-Chips klar. ATI-Tool ermittelt automatisch die maximal möglichen Taktraten Ihrer Grafikkarte. Dazu klicken Sie auf die Schaltfläche „Find Max Core“ (Grafikchiptakt) beziehungsweise „Find Max Mem“ (Grafikspeichertakt).
ATI-Tool erhöht dann schrittweise die jeweilige Frequenz und prüft dabei, ob Bildartefakte auftreten. Zugleich überwacht die Software die Grafikchiptemperatur – sofern das Modell mit einem Temperatursensor ausgestattet ist – und stoppt den Übertaktungsvorgang beim Erreichen des kritischen Schwellenwertes.
Karten mit Nvidia-Chips übertakten
Für Grafikkarten mit Nvidia-Chip hat sich das Tool Rivatuner etabliert – es unterstützt mittlerweile aber auch ATI-Grafikchips. Um die Taktraten Ihrer Grafikkarte zu manipulieren, klicken Sie nach dem Programmstart rechts oben auf das Dreieck neben „Customize“ und wählen das Grafikkarten-Symbol aus. Versehen Sie nun im Menü „Overclocking“ das Kästchen neben „Enable low-level hardware overclocking“ mit einem Häkchen.
Falls Sie sicher sind, dass Ihre Grafikkarte noch nicht übertaktet ist, ignorieren Sie die Warnmeldung „Reboot is recommended“ mit „Detect now“. Andernfalls klicken Sie auf „Reboot“ und führen dann „Detect now“ aus, um den Werkstakt Ihrer Grafikkarte einzustellen. Jetzt können Sie mit Hilfe der beiden Schieberegler den Grafikchiptakt („Core Clock“) und den Grafikspeichertakt („Memory Clock“) erhöhen.
Da Rivatuner keine Übertaktungsautomatik besitzt, sollten Sie behutsam vorgehen, also die Taktraten in 5-Prozent-Schritten erhöhen und nach jeder Änderung die Stabilität und die Bildqualität prüfen – etwa mit einem 3D-Spiel oder einem Grafik-Benchmark wie 3D Mark 06. Wenn Sie dann die individuellen Grenzen Ihrer Grafikkarte ausgelotet haben, setzen Sie abschließend ein Häkchen vor „Apply overclocking at Windows startup“, damit die Änderungen dauerhaft wirksam werden.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.