Vor sechs Jahren startete Ihr Weg als CIO bei den Schön Kliniken. Inzwischen hat die IT in Krankenhäusern einen anderen Status. Was hat sich bei Ihnen verändert?
Wir mussten lange mit dem Umstand kämpfen, in die Technikecke geschoben zu werden. Inzwischen hat sich die Situation bei den Schön Kliniken zum Guten gewendet. Den Eindruck haben wir mit vielerlei Maßnahmen versucht, zu korrigieren. Inzwischen haben wir eine weitgehend einheitliche Prozesslandschaft im Einsatz, also unternehmensweite Standards etabliert. Diese Entscheidungen hat die komplette Geschäftsführung der Schön Kliniken mit voran getrieben.
Standards helfen ja auch, andere Kliniken in den Verbund mit aufzunehmen…
Ja, Merger sind das Thema schlechthin. Von 2005 bis 2007 haben wir vier Häuser integriert, unter anderem auch das AK Eilbek in Hamburg. Da hilft es, ein strukturiertes Vorgehen zu entwickeln.
Wie gehen Sie da vor?
Die strategische Fitness des Hauses ist die Voraussetzung. Passen die Disziplinen zum Gesamtkonzept? Stimmen die finanziellen Daten? Auf Basis dieser Daten simulieren wir eine Prognose, "First Check" genannt. Fällt diese positiv aus, kommt das Unternehmen für die Schön Kliniken in Betracht. Danach ist die Kernfrage für uns, wie sich das neue Unternehmen strukturiert integrieren lässt, ohne Mitarbeiter und damit das Know-How zu verlieren.
Dafür ist es auch wichtig, quasi auf Knopfdruck die aktuellen Geschäftszahlen auf dem Bildschirm zu haben.
Dafür haben wir ein umfangreiches Berichtssystem über das SAP-BI aufgebaut, das neben einem strukturierten Konzernberichtswesen auch eine flexible und valide Plattform für ad-hoc-Berichte der Patienten-Services bietet. Konzeptionell arbeiten wir derzeit an einem standardisierten Klinik-Berichtswesen, welches betriebswirtschaftliche und medizinisch-therapeutische Daten enthalten wird.
Die Schön Kliniken haben das Budget für die Anbindung von Niedergelassenen auf 2009 verschoben. Warum?
In 2008 ist es für uns wichtig, gute Voraussetzungen für Klinik-Akquisitionen zu schaffen. Dazu gehören neben vielen anderen Dingen erprobte und eingespielte Integrationsprozesse, rollout-fähige Systeme und definierte Standards. Wir sind da schon ziemlich weit, ein paar Hausaufgaben haben wir da aber noch vor uns.
In 2009 wollen wir gezielten Benutzergruppen den Zugang zu dem Portal verschaffen und erste Erfahrungen gemeinsam mit den Niedergelassenen sammeln.
Bis jetzt haben wir ausschließlich für den internen Gebrauch eine Lösung geschaffen - ein so genanntes Einweiser-Marketing auf Basis von SAP BI. So verschaffen wir den Chefärzten einen Überblick über die Top-Einweiser und können ihnen eine Kontakt-Historie zur Verfügung stellen.
Ein Anreiz-System fehlt wohl auch in Hinsicht auf die elektronische Gesundheitskarte (eGK). Wie schätzen Sie die Situation derzeit ein?
Vor 2010 werden wir wohl nicht davon tangiert werden. Allerdings haben wir im Rahmen der Investitionsplanung ein Notfallbudget eGK vorgesehen.
Läuft die elektronische Fallakte (eFa), die Fraunhofer zusammen mit privaten Klinikketten und Unikliniken derzeit vorantreibt der Gesundheitskarte nicht letztlich den Rang ab?
Die eFa ist in der Hausmacht des Verbundes entstanden und bietet keinen allgemein verbindlichen Standard. Denn die vielen unterschiedlichen Systeme müssen über Schnittstellen angebunden werden. Das Gesamtsystem bleibt komplex. Die Gesundheitskarte wird kommen, wenn auch später. Und sie wird, ähnlich wie das System für die LKW-Maut, ein Exportschlager werden. Warten Sie mal ab.