Die Digitalisierung sei eine Tür in eine andere Welt des Wirtschaftens, Arbeitens und Konsumierens, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Die Digitalisierung beeinflusst unsere Wirtschaft so stark wie kaum etwas anderes", heißt es in einem Grußwort der CDU-Politikerin zur CeBIT (20. bis 24. März). Neue Entwicklungen beim 3D-Druck, in der Robotik und der künstlichen Intelligenz könnten Produktionsprozesse und ganze Wertschöpfungsketten revolutionieren.
"Die Analyse riesiger Datenmengen ermöglicht neue Geschäftsmodelle und Produkte, die auf Kundenwünsche genau zugeschnitten sind." Die CeBIT "gewährt uns einen Ausblick darauf, was uns in dieser Welt erwartet". Merkel wollte am Abend mit dem Premierminister des diesjährigen CeBIT-Partnerlandes Japan, Shinzo Abe, die Messe offiziell eröffnen, die am Montag beginnt.
Die CeBIT sieht sich mit ihrer Neuausrichtung auf Geschäftskunden auf Erfolgskurs. Die Zahl der Aussteller sei stabil geblieben, einen Tag vor Beginn der Messe gab es fünf mehr als im Vorjahr, so Messechef Oliver Frese. Zur fünftägigen Veranstaltung mit über 3000 Ausstellern aus 70 Ländern werden rund 200 000 Besucher erwartet. Der Fokus in diesem Jahr liege darauf, die Digitalisierung "anfassbar und erlebbar" zu machen, so Frese. Aus Japan kamen 120 Unternehmen. Die deutsche Industrie könne Mut zu Innovationen von Japan lernen, sagte der Präsident des Digital-Branchenverbandes Bitkom, Thorsten Dirks.
Bereits am Sonntag gaben die ersten großen Unternehmen einen Einblick in die Trends der Veranstaltung. Die Deutsche Telekom will die Vernetzung aller möglichen Techniken im Internet der Dinge mit einem speziellen "Schmalband"-Netz ankurbeln. Der Service solle im zweiten Quartal starten, kündigte der Chef der Geschäftskunden-Sparte T-Systems, Reinhard Clemens, am Sonntag an. Die Sensoren müssten nicht mehr verkabelt werden, weil das Funk-Format extrem stromsparend sei. Und das Signal reiche bis zu fünf Etagen tief in ein Parkhaus hinein, betonte Clemens.
Der Bonner Konzern macht sich diese Merkmale zunutze, um etwa Parkplätze in Hamburg zu vernetzen und von unterwegs aus buchbar zu machen. Die Akkus der Sensoren im Boden der Parkplätze hielten 15 Jahre, sagte Clemens. Als weitere Städte sollen etwa Dortmund, Moers und Saarbrücken folgen. Im Laufe des Jahres will die Telekom das "Schmalband"-Netz (Narrowband) deutschlandweit anbieten. Die Sendeanlagen können in heutige LTE-Systeme und auch in künftigen 5G-Datenfunk integriert werden.
Die Telekom vertreibt für die Technik auch eine Box mit Sensoren, die etwa Temperatur und Vibrationen messen kann. Die Boxen sollen an bestehender Technik wie Industriemaschinen oder Fahrstühlen angebracht werden. Die Batterien der Box halten drei Jahre. "Das wird in der Industrie das Sammeln und Auswerten von Daten massiv vorantreiben", zeigte sich Clemens überzeugt.
Beim Konkurrenten Vodafone skizzierte Deutschlandchef Hannes Ametsreiter die Pläne für den Weg zur "Gigabit-Gesellschaft" mit drastisch schnelleren Netzverbindungen. Zum Jahr 2019 wolle Vodafone im Festnetz Internet-Verbindungen mit einem Tempo von einem Gigabit (1000 MBit) pro Sekunde in Bayern anbieten. In ersten Städten solle die Geschwindigkeit bereits in diesem Jahr verfügbar sein.
Vodafone ist auch beteiligt an dem Plan, ein LTE-Netz auf den Mond zu bringen. Dabei soll das Format LTE-V zum Einsatz kommen, das auf der Erde für für die Vernetzung von Fahrzeugen im Straßenverkehr gedacht ist. "Wir wollen zeigen, dass LTE auf dem Mond funktioniert", sagt Robert Böhme, Chef des Berliner Start-ups Part-Time-Scientists, das sich der privaten Raumfahrt verschrieben hat und gerade eine Mondlandung vorbereitet. Eine Falcon-Trägerrakete soll 2018 mit der Technik von Cape Canaveral starten.
Bei dem ambitionierten Projekt sollen in Kooperation mit Vodafone das Landemodul Alina sowie zwei kleine Lunar Rover des Autoherstellers Audi auf dem Mond mit der Funktechnik ausgestattet werden. Damit könnten sich die Rover voneinander wegbewegen und trotzdem in Verbindung bleiben. Zudem werde eine kontinuierliche Übertragung von Informationen und Bildern zur Erde ermöglicht und vor allem ein Energie-Problem gelöst, erklärt Böhme. (dpa/rs)