Chinas Kohlekurs im Fokus

Merkel, Xi und Macron in Klimagesprächen

16.04.2021
US-Präsident Biden hat zu einem Online-Klimagipfel in einer Woche eingeladen. Vorher stimmen sich Deutschland, Frankreich und die USA mit dem größten Kohleverbraucher China ab - der einer Studie zufolge deutlich mehr tun müsste, um seine Versprechen einzuhalten.

China müsste einer Studie zufolge noch in diesem Jahrzehnt einen großen Teil seiner Kohlekraftwerke abschalten und durch Wind- und Solar-Energie ersetzen, um seine Versprechen beim Klimaschutz einhalten zu können. Die Kohlendioxid-Intensität seiner Energieerzeugung müsste dafür bis 2030 halbiert werden, ermittelte die in London ansässige Forschungsgruppe Transitionzero. Der Umstieg auf saubere Alternativen werde aber langfristig Kosten in Höhe von umgerechnet 1,6 Billionen US-Dollar einsparen, schrieben die Autoren.

Chinas Hang zur Kohle sorgt für Unmut.
Foto: Steve Morfi - shutterstock.com

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wollen an diesem Freitag in einer Videoschalte über verstärkte Bemühungen im Klimaschutz beraten. Auch der US-Klimabeauftragte John Kerry führt in Shanghai zweitägige Gespräche mit seinem Amtskollegen Xie Zhenhua. Es geht um die Vorbereitung des Online-Klimagipfels, zu dem der neue US-Präsident Joe Biden am 22. und 23. April eingeladen hat.

60 Prozent der Energie aus Kohle

China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde und auch der größte Kohleverbraucher. Es stützt seine Energieversorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle. Xi Jinping hat allerdings zugesagt, dass China vor 2060 kohlendioxidneutral sein will. Das bedeutet, dass kein Kohlendioxid ausgestoßen wird oder die CO2-Emissionen vollständig kompensiert werden. Der Ausstoß soll vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen.

Gemessen an der Wirtschaftsleistung sollen die Emissionen nach den Plänen um mehr als 65 Prozent gegenüber 2005 gemindert werden. Der Anteil nichtfossiler Energien soll in China auf etwa 25 Prozent steigen. Kritiker beklagen aber, dass China seine Kohlekraftwerke sogar ausbaut. In China wird die Hälfte der Kohle weltweit gefördert.

In den ersten beiden Monaten dieses Jahres stieg die Förderung um 25 Prozent auf 618 Millionen Tonnen, wie das deutsche Bundesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe berichtete. Der Zuwachs habe rund 124 Millionen Tonnen ausgemacht. "Das ist mehr als die gesamte Jahresförderung deutscher Braunkohle, die 2020 bei 107 Tonnen lag", sagte der Experte Sandro Schmidt vom Bundesamt.

Signale passen nicht zu Neutralitäts-Zusage

"Die kurzfristigen Investitionen und politischen Signale hinsichtlich der Kohleenergie passen nicht mit Chinas Neutralitäts-Zusage zusammen", heißt es auch in der Studie von Transitionzero. Der neue Fünf-Jahres-Plan für 2021 bis 2025, der im März vom Volkskongress verabschiedet wurde, hebe so auch die "Förderung der sauberen Nutzung von Kohle" noch hervor.

Unter Verweis auf die Erfahrungen mit Chinas Bewältigung von Problemen zeigten sich die Transitionzero-Forscher trotzdem zuversichtlich, dass die Neutralitätsvorgabe sogar vorzeitig erreicht werden könnte. "Das Ziel wird sich wahrscheinlich als wesentlich für Chinas wirtschaftliche Wachstumsaussichten erweisen." Die Wende sei "sowohl technisch machbar als auch wirtschaftlich vorteilhaft".

Mit dem Pariser Abkommen hatten sich die knapp 200 Vertragsstaaten darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad. Schon jetzt hat sich Erde aber schon im Vergleich zur vorindustriellen Zeit (1850-1900) um gut ein Grad erwärmt. Man sei auf dem Weg zu einer katastrophalen Erwärmung um drei bis fünf Grad in diesem Jahrhundert, hatte UN-Generalsekretär António Guterres jüngst gewarnt. (dpa/ad)