Bildschirme und LED-Licht

Messe präsentiert neuartige Verpackungen

08.05.2014
Im Einkaufsregal herrscht Konkurrenzkampf. Um mehr Aufmerksamkeit zu schaffen, entwickelt die Industrie neue Verpackungen mit integriertem Bildschirm. Bei den Nahrungsmitteln ist Nachhaltigkeit gefragt.

Minibildschirme, LED-beleuchtete Schminkspiegel und Lautsprecher einerseits. Vakuumverpackungen, die Feuchtigkeit aufnehmen, auf der anderen Seite. Die Verpackungsindustrie will nicht nur durch verrückte Ideen auf Produkte aufmerksam machen, sondern denkt bei Lebensmittelverpackungen nachhaltig. Das zeigen die neuen Trends auf der weltweit bedeutendsten Messe für die Verpackungsbranche "Interpack" in Düsseldorf. Der Handel mit den Hüllen ist ein Milliardengeschäft: Der Umsatz mit Packmitteln stieg im vergangenen Jahr laut Gemeinschaftausschuss Deutscher Verpackungshersteller (GADV) um 1,0 Prozent auf 32,1 Milliarden Euro.

Mit multimedialen Faltschachteln wollen Hersteller unter anderem Kunden aus dem Kosmetikbereich ansprechen. Noch in diesem Jahr könnten sie im Handel zu kaufen sein, glaubt die Vertreterin des Herstellers Edelmann, Corinna Niederberger. Lippenstifte oder Wimperntusche sind dann in aufwendigen Boxen verpackt, die beim Öffnen Musik abspielen. Auf Briefmarken großen Bildschirmen können Kundinnen dann beispielsweise Videos mit Schminktipps abspielen oder sich im integrierten Spiegel mit LED-Licht begutachten. "Anschließend können die Displays über einen USB-Stick selbst bespielt werden", sagt Niederberger.

Vielleicht müssen sich Drogeriemarktkunden in Deutschland demnächst auch auf Antipickelcremes und Tinktur gegen Altersflecken aus einem dicken Filzstift gewöhnen. So soll laut Hersteller schneller und punktgenauer aufgetragen werden können. Auch bei Medikamenten sei diese Neuentwicklung bereits eingesetzt worden.

Während bei Beautyprodukten mit aufwendigen Verpackungen gearbeitet wird, bemühen sich Hersteller im Lebensmittelsektor darum, die Hüllen zu reduzieren und Produkte länger haltbar zu machen. Mit intelligenten Verpackungen will die Industrie einen Teil dazu beitragen, dass ein Zahl deutlich verringert wird: 1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel werden weltweit pro Jahr weggeworfen oder verderben, schätzt die Initiative "Safe Food". Die zur vergangenen Interpack 2011 gegründete Kooperation der Welternährungsorganisation (FAO) und der Messe Düsseldorf tritt für Lösungen dieses Problems ein.

Ein großes Potenzial wird vor allem in Afrika gesehen, wo viele Nahrungsmittel verderben. In Entwicklungsländern müssten Verpackungen überhaupt erst eingesetzt werden. "Es geht uns nicht darum, hier einfach nur mehr Verpackungen einzusetzen, sondern durch angemessene Basistechnologien weniger Lebensmittel auf dem Weg vom Feld bis zum Verbraucher zu verlieren", sagt der Direktor der Interpack und der Initiative Save Food, Bernd Jablonowski.

In Deutschland will die Verpackungsindustrie dafür sorgen, dass Lebensmittel seltener unnötig weggeworfen werden. So entzieht eine Hohlkammer frischen Produkten wie Fisch oder Fleisch ausgetretene Flüssigkeit. Das Ergebnis: Die Lebensmittel sind länger haltbar. "Ein paar Cent mehr müssen für diese Qualität aber ausgegeben werden", heißt es beim Leiter der Anwendungstechnik von Hersteller Sealpac, Hans Heinrich.

Im Gegenzug machen Experten auf das Recycling-Problem aufmerksam. Lebensmittel durch entsprechende Verpackung länger haltbar zu machen, sei richtig, erklärt der Experte vom WWF Deutschland, Bernhard Bauske. "Allerdings ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen, was aus den daraus hervorgehenden Müllmengen wird: Verpackungsmittelhersteller und die Anwender von Verpackungen müssen Verantwortung dafür übernehmen, dass dort nicht so viel Plastikmüll in der Umwelt landet." (dpa/rs)