Erst im Sommer 2011 hatte GE zusammen mit Intel ein Joint Venture für den Gesundheitsbereich ins Leben gerufen: Als Aufgabenfeld wurde die gemeinsame Entwicklung von IT-gestützten Geräten für die medizinische Versorgung zu Hause genannt. Patienten sollen so rund um die Uhr beobachtet und unterstützt werden. Gleichzeitig geht es um eine Reduzierung der gesamtgesellschaftlichen Ausgaben für die Gesundheitssysteme.
Nun folgt ein weiteres Joint Venture: Microsoft und GE streben den Aufbau einer Plattform für Patientendaten an, in die eigene Produkte, aber auch solche von Drittanbietern integriert werden sollen. Außerdem will das 50:50-Joint-Venture klinische Applikationen entwickeln, mit denen sich das Gesundheitsmanagement verbessern lässt.
Das Gemeinschaftsunternehmen soll in der Nähe des Hauptsitzes von Microsoft in Redmond (im US-Staat Washington) und in Salt Lake City (Utah) angesiedelt und von GE-Mann Michael Simpson geführt werden. Zunächst will man ab der ersten Jahreshälfte 2012 über 700 Mitarbeiter beschäftigen. Die meisten von ihnen arbeiten gegenwärtig bei Microsoft in der "Health Solutions Group" und bei GE Healthcare IT in der "Healthcare Knowledge & Connectivity Solutions Group".
Starttermin noch unklar
Ein genauer Starttermin für das Joint Venture steht noch nicht fest. Auch wurde nichts darüber mitgeteilt, wie viel Kapital beide Partner investieren wollen. Bis jetzt steht lediglich fest, dass Microsoft geistiges Eigentum in Form der Gesundheitsplattform "Amalga" und der Single-Sign-on-Technologien "expreSSO" und "Vergence" einbringen wird, während GE "eHealth Information Exchange" und "Qualibria", eine Umgebung für klinische Wissensanwendungen, beisteuert. Qualibria wurde in Kooperation mit Intermountain Healthcare und der Mayo-Klinik entwickelt.
Nicht alles an den bestehenden Gesundheits-Produkten soll in dem Joint Venture aufgehen. Auch nach dem Geschäftsbeginn des Joint Venture werden Microsoft und GE weiter selbstständig Healthcare-Produkte verkaufen. Dazu zählt HealthVault von Microsoft, ein Online-Dienst für medizinische und Patienteninformationen. Laut Nate McLemore, verantwortlich für Microsofts "Health Solution Group", soll dieser Service als Cloud-Angebot weitergeführt werden.
130 Milliarden Euro Marktvolumen in Deutschland
Wie der Branchenverband Bitkom gerade auf dem deutschen IT-Gipfel bekannt gab, zählt Healthcare-IT auch hierzulande zu den Wachstumsmärkten. In Deutschland sei zukünftig mit einem Gesamtvolumen von 130 Milliarden Euro für den Aufbau intelligenter Computernetze einschließlich des Gesundheitswesens zu rechnen. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung sollen in den USA seit 2009 sogar schon 35 Milliarden Dollar aus dem staatlichen Konjunkturprogramm (Gesamtumfang: 787 Milliarden Dollar) allein in Healthcare-IT investiert worden sein.
Allerdings gilt gerade der Gesundheitsbereich als besonders sensibel, was die digitale Speicherung von Patientendaten angeht. So meinte Bitkom-Präsident Dieter Kempf auf dem Münchner IT-Gipfel: "Sicherheit und Datenschutz werden eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz intelligenter Netze spielen." Das zeige auch eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Bitkom.
Demnach sehe zwar eine große Mehrheit der Bundesbürger einen Modernisierungsbedarf in den Bereichen Bildung (83 Prozent), Energie (73 Prozent), Gesundheit (73 Prozent), Verkehr (64 Prozent) und Behörden (60 Prozent), doch gebe es auch verbreitete Vorbehalte. So hält eine Mehrheit von 54 Prozent die Digitalisierung von Informationen für sinnvoll, aber 40 Prozent äußern sich skeptisch.
Kempf vom Bitkom bemerkt dazu: "Lenkt man die Aufmerksamkeit auf die großen Datenmengen, die bei der Digitalisierung verarbeitet werden, gewinnen die kritischen Stimmen die Oberhand." Nur noch ein Drittel der Befragten sehe in der Verarbeitung großer Datenmengen in den genannten Bereichen eher Vorteile, 59 Prozent sagen, die Risiken überwiegen.
Google stellte Health-Angebot wieder ein
Microsoft und GE werden sich intensiv um die Akzeptanz ihrer geplanten Plattform bei Ärzten und Bevölkerung kümmern müssen. "Google Health", ein 2008 begonnenes ähnliches Programm, wurde schon Mitte 2011 wieder eingestellt. Es habe, so Google, nicht die breite Bedeutung gewinnen können, die man sich erhofft hatte.