Die Sentillion-Produkte sollen langfristig mit Microsofts Software Amalga Unified Intelligence System (UIS) kombiniert werden. Amalga war erst vor drei Jahren von Microsoft übernommen worden. Amalga wie auch Sentillion zielen darauf ab, die Patientenversorgung durch kontinuierlichen Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen IT-Applikationen in den Institutionen des Gesundheitswesens zu verbessern. Zunächst soll Sentillion seine Produkte weiter allein anbieten und für den Support sorgen, während Microsoft die Verschmelzung beider Produktlinien vorbereitet.
Hintergrund auch für diese Akquisition ist die wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitssektors. In die Patientenversorgung fließen pro Jahr allein in Deutschland mehr Milliarden, als im Automobilsektor umgesetzt werden. So gesehen ist der "Gesundheitsmarkt" mit zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts der größte deutsche Wirtschaftssektor. Dies weckt verstärkte Begehrlichkeiten seitens jener Unternehmen, die medizinische Geräte oder Hard- und Software zur Verbesserung des Workflows in Arztpraxen und Kliniken liefern beziehungsweise liefern wollen.
In den USA sind Sentillion-Produkte in den Krankenhäusern etwa zehn mal häufiger verbreitet als die von Microsoft Amalga. Die US-Regierung plant laut IDC, etwa 20 Milliarden Dollar für die Digitalisierung von Gesundheitsdaten auszugeben – es lohnt sich also, mit geeigneten Produkten auf dem Markt präsent zu sein.
Sentillion ergänzt laut Microsoft Amalgas Echtzeit-Datenaggregation UIS um Context-Management und Technologie für Single-Sign-on. Damit soll der Datenzugriff in Echtzeit um weitere Daten erweitert werden. So sind bisher viele KIS-Systeme nicht direkt an medizinische Datenquellen angeschlossen. Kombinierte Lösungen sollen auch den Workflow zwischen den Klinikabteilungen verbessern.
Sentillion integriert Applikationen und Daten
Amalga UIS adressiert ein Problem fast aller Institutionen im Gesundheitswesen: die Integration der stetig wachsenden Datenmengen an klinischen, administrativen und finanziellen Informationen, die zugleich für alle beteiligten Ärzte, Laboranten, Hilfspersonal und die Verwaltungsangestellten aufbereitet werden müssen.
Sentillion integriert unterschiedliche Applikationen und Daten im klinischen oder geschäftlichen Bereich, egal ob sie Web- oder Windows-basiert sind oder ob sie aus Legacy-Systemen stammen.
Der Einsatz solcher integrierenden Lösungen hat in der Praxis – wie schon bestehende KIS-Systeme – mit dem Problem zu kämpfen, dass das Gesundheitswesen in allen Ländern nach nationalen und gruppenegoistischen Kriterien und Interessen organisiert ist. Anders als bei sonstigen IT-Systemen sind deshalb weitaus mehr nationale Anpassungen und Ergänzungen der Software erforderlich. Was in den USA oder den Niederlanden funktioniert, funktioniert noch lange nicht in anderen Ländern.