Windows-Tablet

Microsoft Surface 3 im Test

18.05.2015 von Thomas Rau
Ohne Pro, aber mit echtem Windows 8.1: Das Surface 3 soll Käufer überzeugen, die mit einem Windows-Tablet arbeiten wollen, dafür aber keine Notebook-Leistung benötigen.

Das Surface ist tot. Es lebe das Surface. Auf dem Surface 3 installiert Microsoft ein normales Windows 8.1 und begräbt damit das misslungene Experiment mit der ARM-Variante Windows RT, mit dem die beiden Vorgänger ausgestattet waren.

Trotzdem bleibt der Unterschied zwischen Surface und dem Profi-Tablet Surface Pro erheblich. Denn im Surface 3 arbeitet kein leistungsfähiger Core-Prozessor, sondern eine Atom-CPU. Außerdem liegt dem Surface 3 der Eingabe-Stift nicht bei, den die Pro-Version mitbringt. Er kostet 50 Euro extra. Der im Tablet eingebaute Standfuss lässt sich nur in drei verschiedene Positionen einstellen, nicht stufenlos wie beim Surface Pro 3.

Stellung: Der eingebaute Kickstand lässt sich in drei Positionen fixieren
Foto: Microsoft

Einige Unterschiede sprechen aber für das günstigere Surface: Sie laden das Tablet über einen Micro-USB-Buchse, nicht mehr über einen speziellen Stromanschluss. Per OTG-Kabel lässt sich daran auch ein USB-Stick oder eine USB-Festplatte anschließen. Einen USB-3.0-Port in Standardgröße bringt das Surface 3 aber auch mit. Außerdem braucht das Surface 3 wegen des schwächeren und sparsameren Prozessors keinen Lüfter. Es bleibt also im Betrieb immer vollkommen lautlos, wie Sie es von einem Tablet erwarten. Im Surface Pro 3 muss ein kleiner Lüfter die Abwärme des Core-Prozessors entsorgen.

Endlich 64-Bit und 4 GByte RAM

Im Surface 3 gibt der neue Atom-Prozessor x7 sein Debut. Das Modell Z8700 arbeitet mit 1,6 GHz und basiert auf der neuen Atom-Generation Cherry Trail. Sie ist wie die aktuellen Notebook-CPUs der Broadwell-Generation im 14-Nanometer-Verfahren gefertigt, während alle anderen aktuellen Windows-Tablets noch mit einem Atom der Vorgänger-Generation Bay Trail angetrieben werden. Beide Atom-Generation sind eigentlich 64-Bit-fähig. Doch erst beim Surface 3 können Sie den 64-Bit-Atom wirklich nutzen: Denn auf diesem Tablet läuft eine 64-Bit-Version von Windows 8.1. Bisher war auf allen Atom-Tablets die 32-Bit-Variante installiert, weil es Probleme mit den 64-Bit-Treibern gab. Wegen des 64-Bit-Windows macht auch die Speicherausstattung von 4 GB Sinn. Denn die kann das Tablet komplett nutzen.

Microsoft Surface 3 -
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3
Microsoft Surface 3

Im Surface 3 steckt die neue Atom-Generation

Bei der Rechenleistung liegt das Surface 3 daher meist deutlich vor den anderen Atom-Tablets mit Windows. Der größere Arbeitsspeicher und der schnellere Prozessor erhöhen die Leistung vor allem bei der Bild- und Videobearbeitung sowie beim Multi-Tasking. Diese Aufgaben erledigt das Surface 3 teilweise doppelt so schnell. Weniger deutlich ist der Vorsprung bei Office oder bei Basis-Aufgaben wie Surfen und E-Mail: Hier ist das Surface 3 nur rund 20 Prozent schneller.

Aufpreis: Das Type Cover kostet 150 Euro extra. Es ist in fünf verschiedenen Farben erhältlich.
Foto: Microsoft

Große Excel-Tabellen und umfangreiche Texte lassen sich auch auf dem Surface 3 nicht verzögerungsfrei bearbeiten. Gleiches gilt für Präsentationen. Wer echte Notebook-Rechenleistung im Tablet-Format will, kommt deshalb auch künftig nicht ums Surface Pro 3 herum. In den fast allen Tests, vor allem den Office-relevanten wie Bearbeiten, Formatieren und Durchsuchen umfangreicher Texte und Tabellen ist es deutlich leistungsfähiger - auch wegen seines Flash-Speichers, der schneller ist als die eMMC-Flash-Karten in den Atom-Tablets.

Nutzen Sie das Surface vor allem als Tablet, also für Videos, E-Mails und zum Surfen, funktioniert alles so reibungslos wie bei anderen Windows-Tablets. Scroll- und Zoom-Gesten setzt es flüssig um, meistens auch im Desktop-Modus. Dort vermiest Ihnen vor allem die nicht touch-optimierte Oberfläche den Spaß. Uneingeschränkt top ist das WLAN-Tempo des Surface 3. Sein AC-WLAN arbeitet mit zwei Antennen und erreicht über eine kurze Distanz damit eine Datenrate von über 130 MBit/s - so schnell wie das iPad Air 2.

Rund sieben Stunden Akkulaufzeit

Der neue Prozessor macht das Surface 3 nicht sparsamer: Im Akkubetrieb hält es knapp unter sieben Stunden beim WLAN-Surfen und knapp über sieben Stunden bei der Film-Wiedergabe durch. Der Gesamtverbrauch liegt dabei knapp über vier Watt. Einige Windows-Tablets mit Z3xxx-Atom kommen vor allem bei der Video-Wiedergabe unter knapp vier Watt. Das Gesamtpaket aus höherer Leistung und ähnlichem Stromverbrauch spricht aber für den x7-Atom.

Mobilität

Akkulaufzeit: Internetzugriff per WLAN / Video abspielen

6:45 Stunden / 7:07 Stunden

Gewicht (mit Akku) / Gewicht Netzteil

623 / 142 Gramm

Das Surface 3 gibt es derzeit in zwei Ausstattungen: Mit 64 GB Speicher und 2 GB RAM kostet es 599 Euro, unser Test-Modell mit 128 GB und 4 GB RAM gibt es für 719 Euro. LTE-Modelle werden später folgen. Ein Schnäppchen ist das Surface 3 daher nicht. Und gerade die Zielgruppe, die Microsoft für sein Tablet im Visier hat, nämlich Schüler und Studenten werden sich überlegen, ob sie nicht auf den großen Speicher verzichten, und lieber zu einem günstigeren Tablet mit 32 GB greifen, wie dem Lenovo Yoga 2 Tablet, das für 400 Euro auch noch LTE mitbringt.

Top-Verarbeitung, stabiles Gehäuse

Abgesehen vom großen internen Speicher, der sich beim Surface 3 über eine Micro-SD-Karte noch erweitern lässt, liegen die Unterschiede zu günstigeren Windows-Tablets weniger in den Ausstattungsdaten, sondern in der Qualität. Das merken Sie am absolut stabil verarbeiteten Gehäuse: Es ist in einer glatten, hellgrauen Magnesium-Legierung gefertigt. Die hinten oben abgesetzte dunkelgraue Abdeckung, hinter der die Antennen liegen, schließt bündig mit dem Gehäuse ab.

Das Surface 3 ist mit 8,6 Millimeter Höhe und 623 Gramm Gewicht deutlich breiter und schwerer als das iPad Air 2 oder das Galaxy Tab S. Trotzdem liegt das nach unten schmal zulaufende Tablet angenehm ausbalanciert in den Händen. Die beiden Lautsprecher sitzen gut versteckt in kleinen Einbuchtungen des Panel-Rahmens.

Zum Video: Microsoft Surface 3 im Test

Full-HD-Display im 3:2-Format

Das 10,8 Zoll große Display zeigt 1920 x 1280 Pixel. Durch dieses 3:2-Seitenverhältnis können Sie dem Surface 3 etwas bequemer im Hochformat arbeiten als mit anderen 10-Zoll-Tablets. Die Bildqualität ist gut, das Display leuchtet hell und ist kontraststark. Der sehr weite stabile Blickwinkel sowie die Farben, die auf dem Surface 3 sehr satt und natürlich erscheinen, machen es auch für Film und Fotos empfehlenswert.

Die Punktedichte liegt mit 214ppi niedriger als beim Air 2 oder dem Galaxy Tab S. Trotzdem erscheinen Schriften ohne störende Stufen, wenngleich bei ganz genauem Hinschauen nicht ganz so gedruckt wie auf den Tablets mit höherer Punktedichte.

Display

Diagonale / Auflösung / Punktedichte

10,8 Zoll / 1920 x 1280 Pixel

Helligkeit / Kontrast / Entspiegelung

350 cd/m² / 1064:1 / gering

Wie bei den meisten aktuellen Windows-Tablets bekommen auch Käufer des Surface 3 ein Jahres-Abo von Office 365 Personal. Zu einem Arbeitsgerät wird das Surface 3 aber erst mit einer optionalen Tastatur: Das Type Cover mit Hintergrundbeleuchtung kostet 150 Euro, sie ist in fünf verschiedenen Farben erhältlich. Es hält magnetisch am Tablet und lässt sich flach oder in einer ergonomischen Schrägstellung befestigen. Mit Tastatur ergibt sich ein Gesamtgewicht von 888 Gramm.

Bei der Tastatur hat Microsoft den Wechsel von Windows 8 auf Windows 10 schon vorgezogen: Sie finden dort jetzt wie auf einer Notebook-Tastatur Tasten wie PrtScn und Einfügen statt Suche, Teilen oder Geräte hinzufügen, die noch auch die Windows-8-Bedienung angepasst waren. Sie können schnell und sicher, aber nicht sehr bequem auf dem flachen Type Cover schreiben: Druckpunkt und Hub gehen in Ordnung, die Tasten prellen aber recht laut. Außerdem ist die Kombination Surface plus Type Cover weniger geeignet für unterwegs als ein 2in1-Gerät mit echter Tastatur: Nur auf einer ebenen Oberfläche steht das Tablet dann stabil. Auf den Oberschenkeln platziert, bekommt es dagegen Gleichgewichtsprobleme. Am sichersten steht es, wenn Sie den Standfuss am weitesten ausklappen.

Fazit

Endlich ein richtiges Tablet von Microsoft! Das Surface 3 überzeugt, weil es mit einem Standard-Windows läuft, mehr Rechenleistung mitbringt als die meisten Windows-Tablets und deutlich besser verarbeitet ist. Eigentlich optimal, wenn Sie ein Tablet überwiegend als Tablet nutzen und höchstens gelegentlich als Notebook-Ersatz.

Doch genau für diese Zielgruppe ist der Preis zu hoch: Die Vorteile, die das Surface 3 gegenüber Windows-Tablets hat, die 200 Euro weniger kosten, fallen zu gering aus. Und bei einem Komplettpreis mit Tastatur von 870 Euro ist der Schritt zu einem leistungsfähigeren und ergonomischeren Ultrabook nicht mehr weit.

Alternative: Das Lenovo Yoga 2 10 ist kaum schwerer, hat aber eine deutlich längere Akkulaufzeit. Und es bringt für rund 400 Euro nicht nur LTE, sondern auch eine Tastatur mit.

Quickinfo: Microsoft Surface 3

Prozessor

Intel Atom X7-Z8700 (1,6 GHz, Quad)

Arbeitsspeicher

4 GByte

Maße (L x B x H)

26,6 x 18,7 x 0,86 cm

Betriebssystem

Windows 8.1 (64 Bit)

eingebauter Speicherplatz (Art) / davon frei

128 GByte (Flash) / 89.3 GByte

Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS

11ac / 4.0 / nicht vorhanden / nein

Anschlüsse

2x USB (Standard, Micro), 1x Mini-Displayport

Kartenleser (Formate)

ja (Micro-SD)

Einschub für SIM-Karte

nein

Kamera

ja (3264 x 2448 Pixel)

Internetkamera

ja (2304 x 1536 Pixel)

Audioausgang

1

Mikrofon

ja

Lichtsensor

ja

Lieferumfang

Netzteil, USB-Kabel

Preis (UVP / Straßenpreis)

719 Euro / 719 Euro

Garantie

12 Monate