Virtualisierung wird in den nächsten Jahren einer der wichtigsten Treiber für den Markt mit Infrastruktur-Software sein. Firmen setzen verstärkt auf das Konzept, um ihre Ausgaben für Informationstechnologie zu senken, schneller auf neue Anforderungen reagieren zu können und ihren Energieausstoß zu verringern. Allein in diesem Jahr soll der weltweite Umsatz mit Virtualisierungs-Software laut den Marktbeobachtern von Gartner um 43 Prozent wachsen, auf dann 2,7 Milliarden US-Dollar.
Die gesamten Ausgaben für Software für Virtualisierungs-Infrastruktur, Virtualisierungs-Management und gehostete virtuelle Desktops (HVD) sollen innerhalb der kommenden fünf Jahre auf 8,1 Milliarden Dollar wachsen, wie Gartner in seinem Bericht "Dataquest Insight: Virtualization Market Size Driven by Cost Reduction, Resource Utilization and Management Advantages" vorausberechnet.
Im Infrastruktur-Markt geht Gartner davon aus, dass VMware und Microsoft ihre beherrschenden Stellungen behalten. Microsoft werde wahrscheinlich die Marktführerschaft von VMware anzugreifen versuchen. Die Redmonder könnten vor allem im Geschäft mit kleinen und mittelgroßen Firmen zulegen.
Auf dem Markt für Lösungen zum Virtualisierungs-Management tummeln sich nach Angaben der Marktforscher derzeit mehr als 100 Anbieter. Die Beobachter erwarten, dass künftig Hersteller von Infrastruktur-Lösungen verstärkt auch in dieses Segment vordringen werden. Auf Dauer werde es zu einer Konsolidierung der Anbieterlandschaft kommen.
Das Geschäft mit Hypervisor-Software, die die Hardware-Ressourcen den virtuellen Maschinen zuweist, wird sich am schwächsten entwickeln. Denn immer mehr Funktionen dieser Infrastruktur-Programme würden von Hardware-Komponenten übernommen. Der Großteil des größer werdenden Marktes wird dagegen auf Lösungen zum Virtualisierungs-Management entfallen. Dieser Teilmarkt soll bis 2013 um jährlich 38 Prozent größer werden, auf dann 4,6 Milliarden Euro.
Hosted Virtual Desktops als neuer Trend
Firmen setzen Lösungen zum Virtualisierungs-Management ein, um Geld zu sparen und die Nutzerzufriedenheit mit den Diensten zu erhöhen, die über die virtuelle Umgebung angeboten werden. Die Management-Software ist entweder in die Infrastruktur eingebettet oder wird von dritten, unabhängigen Anbietern bezogen.
Für das stärkste Wachstum auf dem Virtualisierungsmarkt wird das im Entstehen begriffene HVD-Geschäft sorgen. Gartner prophezeit dafür in den nächsten fünf Jahren eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 92 Prozent. 1,9 Milliarden Dollar sollen 2013 mit dieser Technologie weltweit umgesetzt werden.
Markteintritt von Citrix als Gütesiegel
HVDs sind eine vollständige Nutzerumgebung in Form eines Thick-Clients mit Betriebssystem und Anwendungen, die als Virtuelle Maschine auf einem Server betrieben wird. Die Nutzer greifen über ihre Endgeräte darauf zu, zum Beispiel über einen Browser. Alle Vorgänge in den Anwendungen werden auf dem Server ausgeführt, auf dem die Virtuelle Maschine angelegt ist.
Die derzeit noch beschränkten Möglichkeiten virtueller Desktops würden durch technische Neuerungen in den nächsten Jahren verbessert, so dass HVDs immer geeigneter für den professionellen Einsatz würden, sagen die Marktforscher von Gartner voraus. Bis 2010 werde ihre Akzeptanz daher deutlich steigen, ihre Verbreitung zunehmen. Der Eintritt des Anbieters Citrix in diesen Markt sei für viele Firmen eine Art Gütesiegel für den HVD-Ansatz.
Auf Citrix wird Gartner zufolge wahrscheinlich Microsoft mit seiner HVD-Lösung folgen. Gleichwohl werde VMware auch über 2010 hinaus das Geschäft wesentlich prägen. Der derzeit auch mit kleineren Anbietern überfüllte Markt werde sich in den nächsten Jahren lichten, meinen die Gartner-Beobachter. Es sei mit Übernahmen und Fusionen zu rechnen.
Management-Prozesse definieren
Wenn IT-Abteilungen auf den HVD-Zug aufspringen wollen, müssen sie Gartner zufolge zunächst Management-Prozesse definieren wie für den Einsatz des traditionellen PCs. Obwohl die virtuellen Desktops viel standardisierter seien und zentraler betrieben werden könnten als PCs, sei es schwierig, sie über ihre gesamte Einsatzzeit hinweg vorausschauend zu verwalten. Firmen sollten daher zusätzlich Geld zur Behebung unvorhergesehener Probleme einplanen.
Nötig sind der Marktvorausschau zufolge außerdem Berechnungen über die finanziellen Auswirkungen des HVD-Einsatzes. Diese Berechnungen müssten so gestaltet sein, dass sich Kosten und Nutzen mit denen des PC-Einsatzes vergleichen ließen. Außerdem sei zu überprüfen, wie die speziellen Modelle für Betriebssysteme und Anwendungen der HVD zu den Management-Werkzeugen des Unternehmens passen.