Der Siegeszug von Smartphones und Tablets zwingt Microsoft zu einer radikalen Neuaufstellung. Konzernchef Steve Ballmer verkündete eine der größten Umbauaktionen in der Geschichte des Windows-Riesen. Die Sparten werden neu geschnitten und die Verantwortlichkeiten im Management neu verteilt, um firmenübergreifend besser zusammenzuarbeiten. Ziel ist es, mit Apple und Google im mobilen Zeitalter mitzuhalten.
"Wir sehen unser Produktportfolio ganzheitlich und nicht als eine Reihe von Inseln", erklärte Konzernchef Steve Ballmer in einem Schreiben an die Mitarbeiter. Beispielsweise werden künftig alle Betriebssysteme unter einem Dach entworfen; das gleiche gilt für die Entwicklung aller Geräte wie der Spielekonsole Xbox oder des eigenen Tablet-Computers Surface.
Der Umbau werde es Microsoft ermöglichen, Innovationen mit "größerer Geschwindigkeit, Effizienz und Leistungsfähigkeit in einer sich schnell wandelnden Welt" umzusetzen, schrieb Ballmer. Er reagiert damit auf die schrumpfenden PC-Verkäufe. Die meisten Notebooks und Desktop-Rechner laufen mit dem Betriebssystem Windows, was bislang eine scheinbar unerschöpfliche Geldquelle war. Doch im mobilen Geschäft hinkt der Konzern den Rivalen hinterher. Hier sind Apple mit iPhone und iPad sowie Google mit seinem Android-System führend.
"Als ein einziges Unternehmen zusammenzuarbeiten ist ein großer kultureller Umbruch für Microsoft", kommentierte Carolina Milanesi vom Marktforscher Gartner die Neuaufstellung. Vor allem die Zusammenlegung von Windows und Windows Phone mache aber absolut Sinn, erklärte Technologie-Analyst Avi Greengart im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Computerbranche sei heutzutage mobil.
Mit dem neuen Zuschnitt werden auch die Manager neue Aufgaben bekommen. Für die Betriebssysteme ist Terry Myerson verantwortlich, der bislang nur für Smartphones zuständig war. Die bisherige Windows-Chefin Julie Larson-Green übernimmt die Gerätesparte, die mit Microsofts eigenem Tablet Surface massiv an Bedeutung gewonnen hat. Skype-Chef Tony Bates kümmert sich nun um Partnerschaften und die Strategie. Offenbar ein Karriesprung: Sein Konterfei taucht in der Übersicht des Führungszirkels direkt neben dem von Steve Ballmer auf.
Konzernchef Ballmer hatte eine Neuaufstellung schon seit längerem angedeutet. Er will weg vom Image Microsofts als vornehmlichem Software-Konzern. Stattdessen legt er den Fokus auf Geräte und Services. Damit nähert sich das Unternehmen stärker Apple an, wo Geräte und Programme Hand in Hand gehen. Die Strategieüberlegungen kommen an der Börse gut an. Seit Monaten steigt die Aktie. Am Donnerstag legte das Papier im frühen New Yorker Handel um weitere zwei Prozent zu. (dpa/rs)