Surface, Windows 8 & Co.

Microsoft: Wenn Albträume wahr werden

18.01.2013 von Christoph Lixenfeld
Selten hat sich in einem Jahr am Computermarkt so viel bewegt wie 2012. Größter Verlierer der Umwälzungen könnte Microsoft werden.

Erstes Problem von Ballmer und seinen Leuten ist, dass in Privathaushalten die Riesenkisten, die mit Windows laufen, mehr und mehr aus der Mode kommen. Im dritten Quartal 2012 sind die PC-Verkäufe weltweit - im Vergleich zum Jahr davor - um acht Prozent gesunken.

In den USA waren es sogar 14 Prozent. Gefährlichster Gegner der PCs sind iPad und andere Tablets. Allein Apple verkaufte im selben Quartal 14 Millionen iPads und übertraf damit die Zahlen von Lenovo, dem größten PC-Hersteller.

Mit seinem Surface ist Microsoft erst spät auf den Tablet-Zug aufgesprungen.
Foto: Microsoft

Und die Unternehmensanwender? Auch hier ist die Abkehr von Oldschool-PC nicht mehr so fern. Die Britische Barclays Bank zum Beispiel hat in diesem Jahr für ihre Mitarbeiter 8500 iPads angeschafft. Außerdem ist Apple mit seinem iPhone gerade dabei, RIMs Blackberry-Familie für den Einsatz im Unternehmen abzuhängen.

Modest heißt "bescheiden"

Der Generalangriff auf die anderen Pads durch das Windows-Tablet Surface scheint auch nicht die gewünschte Kraft zu entwickeln. Laut dem Taiwanesischen Online-Magazin "Digitimes" hat Microsoft vor einiger Zeit die eigenen Vorbestellungen für sein Tablet um etwa die Hälfte reduziert. Und Steve Ballmer selbst hatte die ersten Surface-Verkäufe als "modest" bezeichnet, was bekanntlich auf Deutsch nichts anderes bedeutet als: bescheiden.

Microsoft hat - wie schon in anderen Bereichen zuvor - den Megatrends Tablet zu lange verschlafen und holt jetzt nicht schnell genug auf. Ein Grund dafür könnte der üppige Preis des Surface sein, auch gab es Diskussionen über das Display und die Audioqualität. Windows kündigte Ende November ein 'Owner Feedback Program' für das Surface an, bei dem das Unternehmen die User zu ihren Erfahrungen befragen will.

Immerhin: Das neue Betriebssystem Windows 8 verkauft sich nach Angaben des Unternehmens sehr gut. Allerdings werden auch die hier genannten Zahlen unter US-Beobachtern heftig diskutiert. Eben jenes Windows 8 wird die Profi-Version des Surface antreiben, das im kommenden Jahr auf den Markt kommt.

Akkulaufzeit des Surface enttäuscht

Leider gibt es daran schon vor dem Start heftige Kritik: Die Akkulaufzeit des Profi-Geräts soll nach Windows-Angaben nur halb so lang sein wie beim Consumer-Modell. Zieht man dessen von Golem.de gemessene Laufzeit heran, dann dürften dem neuen Gerät nach ca. 4,5 Stunden die Lichter ausgehen - nicht gerade viel für ein modernes Pad. Mitverantwortlich dafür sind der verwendete x86-Prozessor und die höhere Bildschirmauflösung.

Geringer Marktanteil fürs Windows-Phone

Und das Windows-Phone? Wenigstens hier gibt es gute Nachrichten. Wie Steve Ballmer Ende November verkündete, verkauft Microsoft viermal mehr Geräte als ein Jahr zuvor. Was beeindruckend klingt. Allerdings nur so lange, bis man sich die absoluten Zahlen ansieht: Microsoft hat im dritten Quartal 2012 etwa vier Millionen Windows Phones verkauft, Apple aber im selben Quartal 23 Millionen iPhones. Von den mehr als 122 Millionen Android-Telefonen, die über den Ladentisch gingen, gar nicht zu reden.