Microsoft verhandelt offenbar mit Nuance über eine Übernahme. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Kreise. Den Verhandlungen liegt aktuell demnach eine Bewertung des Eigenkapitals (Equity Value) von rund 16 Milliarden Dollar (13,4 Milliarden Euro) zugrunde. Der Deal könnte noch in dieser Woche offiziell angekündigt werden. Damit würde Nuance mit rund 56 US-Dollar je Aktie bewertet werden - ein Aufschlag von fast einem Viertel im Vergleich zum Schlusskurs vom Freitag von 45,58 Dollar.
Mit der Transaktion würde Microsoft seine Einkaufstour fortsetzen. Zuletzt hatte der Konzern seine Gaming-Sparte um die Spielkonsole Xbox mit dem milliardenschweren Zukauf von Zenimax Media gestärkt. Zudem hatte Bloomberg im März von Gesprächen über eine Übernahme der US-Firma Discord für über 10 Milliarden US-Dollar berichtet. Der Onlinedienst für Sprach-, Video- und Textkommunikation ist vor allem bei Computerspielern beliebt.
Microsoft und Nuance arbeiten bereits seit 2019 zusammen, etwa an Technologie, die es Ärzten ermöglicht, Unterhaltungen mit Patienten aufzuzeichnen und direkt in die elektronische Patientenaktie einzufügen. Neben Spracherkennung mit einem Schwerpunkt auf dem Gesundheitswesen bietet Nuance privaten Anwendern und Unternehmen mit seiner "Dragon"-Produktreihe auch diverse weitere Möglichkeiten für Text-to-Speech - also die Umwandlung von gesprochener Sprache in Texte - an. Daneben gehören Software für virtuelle, automatisierte Assistenten, Sprachdialogsysteme (IVR) und die biometrische Authentifizierung zum Portfolio.
Nuance kaufte sich zum Spezialisten für Spracherkennung hoch
2003 hatte IBM seinen Spracherkennungsbereich Via Voice an Scansoft verkauft. Der zuvor vor allem für PDF-Tools bekannte Anbieter richtet sich daraufhin neu aus und benannte sich in Nuance um. Die beiden Firmen arbeiten anschließend intensiv an einem medizinischen Wortschatz für solche Einsätze. 2009 hat Nuance dann von IBM weiteres Know-how und zahlreiche Patente im Bereich Spracherkennung erworben.
Bereits 2008 hatte Nuance von Philips den dort unter der Marke SpeechMagic laufenden Bereich für Spracherkennung erworben. 2011 räumte Nuance mit dem Kauf von Vlingo, gegen das es kurz zuvor einen Patentstreit verloren hatte, einen weiteren Mitbewerber aus dem Weg. Vlingo wurde vor allem bekannt, weil es die zugrundeliegende Technologie für die Sprachsteuerung Siri lieferte, die Apple 2010 zusammen mit dem gleichnamigen Unternehmen erworben hat. Apple stellte dann aber auf die Technologie von Nuance um. (dpa/pma)