Die Geschichte der Microsoft-Zertifizierungen zum Nachweis von IT-Kenntnissen reicht zurück ins Jahr 1992. Damals brachte das Unternehmen das MCP-Programm (Microsoft Certified Professional) auf den Markt. 1996 folgten die ersten Zertifizierungen in MCSE Windows NT4 (Microsoft Certified Systems Engineer), 2001 die ersten in MCSA Windows 2000 (Microsoft Certified Systems Administrator).
MCSE und MCSA waren jahrelang die beiden am weitesten verbreiteten Microsoft-Zertifikate, bis der Konzern die beiden Titel vorübergehend abschaffte. Seit 2012 gibt es die beiden Zertifikate wieder, jedoch mit einer anderen Bedeutung: MCSA steht für Microsoft Certified Solutions Associate, MCSE für Microsoft Certified Solutions Expert.
Microsoft passt sein Zertifizierungsprogramm laufend an die aktuellen technologischen Entwicklungen an. "Unsere Zertifizierungen sind grundsätzlich für Kunden und Partner weltweit ausgelegt und berücksichtigen Trends wie Cloud, Hybrid Computing, Security oder Mobile Enterprise. Auch unsere neue Strategie Mobile First, Cloud First findet sich in den Zertifizierungen wieder", erläutert Saima Adney, Senior Regional Director Microsoft Learning Experiences EMEA.
In den vergangenenJahren hat das Unternehmen zudem seine Zertifikate neu strukturiert, stärker differenziert und die Anforderungen erhöht. Dies wirkt sich auch auf die Microsoft-Partner aus, deren Status unter anderen von der Anzahl der zertifizierten Mitarbeiter abhängt.
Zudem ist mit den Zertifikaten jetzt ein klarer Karriereweg vorgezeichnet. Der Einsteigerstufe MTA (Microsoft Technology Associate) folgen die Examen zum neuen MCSA und MCSE. Das mit Windows Server 2008 neue Zertifikat MCITP (Microsoft Certified IT Professional) wird Microsoft mittelfristig aufgeben und durch den MCSE ersetzen. Für Entwickler gibt es die Zertifizierungen zum Microsoft Certified Solutions Developer (MCSD).
Seit Sommer 2015 gibt es zudem die Rezertifizierung über Microsofts Virtual Academy. Über die Microsoft Virtual Academy können Experten ihre Zertifizierung zum MCSE: Data Platform- oder MCSE: Business Intelligence durch bestimmte Fertigkeiten und Bestehen aller entsprechenden Assessments rezertifizieren.
Einen schnellen Überblick über die vorgestellten Zertifikate bietet unsere Bilderstrecke:
Microsoft-Zertifikate für Anwender und IT-Einsteiger
Die Microsoft-Zertifikate sind in verschiedenen Levels erhältlich: für Anwender, Einsteiger und Professionals. Die unterste Ebene bilden die Zertifikate zum Microsoft Office Specialist (MOS), MOS Expert und MOS Master. Damit weisen Anwender nach, dass sie dem jeweiligen Level (Grundkenntnisse, fortgeschrittene Kenntnisse, Experte) entsprechend über Wissen in Office-Anwendungen wie Word, Excel, Powerpoint etc. verfügen. Mit fundierten Excel-Kenntnissen können beispielsweise Bewerber für kaufmännische Berufe ihre Jobchancen steigern. Specialist-Zertifikate gibt es zudem für Microsoft-Dynamics, Entwickler und seit Kurzem auch zu den Themen Cloud (zum Beispiel Azure Specialist) und Mobile Enterprise (Enterprise Virtualization Specialist, Enterprise Devices & Applications Specialist).
Der Microsoft Technology Associate (MTA) schlägt die Brücke vom Anwender in die technische Welt und vermittelt Grundlagen von Technologiekonzepten für angehende Softwareentwickler und IT-Professionals. Im Rahmen von MTA wird das Wissen auf Einsteigerniveau für die Grundlagen der IT in folgenden Bereichen geprüft:
MTA IT Infrastructure: Für Personen, die eine Tätigkeit im Bereich Desktop- oder Serverinfrastruktur oder Private-Cloud-Computing anstreben. Hier gibt es vier Prüfungen:
Windows Operating System Fundamentals (Exam 98-349)
Windows Server Administration Fundamentals (98-365)
Networking Fundamentals (98-366)
Security Fundamentals (98-367)
MTA Database: Für Personen, die im Bereich Datenbankadministration oder Business Intelligence arbeiten wollen (Exam 364 Database Fundamentals).
MTA Software Development: Für diejenigen, die eine Tätigkeit als Softwareentwickler anstreben, ist dieser Weg eine gute Vorbereitung auf das praxisbezogene Produkttraining und die MCSD-Zertifizierung. Hier gibt es folgende Prüfungen:
Software Development Fundamentals (98-361)
Web Development Fundamentals (98-363)
.NET Fundamentals (98-372)
Gaming Development Fundamentals (98-374)
HTML5 App Development Fundamentals (98-375)
Software Testing Fundamentals (98-379)
Microsoft-Zertifikate für IT-Professionals: MCSA
Über den Microsoft Technology Associate (MTA) hinaus gibt es zwei weitere Zertifizierungsstufen für IT-Professionals: MCSA (Microsoft Certified Solutions Associate) als Voraussetzung für MCSE (Microsoft Certified Solutions Expert) - beide nicht zu verwechseln mit den "alten" Zertifikaten gleichen Namens (siehe Einleitung) - sowie für Entwickler die Zertifikate zum Microsoft Certified Solutions Developer (MCSD).
Die MCSA-Zertifizierungen belegen wichtige Kernkompetenzen für den Aufbau einer IT-Karriere. Sie ersetzen nach und nach die bisherigen MCTS-Titel (Microsoft Certified Technology Specialist).
Microsoft bietet für den MCSA folgende Zertifikate an, die zugleich den ersten Schritt auf dem Weg zum MCSE bilden:
MCSA Windows Server 2012: Die Inhaber des Zertifikats qualifizieren sich für eine Position als Netzwerk- oder Computersystemadministrator. Sie müssen dazu folgende drei Prüfungen absolvieren:
Installing and Configuring Windows Server 2012 (Exam 70-410)
Administering Windows Server 2012 (70-411)
Configuring Advanced Windows Server 2012 Services (70-412)
MCSA Windows 8: Inhaber dieses Zertifikats qualifizieren sich für eine Position als Computer Support Specialist, wenn sie folgende zwei Prüfungen erfolgreich absolvieren:
Configuring Windows 8.1 (70-687)
Supporting Windows 8.1 (70-688)
MCSA Office 365: Inhaber dieses Zertifikats qualifizieren sich für eine Position als Software-as-a-Service (SaaS)- oder Cloud-Anwendungsadministrator. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Verwaltung von Office-365-Produkten wie Exchange, SharePoint und Lync. Hier sind folgende zwei Prüfungen zu absolvieren:
Managing Office 365 Identities and Requirements (70-346)
Enabling Office 365 Services (70-347)
MCSA SQL Server 2012: Inhaber dieses Zertifikats qualifizieren sich für eine Position als Datenbankentwickler oder Datenbankanalyst, wenn sie folgende drei Prüfungen bestehen:
Querying Microsoft SQL Server 2012 (70-461)
Administering Microsoft SQL Server 2012 Databases (70-462)
Implementing a Data Warehouse with Microsoft SQL Server 2012 (70-463)
Microsoft-Zertifikate für IT-Professionals: MCSE
Der MCSA bildet die Voraussetzung für den Erwerb von insgesamt acht möglichen Zertifikaten zum Microsoft Certified Solutions Expert (MCSE), laut Microsoft dem "weltweit anerkannten Standard für IT-Experten". Inhaber eines MSCE-Zertifikats zeigen, dass sie mithilfe mehrerer Technologien innovative Lösungen entwickeln können, sowohl lokal vor Ort als auch in der Cloud. MCSE löst mittelfristig die MCITP-Zertifikate (Microsoft Certified IT Professional) ab.
Im Serverbereich setzen folgende MCSE-Zertifikate den MCSA Windows Server 2012 voraus:
MCSE Server Infrastructure: Dieses Zertifikat bildet die Basis für Tätigkeiten als Computer-Support-Spezialist oder als Datensicherheitsanalyst. Folgende zwei Prüfungen sind notwendig:
Designing and Implementing a Server Infrastructure (Exam 70-413)
Implementing an Advanced Server Infrastructure (70-414)
MCSE Desktop Infrastructure: Inhaber dieser Zertifizierung qualifizieren sich für Aufgabenprofile im Desktop- und Geräte-Support sowie als Daten- und Anwendungsmanager. Dazu sind folgende Prüfungen notwendig:
Implementing a Desktop Infrastructure (70-415)
Implementing Desktop Application Environments (70-416)
MCSE Private Cloud: Mögliche Berufsfelder sind hier Tätigkeiten als Serveradministrator, Systemprogrammierer und Netzwerkmanager. Dazu sind folgende Prüfungen notwendig:
Monitoring and Operating a Private Cloud with System Center 2012 (70-246)
Configuring and Deploying a Private Cloud with System Center 2012 (70-247)
Folgende MSCE-Zertifikate setzen den MCSA Office 365 voraus:
MCSE Messaging: Inhaber dieser Zertifizierung qualifizieren sich für eine Position in der Netzwerk- und Computersystemadministration, wenn sie folgende zwei Prüfungen bestehen:
Core Solutions of Microsoft Exchange Server 2013 (70-341)
Advanced Solutions of Microsoft Exchange Server 2013 (70-342)
MCSE Communication: Inhaber dieser Zertifizierung, qualifizieren sich für eine Position in der Netzwerk- und Computersystemadministration, wenn sie folgende zwei Prüfungen bestehen:
Core Solutions of Microsoft Lync Server 2013 (70-336)
Enterprise Voice & Online Services with Microsoft Lync Server 2013 (70-337)
MCSE SharePoint: Inhaber dieser Zertifizierung qualifizieren sich für einen Job als System- oder Netzwerkanalyst, wenn sie folgende zwei Prüfungen erfolgreich ablegen:
Core Solutions of Microsoft SharePoint Server 2013 (70-331)
Advanced Solutions of Microsoft SharePoint Server 2013 (70-332)
Folgende MCSE-Zertifikate setzen den MCSA SQL Server 2012 voraus:
MCSE Data Platform: Inhaber dieser Zertifizierung qualifizieren sich für Tätigkeiten als Datenbankanalyst und Datenbankdesigner, wenn sie folgende zwei Prüfungen bestehen:
Developing Microsoft SQL Server Databases (70-464)
Designing Solutions for SQL Server (70-465)
MCSE Business Intelligence: Inhaber dieser Zertifizierung qualifizieren sich für eine Position als BI- oder Reporting-Techniker, wenn sie folgende zwei Prüfungen bestehen:
Implementing Data Models and Reports with Microsoft SQL Server (70-466)
Designing Business Intelligence Solutions with Microsoft SQL Server (70-467)
Microsoft-Zertifikate für Entwickler: MCSD
Speziell für Entwickler gibt es seit Visual Studio 2012 insgesamt fünf Zertifikate zum Microsoft Certified Solutions Developer (MCSD). Sie ersetzen den MCPD (Microsoft Certified Professional Developer). Entwickler zeigen mit dem Erwerb des MCSD, dass sie die Fähigkeiten besitzen, führende Business-Lösungen in der Cloud zu entwickeln und zu entwerfen.
Microsoft bietet folgende MCSD-Zertifikate:
Mit dem MCSD Windows Store Apps belegen Entwickler, dass sie Anwendungen für Windows 8 entwickeln können. Hier gibt es zwei Pfade (HTML5 oder C#) mit folgenden benötigten Prüfungen:
MCSD Windows Store Apps Using HTML5:
Programming in HTML5 with JavaScript and CSS3 (70-480)
Essentials of Developing Windows Store Apps Using HTML5 and JavaScript (70-481)
Advanced Windows Store App Development Using HTML5 and JavaScript (70-482)
MCSD Windows Store Apps Using C#:
Programming in C# (70-483)
Essentials of Developing Windows Store Apps Using C# (70-484)
Advanced Windows Store App Development Using C# (70-485)
MCSD Web Applications: Inhaber dieser Zertifizierung qualifizieren sich für eine Position als Webentwickler oder Webadministrator, wenn sie folgende drei Prüfungen bestehen:
Programming in HTML5 with JavaScript and CSS3 (70-480)
Developing ASP.NET MVC Web Applications (70-486)
Developing Microsoft Azure and Web Services (70-487)
MCSD SharePoint Applications: Für diese Zertifizierung benötigen Entwickler ein solides Wissensfundament zur Webprogrammierung mit HTML5 und JavaScript und ASP.NET MVC 4. Hierzu sind folgende vier Prüfungen abzulegen:
Programming in HTML5 with JavaScript and CSS3 (70-480)
Developing ASP.NET MVC Web Applications (70-486)
Developing Microsoft SharePoint Server 2013 Core Solutions (70-488)
Developing Microsoft SharePoint Server 2013 Advanced Solutions (70-489)
MCSD Application Lifecycle Management: Inhaber dieser Zertifizierung qualifizieren sich für Tätigkeiten als Entwickler, Anwendungstechniker und IT-Projektmanager, wenn sie folgende drei Prüfungen bestehen:
Administering Microsoft Visual Studio Team Foundation Server (70-496)
Software Testing with Visual Studio (70-497)
Delivering Continuous Value with Visual Studio Application Lifecycle Management (70-498)
Das bringen Microsoft-Zertifikate
"Da viele Unternehmen Microsoft-Produkte einsetzen, haben die Zertifizierungen nach wie vor einen hohen Stellenwert", sagt Dr. Stephan Pfisterer, Bereichsleiter Bildung und Personal beim Branchenverband Bitkom. "Allerdings sind sie nicht mehr so wichtig wie vor etwa zehn Jahren." Als logische Ursache dafür sieht er die heute im Vergleich viel breitere berufliche und akademische Qualifizierung für IT-Berufe. Vor zehn Jahren gab es schlicht und einfach weniger ausgebildete Fachkräfte und mehr Quereinsteiger.
"Zertifikate sind aber ein sehr nützliches Add-On für IT-Fachkräfte, die ihre Stelle wechseln wollen und damit Kenntnisse und Qualifikation nachweisen können", so der Bitkom-Experte. Schließlich suchen Microsoft-Partner und Systemhäuser mit Kunden, die Microsoft-Technologien einsetzen, dringend nach qualifiziertem Personal. Innerhalb des Unternehmens haben Zertifikate laut Pfisterer weniger Relevanz: "Hier entscheidet die Performance im Projekt. Denn ein formales Zertifikat zeigt nicht die Umsetzungskompetenz des entsprechenden Mitarbeiters an. Der eigenständige Erwerb der Zertifikate steht aber für die Grundhaltung, sich selbst stetig weiterzuentwickeln. Das gibt Pluspunkte beim Arbeitgeber."
Auch für Microsoft-Partner sind Zertifikate wichtig, weil diese durch vertragliche Bindung eine gewisse Anzahl an Fachkräften mit MS-Zertifikaten nachweisen müssen. "Die Zertifizierungen der Mitarbeiter sind gerade im Rahmen des Microsoft Partner Network von hoher Bedeutung, um die am Markt begehrten und von Kunden geschätzten Microsoft-Kompetenzen zu erlangen", erläutert Saima Adney, Senior Regional Director Microsoft Learning Experiences EMEA. "Mit ihren zertifizierten Mitarbeitern belegen die Partner ihr Expertenwissen über neueste Microsoft-Technologien und versichern höchste Standards in Kundenprojekten."
So bekommt man ein Microsoft-Zertifikat
Die Prüfungen für die Zertifizierungen sind weltweit einheitlich und damit auch international anerkannt. Sie finden in Deutschland meist in den autorisierten Microsoft-Trainingscentern statt. Doch mittlerweile laufen erste Tests mit Online-Prüfungen, die keine persönliche Präsenz vor Ort erfordern. Auch die Prüfungsinhalte hat Microsoft neu aufgestellt. "Es gibt jetzt keine einfachen Multiple-Choice-Fragen mehr, sondern szenarienbasierte Fragen mit Praxisbeispielen, die ein hohes Niveau bei den Prüflingen voraussetzen", sagt Saima Adney. Dynamische Fragen aus einem umfangreichen Pool verhindern, dass die Prüfungen identisch sind und sich einfach kopieren lassen. Die einzelnen Tests dauern 100 bis 150 Minuten und kosten jeweils 150 Euro. Im ersten Halbjahr 2015 bietet Microsoft mit "Second Shot" einen Mehrwert: Für Teilnehmer, die im ersten Versuch bei der Zertifikatsprüfung scheitern, ist der zweite Versuch kostenlos.
Microsoft empfiehlt zur Vorbereitung ein Training bei einem der aktuell etwa 60 Microsoft-Learning-Partner in Deutschland. Eine Übersicht der entsprechenden Partner finden Sie auf https://pinpoint.microsoft.com/. Diese Unternehmen unterliegen strengen Qualitätskontrollen und sind verpflichtet, ausschließlich autorisierte Trainer einzusetzen. Die Microsoft Certified Trainer (MCT) müssen vorab einen Nachweis ihrer didaktischen Fähigkeiten erbringen und für jeden Kurs, den sie durchführen, zertifiziert sein. Die Schulung erfolgt dabei anhand der offiziellen Microsoft-Schulungsunterlagen. In der Praxis ist die Vorbereitung in der Regel individuell und flexibel. Sie erfolgt teilweise vor Ort, per Buch, über elektronische Materialien, webbasierte Trainings oder Online-Tutorials.
Microsoft hat für die Vorbereitung auf die Prüfungen eigens die Microsoft Virtual Academy (MVA) gegründet. Sie bietet kostenlose Online-Schulungen durch Experten mit Kursen zu Microsoft-Themen und spezifischen Microsoft-Produkten. Das Angebot umfasst hunderte Kurse in elf verschiedenen Sprachen.