Am 1. August 1989 brachte Microsoft erstmals sein Büropaket Office auf den Markt. Darin bündelte der Konzern die Textverarbeitung Word, die Tabellenkalkulation Excel und die Präsentationssoftware PowerPoint sowie E-Mail erstmals in einem Paket. Die Version war für Apples Mac-Computer gedacht - die erste Windows-Variante folgte erst im November 1990.
Diese Entscheidung zeugt von den damaligen Kräfteverhältnissen im PC-Markt. Und auch die Preise lagen in einer ganz anderen Liga als heute: Zum Start bewarb Microsoft das Paket mit einem Sonderangebot von 849 Dollar statt der gut 1300 Dollar, die man für die vier Programme zusammen sonst hätte zahlen müssen.
Das Jahr 1989 liegt ein Vierteljahrhundert zurück - für die Computerbranche eine Ewigkeit. Damals feierte der Telekomstandard ISDN auf der CeBIT Premiere, die von Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet wurde. Laptops gab es zum Preis ab 16000 DM. Intels 386er Prozessor stellte mit einer Taktfrequenz von 33 Megahertz neue Geschwindigkeitsrekorde auf und Steffi Graf und Boris Becker verschafften Deutschland in Wimbledon kurz zuvor einen Doppelsieg.
Software wurde damals zumeist auf Disketten verkauft, Microsofts Office-Paket gehörte zu den ersten Programmen, die es auch auf CD-ROM gab. Die DVD etablierte sich erst einige Jahre später als Massenspeicher. Heute fast allgegenwärtige Funktionen wie Drag&Drop oder auch einfache Werkzeugleisten spendierte Microsoft seiner Software erst mit der Versionsnummer 3.0 im Jahr 1992. Für die Entwicklung war lange Zeit Steven Sinofsky zuständig, der im selben Jahr zu Microsoft stieß und Ende 2012 den Konzern verließ.
Legendär wurde die Büroklammer Clippy, die in Deutschland auch unter dem Namen Karl Klammer auf den Bildschirmen tätig war. Der kleine animierte Helfer stand zu allen erdenklichen Gelegenheiten assistierend zur Seite, zahllose Nutzer trieb seine Penetranz und Niedlichkeit allerdings auch zur Weißglut. Das Magazin "Time" zählte Clippy 2010 zu den 50 schlechtesten Erfindungen der Geschichte.
Heute hat das Büro-Paket nach Angaben von Microsoft mehr als eine Milliarde Nutzer. Nicht nur in Unternehmen - auch zahlreiche Privatanwender greifen darauf zurück. Neben Windows gehört Office bis heute zu den wesentlichen Säulen des Geschäfts für Microsoft.
Erst 2010 öffnete der Konzern seinem Goldesel erstmals den Weg in die Cloud. Mit den Office Web Apps konnte man die Bürosoftware auch unterwegs und über andere Geräte als den PC nutzen. Damit machte Microsoft sich auch ein Stück unabhängiger vom PC-Geschäft, das unter der Konkurrenz von Smartphones und Tablets leidet.
Unter Microsoft-Chef Steve Ballmer sprang der Konzern damit zögerlich auf einen längst fahrenden Zug auf. Denn Rivale Google war schon seit 2006 mit seinen Google Apps unterwegs, die neben einem webbasierten Mail-Programm auch weitere Büro-Anwendungen enthielten. Damit war der Internet-Konzern, der sich vorwiegend über Werbeeinnahmen finanziert, in die angestammte Domäne von Microsoft vorgestoßen.
Anders als Microsoft setzte Google von vornherein auf Software, die von allen Geräten aus über das Netz zur Verfügung steht und auch gemeinsam genutzt werden kann. Microsofts Geschäftsmodell bestand hingegen traditionell aus dem Verkauf von Software.
Inzwischen hat Microsofts Büro-Paket mit der neusten Version Office 365 die Wende zu einem umfangreichen Cloud-Dienst komplett vollzogen. Office 365 vertreibt Microsoft im Abonnement, die Software lässt sich auf bis zu fünf Geräten nutzen. Office Online bietet zudem die kostenlose Nutzung von Word, Outlook oder PowerPoint in abgespeckten Webanwendungen.
Während Ballmer die Entwicklung in der Computer- und IT-Branche zunächst ignoriert hatte, setzt sein Nachfolger seit Jahren auf die Cloud. "Cloud first, mobile first" ist das Mantra des neuen Chefs Satya Nadella. Er baut den Traditionskonzern zu einem Anbieter aus, der mit seiner Software und Diensten alle Plattformen bedienen soll - ob nun Personal Computer, Spielekonsole, Tablet oder Smartphone. (dpa/rs)