Arbeitnehmer empfinden die Bedingungen, unter denen sie arbeiten, als ähnlich unbefriedigend wie vor einem Jahr. Das hat eine Befragung des DGB ergeben. Nach Einschätzung der Angestellten liegt die Arbeitsqualität bei einem Wert von 59 Indexpunkten und damit im unteren Mittelfeld. 2009 lag der Wert bei 58 Indexpunkten. Diese konstanten Werte deuten darauf hin, dass sich die Beschäftigten in ihrem Urteil über ihre Arbeitsbedingungen sehr sicher sind. Das ist das Ergebnis des DGB-Index „Gute Arbeit“. Dabei wurden 4150 Beschäftigte aller Branchen, Einkommensgruppen, Regionen, Betriebsgrößen, Berufsgruppen und Beschäftigungsverhältnisse befragt.
Im Jahr 2010 gibt es mehr als doppelt so viele Beschäftigte, die unter schlechten Bedingungen zu arbeiten haben, wie Arbeitnehmer, die in den Genuss guter Arbeit kommen. Gute Arbeit ist definiert als Tätigkeit, die als nicht belastend empfunden wird. Im Vergleich zu 2009 ist ihr Anteil mit 15 Prozent leicht gestiegen, der Anteil mittelmäßiger Arbeit hat sich dafür mit 52 Prozent etwas verringert. Der Anteil schlechter Arbeit ist allerdings konstant hoch geblieben.
Die Gründe für eine schlechte Arbeitssituation sind vielfältig. In erster Linie liegt das an den unzureichenden Einkommensbedingungen. So hat die Studie ergeben, dass die am schlechtesten Bezahlten auch die schlechtesten Arbeitsbedingungen haben. Vollzeitbeschäftigte mit einem Bruttoeinkommen bis 1500 Euro im Monat kommen auf 53 Index-Punkte und haben damit den niedrigsten Wert. Beschäftigte mit mehr als 3000 Euro Brutto erreichen 66 Punkte und damit die höchste Punktzahl.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat zu großen Veränderungen in der Arbeitsgestaltung geführt, so die Untersuchung. So haben nur 36 Prozent in ihren Betrieben keine Krisenwirkungen feststellen können. Fast zwei Drittel berichten, dass es in ihrem Betrieb Veränderungen in Folge der Krise gegeben habe. 46 Prozent waren persönlich mit diesen betrieblichen Krisenreaktionen konfrontiert und 41 Prozent haben sich in den vergangenen Monaten aufgrund der Krise unter Druck gesetzt gefühlt.
Das Ergebnis zeigt, dass Beschäftigte mit allgemein schlechten Arbeitsbedingungen überproportional stark von krisenbedingten Veränderungen im Unternehmen betroffen sind. Sehr starken Krisendruck empfinden 72 Prozent der Arbeitnehmer, die schlechte Arbeit haben. Bei den Beschäftigten mit guter Arbeit sind es nur zwei Prozent.
Folgen der Wirtschaftskrise
Aus der Studie geht hervor, dass unter dem Vorzeichen der Krise Leistungsverdichtungen in den Betrieben durchgesetzt wurden. Fast ein Drittel der Angestellten musste Lohnkürzungen hinnehmen, ein Viertel waren oder sind von Umstrukturierungen im Betrieb betroffen. Zudem sind oder waren 14 Prozent der Beschäftigten auf Kurzarbeit gesetzt. Bei mehr als 20 Prozent kam es zu Entlassungen, 18 Prozent berichten über den Abbau von Leiharbeit.
Als Folge der Krise erhöhte sich in vielen Betrieben die Arbeitsintensität und damit auch der Zeitdruck. Dies empfinden viele Befragte als sehr belastend. Rund ein Viertel der Befragten klagt über Arbeitsintensivierung. Ein weiterer Punkt, der zur schlechten Arbeitssituation beiträgt, ist, dass bei 14 Prozent der Lohn gekürzt wurde.
Das Krisenjahr 2009 hat auch tiefe Spuren in den außerbetrieblichen Lebensbedingungen der Beschäftigten hinterlassen, so die Untersuchung. Mehr als die Hälfte der Befragten sagen, dass sie im vergangenen Jahr ihren Konsum eingeschränkt haben. 40 Prozent konnten weniger sparen, und 30 Prozent mussten ihr Guthaben beziehungsweise Rücklagen auflösen. Immerhin 16 Prozent haben sich stärker verschuldet, und 47 Prozent sind krank zur Arbeit gegangen. Die schlechte Arbeitsqualität bringt auch Langzeitschäden mit sich. So glaubt mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer, dass sie unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen nicht bis zur Rente durchhalten.
Die Studie hat allerdings auch ergeben, dass Beschäftigte mit Tarifverträgen bessere Arbeitsbedingungen haben. Gleiches gilt auch in Unternehmen mit Belegschaftsvertretungen. Das wissen auch die Arbeitnehmer. Mehr als die Hälfte der Befragten, die sich durch die Krise unter Druck gesetzt fühlt, findet gewerkschaftlich ausgehandelte Tarifverträge sehr wichtig.