Miles & More CIO: "Sucht Euch nicht nur neue Leute"
17.02.2017 von Florian Maier
"It's all about speed" lautete das Motto der Hamburger IT-Strategietage 2017. Der CIO von Miles & More sieht das etwas differenzierter.
Ralf Gernhold, CIO von Miles & More, stimmt zwar zu, dass Geschwindigkeit bei der digitalen Transformation ein wesentlicher Faktor ist, ergänzt aber auch: "It's all about culture".
Im Mittelpunkt der Digitalisierungsbemühungen von Miles & More steht laut Gernhold das Individuum. Um diese Vorgabe zu verwirklichen, nutzt das Unternehmen vor allem die Kundendaten, die es über die Jahre gesammelt hat. Diese fließen - in strukturierter und unstrukturierter Form - in einem Data Lake zusammen und werden analysiert und ausgewertet, um künftig auf einer Echtzeit-Plattform individualisierte Angebote und Services auszuspielen.
Schnell, aber auch sicher
Dabei steht laut Gernhold bei aller Geschwindigkeit, Innovationsfähigkeit und (Kosten-)Effizienz die man dabei an den Tag legen muss, aber insbesondere auch die Punkte Datensicherheit und Stabilität im Fokus von Miles & More.
Um die Anforderungen umfänglich erfüllen zu können, ist ein Wandel der Unternehmenskultur unumgänglich wie Gernhold erklärt: "Das geht nicht, ohne dass wir das Know-how unserer langjährigen Mitarbeiter einbinden - denn die wissen wie das funktioniert."
Die IT-Abteilung und der CIO seien deswegen heute nicht mehr nur als reine Effizienztreiber gefragt, sondern im Wesentlichen für die digitale Transformation des Unternehmens verantwortlich.
Innovation schafft Motivation
Um die Innovationskraft von Miles & More zu stärken, hat das Unternehmen ein eigenständiges Innovation Lab eingerichtet, "als Begegnungsstätte der Fachabteilungen und der IT, um dort gemeinschaftlich Lösungen zu entwickeln", so der CIO.
Das sei allerdings kein Selbstläufer: "Wir müssen dafür sorgen, dass Know-how von außen eingeführt wird und dazu haben wir ein Ökosystem aufgebaut mit Universitäten und Startups, die das in Form von Workshops, Vorträgen und Projekten erledigen. Das betrifft zum Beispiel Themen wie Blockchain oder Mobile Payment. Und unsere Erfahrung ist: Das funktioniert."
Das Ergebnis dieses Vorgehens ist laut Gernhold eine höhere Motivation der eigenen Mitarbeiter und damit eine Stärkung des "Humankapitals". Ein so gestärktes Team ist nach Meinung des CIOs die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bewältigung der digitalen Transformation: Der Appell des Miles & More CIOs lautet deshalb: "Sucht Euch nicht nur neue Leute, sondern nehmt auch die bestehende Belegschaft mit."
Hamburger IT-Strategietage Umfrage "Drei Kernbotschaften an CIOs"
Daniel Hartert, Bayer Daniel Hartert, CIO bei Bayer, macht es kurz: "First: IT must be seen as a catalyst for innovation – otherwise there is no seat at the table. Second: Extensive collaboration with external partners and startups becomes mandatory and third: Cloud is inevitable."
Heiko Packwitz, Lufthansa Industry Solutions Heiko Packwitz, Chief Marketing & Communications Officer bei Lufthansa Industry Solutions, sagt: "CIOs müssen das Geschäft und die Prozesse ihres Unternehmens und ihrer Branche vollständig verstehen, um als Transformierer und Innovator gehört und ernst genommen zu werden. Sie müssen zweitens Netzwerker sein. Drittens: Bei der Digitalisierung steht trotzdem immer noch der Mensch im Mittelpunkt."
Andreas Klein, Deloitte Der Director Technology Advisory bei Deloitte, Andreas Klein, sagt: "Seien Sie anpassungsfähig - der Erfolg von CIOs hängt weniger von persönlichen Charaktereigenschaften oder Arbeitsstil ab. Definieren Sie ,Digital‘ neu. Investieren Sie in ein schlagkräftiges Team und IT-Kompetenzen."
Burkhard Kaufmann, Bitmarck Bitmarck-Geschäftsführer Burkhard Kaufmann erklärt: "Erstens: die digitale Transformation macht die Veränderung der Prozesse, der Denkweisen, der Geschäftsmodelle und der Governance notwendig. Zweitens: die Anforderungen an die Sicherheit für Dienstleister, Kunde und Partner werden durch die hohe Komplexität der Anwendungen und die vielen Schnittstellen enorm hoch. Drittens: die Zeiten der Abschottung und Abgrenzung der eigenen Produkte und die Produktionstiefe der eigenen Services sind vor dem Hintergrund der hybriden IT-Modelle und APIs endgültig zu Ende."
Matthias Spott, Kaskilo Matthias Spott ist CEO von Kaskilo. Seine drei Botschaften lauten: "Der Bedarf an Konnektivität wird in der Industrie 4.0 Welt exponentiell steigen. 5G wird nicht das Allheilmittel für die Konnektivitäts-Lösungen der Zukunft sein, da viele Fragen bei dieser Technologie noch ungelöst sind. Satellitengestützte Systeme werden in Zukunft integraler Bestandteil einer globalen Internetversorgung sein."
Thomas Fischer, All for one Steeb Der Digital Strategist und Managing Directer bei All for one Steeb, Thomas Fischer, sagt: "Es geht erstens nicht um Digitalisierung, sondern um die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Zweitens: Speed ist wichtig. Fangen Sie mit Einzelprojekten an. Drittens: Zeigen Sie, dass Sie über die IT hinausdenken. Denn Digitalisierung betrifft viele Handlungsfelder in Ihrem Unternehmen."
Lumir Boureanu, Eurodata Eurodata-Geschäftsführer Lumir Boureanu nennt diese drei Punkte: "Das Wachstumsmodell von digital Value basiert auf Expertise und Fokus. Treten Sie gleich mehreren Ecosystemen bei. Definieren und setzen Sie Ihren Ecosystemen Grenzen."
Michael Hilzinger, Klöckner Michael Hilzinger, General Manager bei Klöckner, erklärt: „Digitale Transformation ist erstens keine reine IT Disziplin, es bedarf klarer Priorisierung durch das Top Management, am besten durch den CEO. Zweitens müssen CIOs versuchen, den IT-Betrieb im Sinne von ,Keep the lights on'-Aktivitäten weitgehend zu automatisieren, um Ressourcen für Innovationsprojekte zu schaffen. Drittens: Speed in der Enterprise IT gelingt nur durch radikalen Fokus auf den Kunden-/Anwendernutzen.“
Ralf Gernhold, Miles & More Ralf Gernhold, CIO von Miles & More, appelliert: "Gründet Innovation Center innerhalb eurer Unternehmen - und nicht in Kalifornien oder Berlin. Eure IT Abteilung ist Innovationsschmiede, nicht Cost Center. 'Alte Meister + Junge Wilde’ ist die Erfolgsformel für gelebte digitale Transformation im Unternehmen.“
Martin Wibbe, Atos Schwungvoll ist die Botschaft von Martin Wibbe, Senior Vice President &COO bei Atos: „Erstens: Seien Sie Mutig und probieren Sie Dinge aus, suchen Sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht nach Standards! Zweitens: Schauen Sie sich andere Branchen an und lernen Sie daraus, wie auch Sie sich innovieren können! Drittens: Befreien Sie Ihre Teams und sich selbst von ,IT Standardaufgaben', damit Sie sich auf die Zukunftsthemen konzentrieren können!“
Oliver Blüher, Dropbox Oliver Blüher, Country Manager DACH & Nordics bei Dropbox, erklärt: "Flexible Infrastrukturen und Cloud-Services sind die Zukunft. Große IT Investments mit ungewissem ROI wird es zukünftig nicht mehr geben – wer zur Anpassung bereit ist, dem ist auch der ROI sicher. Und: Die digitale Transformation verändert auch die Arbeitswelt - in klassischen Industrie-Unternehmen sind heute schon mehr als 40 Prozent der Arbeitsplätze PC-Arbeitsplätze."
Roger Kehl, Festo Festo-CIO Roger Kehl erklärt: „Erstens: Breite und Länge des Spielfeldes für den CIO wird neu vermessen - durch Industrie 4.0 stellen sich der IT neuen Herausforderungen in der Produktion. Zweitens: Mut zur Veränderung. Unser Umfeld ist geprägt durch ständige Paradigmenwechsel und Disruption. Drittens: Die Mitarbeiter auf die Reise mitnehmen und nicht vergessen – Arbeitskultur und -Anforderungsprofil ändern sich."
Matthias Frühauf, Veeam Matthias Frühauf, Regional Presales Manager CEMEA bei Veeam Software, sieht seine Botschaften unter dem Motto 24/7-Verfügbarkeit von Services. Er nennt diese Punkte: "Getestete und dokumentierte Failover-Szenarien, hoher Grad an Automatisierung, Integration von Cloud Services."
Martin Niemer, VMware Martin Niemer ist Director Advisory Services Central and Eastern Europe bei VMware: "Erstens: Die Zukunft wartet nicht, die Geschwindigkeit entscheidet über den Erfolg im Markt, Organisationen müssen in der Lage sein, das umzusetzen. Zweitens: Digitale Transformation beginnt beim Endnutzer, nur Projekte, die vom User angenommen werden, sind erfolgreich. Drittens: Hochgradige Standardisierung und Automatisierung können helfen, Abläufe zu beschleunigen und Wettbewerbsvorteile zu erzielen."