Um die Denke der neuen Generation deutlich zu machen, haben die Analysten den Prototyp Natascha geschaffen. Natascha hält nicht viel von Treue: Wenn sie für ihr Unternehmen Waren beschaffen soll und diese bei einem neuen Anbieter günstiger bekommt, wird sie bei ihm ordern, ohne dem bisherigen Verkäufer eine Chance zur Reaktion zu geben - unabhängig davon, wie lang die Geschäftsbeziehung schon besteht.
Bei ihrer Arbeit informiert sie sich umfassend im Internet. Sie ist es gewohnt, Informationen aus verschiedenen Quellen zu erhalten und schnell zu verarbeiten - schließlich ist sie mit dem WorldWideWeb, E-Mail und Computerspielen aufgewachsen.
Daher arbeitet sie gerne multitasking an verschiedenen Projekten und Aufgaben gleichzeitig. Grafiken und kurze Informationen zieht sie langen Texten vor.
Moderne Kommunikation mit Kollegen, Geschäftspartnern und Freunden
Nataschas Bindungsängste gelten auch für den Arbeitgeber: Persönliche Verbindlichkeit gegenüber dem Unternehmen ist ihre Sache nicht. Wer sie als Mitarbeiterin halten will, muss stets die neueste Technologie zur Verfügung stellen und eine Kultur der Teamarbeit pflegen. Hierarchien? Formalitäten? Das hält Natascha für Langsamkeit und Bürokratismus. Dass sie jeden Tag per Instant Messaging mit ihren Freunden kommuniziert, ist eine Selbstverständlichkeit für sie.
Auf den Punkt gebracht, lässt sich Nataschas Arbeitsweise mit dem Schlagwort "social computing" umschreiben. Darunter versteht Forrester eine soziale Struktur, in der die Technologie Gemeinschaften unterstützt, nicht Institutionen.
Nach den Daten der Analysten stellen die Millennials bisher etwa elf Prozent der Erwerbstätigen in Europa. In absoluten Zahlen heißt das: In den kommenden zehn Jahren werden 51 Millionen Nataschas und ihre Freunde nachrücken. Im selben Zeitraum ziehen sich 48 Millionen Arbeitskräfte aus der Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand zurück.
Die Analysten bezweifeln, dass die Unternehmen für diesen Wechsel gerüstet sind. Grob gesagt halten sie die jetzigen Prozesse zu Kunden-, Lieferanten- und Partnerbeziehungen für nicht zukunftsfähig.
Blogs und Webcasts sind Fehlanzeige
Dazu ein paar Zahlen: In 74 Prozent der Unternehmen können die Mitarbeiter unbegrenzt drucken, in 57 Prozent bekommen sie Mobiltelefone. Laptops geben 38 Prozent der befragten Firmen ihren Angestellten in die Hand. Geht es dagegen um neue Kommunikationstools wie Blogs, Videokonferenzen oder Webcasts, können nur 15 Prozent der Unternehmen mitreden - eben das aber gehört zur Ausstattung, die die jungen Arbeitnehmer fordern.
58 Prozent der befragten Firmen geben an, auch künftig auf Tools wie Spiele oder Videoclips verzichten zu wollen, 45 Prozent planen nicht, Informationen auf gemeinschaftlichen Seiten oder Blogs auszutauschen.
Das kollidiert mit der Selbsteinschätzung der Unternehmen. So nehmen zum Beispiel 94 Prozent der deutschen Studienteilnehmer für sich in Anspruch, sie hätten erkannt, dass junge Mitarbeiter anders kommunizieren und Technologie auf andere Weise nutzen. 77 Prozent geben an, darauf auch bereits zu reagieren. Offenbar eine Fehleinschätzung.
Für die Analyse "Is Europe ready for the millennials?" hat Forrester im Auftrag von Xerox 1.250 Führungskräfte in 16 europäischen Ländern befragt, darunter 100 Deutsche.