Continental AG

Mit Big Data zu neuen Mobilitätsdiensten

16.07.2018 von Wolfgang Herrmann
Continental-CIO Christian Eigler setzt auf dezentrale Strukturen und treibt den digitalen Wandel auf verschiedenen Ebenen voran. Eine Schlüsselrolle spielt das Thema Big Data Analytics.
Das automatisierte Fahren gehört neben neuen Mobilitätsdienstleistungen zu den großen Wachstumsfeldern der Continental AG. Die IT spielt dabei eine zentrale Rolle.
Foto: Continental AG

Bis 1998 hat Continental eigentlich nur "Gummi und Plastik" produziert, blickt Christian Eigler zurück, seit Januar 2016 Corporate CIO des Konzerns. Mit dem Einstieg ins Automotive-Business vollzog sich ein grundlegender Wandel. Das Geschäft mit Automobiltechnik und -zubehör ist heute größer als das klassische Reifengeschäft, das Continental in der Rubber Group gebündelt hat.

Das 1871 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Hannover steckt längst im nächsten Umbruch, ausgelöst durch die disruptiven Veränderungen in der Automobilbranche. Wachstumschancen sieht der Konzern heute unter anderem in Mobilitätsdienstleistungen und im Bereich automatisiertes Fahren. Die IT spielt dabei eine zentrale Rolle. "Früher war IT bei Continental ein reiner Kostenfaktor", erinnert sich Eigler. Seit gut drei Jahren sei die Wahrnehmung eine andere. "Die IT darf jetzt auf der Hauptbühne auftreten."

Mit dem digitalen Wandel stiegen allerdings auch die Erwartungen an die IT-Verantwortlichen. Continental habe sich bewusst gegen die Position eines zentralen Digitalchefs entschieden, so Eigler. Stattdessen setze man auf viele engagierte Köpfe, die die Digitalisierung in ihren Bereichen vorantrieben. Dieses dezentrale Modell passe besser zur Konzernstruktur. Die ersten Auswirkungen des Wandels zeigten sich, als Continental begann, klassische Produkte mit Software anzureichern. Für den gelernten Betriebswirt Eigler steckt dahinter aber noch kein digitaler Wandel, sondern eher eine klassische Produktentwicklung. Digitalisierung beginnt aus seiner Sicht mit dem Begriff Servitization: "Wir sammeln produktnah Daten und generieren daraus Services."

Die Unternehmens- und IT-Fakten der Continental AG.
Foto: Continental AG

Continental sei für diese Aufgabe gut aufgestellt, denn: "Im Internet der Dinge sind wir diejenigen, die die Dinge machen. Und die erzeugen wiederum einen kontinuierlichen Datenstrom." Ein Beispiel dafür ist der "konnektierte Reifen", der mit Hilfe von Sensoren Daten erfasst und an das Backend schickt. Daraus lassen sich Datenservices entwickeln, die beispielsweise für Flottenbetreiber interessant sein können.

Einen Schritt weiter gehen die "Mobility Services", an denen die Niedersachsen arbeiten. Eigler: "Dahinter verbergen sich ganz neue Geschäftsmodelle, die sich fast ausschließlich auf Daten beziehen." Hinzu kommen nach innen gerichtete Initiativen im Bereich "Smart Factory". Hier dreht sich alles um Effizienz, sprich: um optimierte Prozesse in Fertigung und Logistik.

Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Sven Lorenz
Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Falko Morlock
Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch
Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Hauke Stars
Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann
Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm
Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz
Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl
CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Martin Hofmann
Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl
Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Michael Hilzinger
Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Petra Clemens
Seit Oktober 2024 leitet Petra Clemens die IT von Cariad, der Software-Tochter von Volkswagen. Sie kommt vom Eisenbahnlogistiker VTG.
Markus Bentele
Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley
Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner
Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger
Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll
Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas
Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp
Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson
Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne
Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing
Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann
Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch
Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon
Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein
Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen
Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.

Eine Schlüsselrolle für die digitale Transformation des Konzerns spielt das Thema Big Data Analytics, berichtet der CIO. Neben geschulten Fachanwendern brauche man dafür auch hochspezialisierte Analytics-Experten und Data Scientists, die auf dem Markt schwer zu finden seien. Continental bilde solche Fachkräfte deshalb auch selbst aus.

Eine jüngere Initiative in diesem Kontext heißt "Self Service Analytics". Continental will damit Mitarbeiter ohne tiefe IT-Kenntnisse in die Lage versetzen, Big-Data-Analysen anzustoßen und zu nutzen. Der Weg dorthin führe nicht über eine zentrale Spezialabteilung, erläutert Arne Beckhaus, Head of Big Data & Digital Transformation in der Division Chassis & Safety. Vielmehr gehe es darum, "das Analytics-Wissen zu den Nutzern zu bringen und so einen Mehrwert für das Business zu schaffen".

Self Service Analytics

Beckhaus und seine Kollegen haben sich die Nöte der Fachanwender angehört und beispielsweise erfahren, dass es im Bereich Supply Chain noch viele manuelle Datenanalyseprozesse gibt. Mit Hilfe von Analytics-Systemen könnten Mitarbeiter etwa schneller auf veränderte Lagerbestände reagieren und Lieferengpässe vermeiden.

Zielgruppe des Projekts Self Service Analytics sind Anwender, die keine Softwareentwickler sind und sich nicht mit Programmiersprachen wie Python oder komplexen Frameworks wie Spark beschäftigen wollen. "Diese Umgebungen sind für die meisten Kollegen viel zu kryptisch", sagt Beckhaus. Er setzt stattdessen auf die Open-Source-Analytics-Plattform KNIME. Nutzer arbeiten dabei nicht mit klassischem Programmcode, sondern mit visuellen Modellen. Diese lassen sich ähnlich wie im BPM-Tool Aris relativ einfach mit wenigen Mausklicks erstellen. Mit dieser Art von "Visual Analytics" können Fachanwender auch anspruchsvolle Analytics-Methoden nutzen, ohne eine Skript- oder Programmiersprache zu erlernen.

"Wichtig ist dann nicht mehr das technische Know-how, sondern das Domänenwissen", betont Beckhaus. Bis zum Frühjahr 2018 hat Continental bereits rund 300 Mitarbeiter im Umgang mit KNIME geschult. Sie kommen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Personal, Controlling, IT oder Logistik. Das Trainingsprogramm sei an konkreten Anwendungsbeispielen aus dem Unternehmen ausgerichtet. Gut die Hälfte der Absolventen nutze das Tool bereits in der täglichen Arbeit.

Cloud Computing und Data Lake

Zur technischen Basis der Analytics-Initiativen sowie der gesamten Konzern-IT gehören die "Continental.cloud" und der "Continental.datalake". Eigler hat dazu eine hybride Cloud-Infrastruktur aufgebaut, die IT-Dienste von AWS und Microsoft ebenso einbezieht wie Private-Cloud-Ressourcen. Im östlichen Wirtschaftsraum will der CIO künftig auch Infrastrukturdienste des chinesischen Cloud-Providers Alibaba nutzen. Wo und wie die einzelnen Dienste gehostet werden, ist aus Eiglers Sicht nicht die entscheidende Frage. Vielmehr komme es darauf an, dass alle Cloud-Dienste nahtlos in die bestehenden Prozesse eingebunden seien: "Die Public Cloud muss sich aus Nutzersicht genauso verhalten wie die interne IT."

Continental CIO Christian Eigler: "Nicht nur Ingenieure, sondern wirklich jeder im Unternehmen, der eine Idee hat, kann mit der Continental.cloud und dem Continental.datalake arbeiten."
Foto: Continental

Hybrid ausgelegt ist auch der Continental.datalake, der unter anderem auf Cloud-Ressourcen zurückgreift. Er stellt Mitarbeitern Daten aus unterschiedlichsten Quellen zur Verfügung und soll einen besonders einfachen Zugriff ermöglichen. Mitarbeiter könnten die "Analytics Self Service Platform" nutzen, ohne erst umständlich einen Antrag zu stellen, betont Eigler: "Einfach registrieren und fertig. Nicht nur Ingenieure, sondern wirklich jeder im Unternehmen, der eine Idee hat, kann mit der Continental.cloud und dem Continental.datalake arbeiten."

Mobility-Services aus der Cloud

Auf der Plattform will Continental künftig verstärkt Mobility-Services entwickeln und bereitstellen. Zu den ersten konkreten Beispielen gehört die App "Park­pocket", die Continental 2017 mit der Übernahme des gleichnamigen Münchner Startups erworben hat. Nutzer können damit unter anderem Parkplätze in der Stadt finden und Parkkosten kalkulieren.

Mit "OTAkeys" offerieren die Hannoveraner zudem einen digitalen Fahrzeugschlüssel, der über das Smartphone des Nutzers bereitgestellt wird. Als "einmaliger digitaler Wegwerfschlüssel" eignet sich der Dienst beispielsweise für Car-Sharing-Fahrzeuge, klassische Mietwagen oder auch Flottenfahrzeuge von Unternehmen. Auch OTAKeys wird über die Continental.cloud bereitgestellt und betrieben.

Für die schöne neue Servicewelt bedarf es auch auf der Prozessebene grundlegender Veränderungen. Eigler setzt auf einen DevOps-Ansatz. Entwicklungs- und IT-Betriebsteams arbeiten dabei Hand in Hand: "Wir entwickeln Dinge gemeinsam. Die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Bereichen verschwimmen."

Dabei spielten auch agile Entwicklungsmethoden eine Rolle, allerdings nicht flächendeckend, sondern nur dort, wo ein Nutzen klar erkennbar sei. Auf dieser Basis entständen neue Mobility-Services grundsätzlich "Cloud-native", sagt Eigler. Die Dienste würden komplett in der Cloud entwickelt und später im Betrieb auch dort bereitgestellt und supportet. Die kontrovers diskutierte "Bimodal IT" hält er für den falschen Ansatz: "Zwei unterschiedliche Einheiten in einem Unternehmen? Das ist Quatsch." Die IT-Organisation müsse als Ganzes schneller und agiler werden.

Unternehmenskultur entscheidet

Erfolgsentscheidend für den digitalen Wandel sind für den IT-Chef am Ende weniger technische oder organisatorische Faktoren, sondern die passende Unternehmenskultur. Schon vor gut acht Jahren habe Continental eine Kulturinitiative angestoßen, die auf Kernwerten wie Vertrauen und Verbundenheit basiere. Als Enabler der digitalen Transformation betrachte man das Thema Menschen und Kultur heute in vier Handlungsfeldern: Diversity (Geschlecht, Alter, Kultur), Flexibility (zum Beispiel bezüglich des Arbeitsorts), lebenslanges Lernen sowie Leadership.

Zur Kultur gehört auch das Thema Innovation-Management, das auf verschiedenen Konzernebenen verankert ist. So gibt es etwa ein internes Ideen-Management für neue Mobilitätsdienste im Geschäftsbereich "Intelligent Transportation Systems". Im Oktober 2017 stellten die Niedersachsen das Startup-Programm "co-pace" vor. Sie wollen damit eigenen Mitarbeitern, aber auch Externen die Chance eröffnen, neue Geschäftskonzepte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dazu stellt der Konzern neben Fachwissen und Beratung auch finanzielle Mittel bereit. Zum Programm gehört eine Art Inkubator, der als Brutkasten für neue Ideen von Mitarbeitern agieren soll.

Geht es um technische Innovationen, will Eigler auch die Potenziale der künstlichen Intelligenz (KI) nutzen. Continental baue dazu eigene Kompetenzen auf. Neben Nutzungsmöglichkeiten im Bereich autonomes Fahren oder Predictive Maintenance teste man insbesondere den KI-Einsatz in der vernetzten Fertigung, sprich Industrie 4.0. Continental unterhält dazu zwei Pilotfabriken.

Automatisierung in Verbindung mit KI-Techniken spiele auch in der IT selbst eine wichtige Rolle, so der CIO. So analysiere man beispielsweise Logfiles mit Hilfe intelligenter Systeme. Anhand der Ergebnisse ließen sich bestimmte Ereignisse vorhersagen, die in der Vergangenheit häufig zu Problemen und mehrstündigem Arbeitsaufwand führten. Eiglers Team experimentiert zudem mit Chatbots, die sich etwa im IT-Service-Desk oder in anderen Servicebereichen einsetzen lassen.