Viele Firmenchefs betrachten das Oktoberfest als eine wunderbare Möglichkeit, etwas für die gute Stimmung im Unternehmen zu tun. Der Bierkonsum spielt dabei keine unerhebliche Rolle - und das kann Folgen haben.
Das Tages-Du
So feierten denn auch die IT-Mitarbeiter eines Münchner Konzerns fleißig auf der Wiesn (wie das Oktoberfest unter Einheimischen noch heißt) gemeinsam in einem der großen Zelte. Wie in IT-Abteilungen üblich, duzten sich die jungen Programmierer, und es herrschte insgesamt ein lockerer Ton. Nach oben allerdings wurde gesiezt. Besucher des Oktoberfests wissen, dass das Bier nur in Literkrügen ausgeschenkt wird, und daher die gute Laune schneller kommen kann als erwartet.
Dem Abteilungsleiter der schon erwähnten IT-Abteilung wurde es schnell unheimlich, wie familiär sich der Betriebsausflug mit zunehmendem Bierkonsum entwickelte. Er grübelte verzweifelt nach, wie er aus dieser Situation am besten herauskommen könnte. Dann setzte er zum ultimativen Befreiungsschlag an: "Liebe Kollegen, ich biete euch das Tages-Du an." Der Abend war gerettet.
Dann kam der nächste Tag, die Büros grau, der Magen nüchtern und der Chef ganz der Alte: Keine Spur von Lockerheit - und das Du war so schnell vergessen, wie er es angeboten hatte. Wer also gemeint hatte, die Verbrüderung mit dem Chef sei von Dauer, musste sich eines Besseren belehren lassen.
Wie man ins Bierzelt kommt
Das Oktoberfest ist das größe Volksfest der Welt und der Ruf einer gemütlichen und gute Stimmung verbreitenden Veranstaltung eilt ihm voraus. Daher ist es nur verständlich, dass Kunden selbst aus den entlegensten Teilen der Welt erwarten, vom Münchner Partner zu diesem wichtigen Ereignis eingeladen zu werden.
Der Vertriebsabteilung eines IT-Unternehmens passierte nun leider das Malheur, nicht rechtzeitig Tische im Bierzelt reserviert zu haben. Problematisch dabei: Ohne Reservierung gibt es kaum eine Chance auf einen freien Platz. Außerdem kann man mit dem Kunden nicht über das Festgelände irren, um irgendwo einen freien Tisch zu ergattern.
Wie konnte es dazu kommen, dass die Reservierung vergessen wurde? Ganz typisch für die heutige Zeit: Es wurde umstrukturiert, die gute Seele der Abteilung, die Sekretärin, war nicht mehr da und schon hat niemand daran gedacht, sich um die Reservierung zu kümmern.
Die Sales-Mitarbeiter des besagten IT-Unternehmens hatten da eine Idee, mit der sie den Kunden - und die nichtsahnenden Chefs - doch noch zufrieden stellen konnten. Am Tag des Oktoberfestbesuchs begann für jeweils zwei Mitarbeiter ab zehn Uhr morgens für zwei Stunden die Reservierungsschicht. So wurden die benötigten Plätze bis zum Nachmittag frei gehalten und die Chefs konnten den Kunden stolz die Münchner Bier- und Feierkultur präsentieren.