Lumir Boureanu von Eurodata TEC zeigt auf den Hamburger IT-Strategietagen, dass man kein eigenes Ecosystem aufbauen muss. Auch der Anschluss an ein oder mehrere bestehende Systeme bringt Vorteile.
In seinem Vortrag auf den Hamburger IT-Strategietagen verdeutlicht Lumir Boureanu, wie sich durch den Aufbau eines Ecosystems Mehrwert schaffen lässt. Der CTO und Geschäftsführer der Eurodata TEC GmbH nennt mit Amazon, Google und Alibaba Beispiele sogenannter "born-digital companies", die für digitale Technologien Ecosysteme geschaffen haben. Für ein Ecosystem muss nicht zwingend eine Plattform gebaut werden.
Das sieht man zum Beispiel an Flughafen-Ecosystemen. Dass dort keine einheitliche Plattform existiert, zeigen unter anderem die eigenen Apps, die jede Airline für ihre Fluggäste bereitstellt. Doch trotzdem verfolgen alle Partner ein gleiches Ziel: Sie wollen, dass ihre Kunden pünktlich sind und die Kosten niedrig halten. Daher ziehen sie an einem Strang, teilen sich Daten und halten das Ecosystem am Leben.
Die Marktforscher von Gartner unterscheiden im Bereich B2B drei Arten von Ecosystemen: Treiber, Partner und Market Maker.
Bei den Treibern, beispielsweise zu beobachten im Bereich Smart Home, agiert eine starke Gruppe gemeinsam. Angetrieben wird sie jedoch von einem führenden Mitglied der Gruppe.
Partner agieren auf Augenhöhe und kooperieren miteinander.
Market Maker bringen die Nachfrage zum Angebot, beispielsweise Airbnb oder eine Plattform, auf der sich schwere Maschinen mieten lassen.
Man muss kein eigenes Ecosystem bauen
Wer Teil eines Ecosystems sein möchte, benötigt im ersten Schritt Klarheit über das eigene Geschäftsmodell. Dann kann man sich mit den folgenden Fragen an ein Ecosystem herantasten: Was ist unser Ecosystem? Welche Rolle nehmen wir dort ein? Benötigt unser Ziel ein eigenes Ecosystem oder können wir uns einem oder mehreren bestehenden anschließen? Ist die Wahl getroffen, empfiehlt Boureanu Grenzen zu definieren und zu setzen, um wichtiges Know-how nicht komplett im Ecosystem zu teilen.
Ecosystem digitales Fahrtenbuch
Wie er sich das konkret vorstellt, verdeutlicht der CTO am Beispiel eines digitalen Fahrtenbuches. Der Markt scheint gesättigt, doch die verfügbaren Lösungen haben keine Akzeptanz und werden kaum genutzt, wodurch Autofahrer sich hohe Steuerersparnisse entgehen lassen.
In seinem Beispiel nutzt Boureanu die Ecosysteme der Autobauer und Mineralölgesellschaften, um die Lösung in Firmenwägen zu integrieren und sie so den gewünschten Zielgruppen verfügbar zu machen. Auch Autobauer und Mineralölgesellschaften profitieren davon, weil sie so ihre Kunden besser kennenlernen, ihnen zusätzliche Funktionen anbieten können und sie im besten Fall an sich binden. Boureanu selbst testet die Anwendung bereits seit einem Jahr in seinem eigenen Firmenwagen.
Hamburger IT-Strategietage Umfrage "Drei Kernbotschaften an CIOs"
Daniel Hartert, Bayer Daniel Hartert, CIO bei Bayer, macht es kurz: "First: IT must be seen as a catalyst for innovation – otherwise there is no seat at the table. Second: Extensive collaboration with external partners and startups becomes mandatory and third: Cloud is inevitable."
Heiko Packwitz, Lufthansa Industry Solutions Heiko Packwitz, Chief Marketing & Communications Officer bei Lufthansa Industry Solutions, sagt: "CIOs müssen das Geschäft und die Prozesse ihres Unternehmens und ihrer Branche vollständig verstehen, um als Transformierer und Innovator gehört und ernst genommen zu werden. Sie müssen zweitens Netzwerker sein. Drittens: Bei der Digitalisierung steht trotzdem immer noch der Mensch im Mittelpunkt."
Andreas Klein, Deloitte Der Director Technology Advisory bei Deloitte, Andreas Klein, sagt: "Seien Sie anpassungsfähig - der Erfolg von CIOs hängt weniger von persönlichen Charaktereigenschaften oder Arbeitsstil ab. Definieren Sie ,Digital‘ neu. Investieren Sie in ein schlagkräftiges Team und IT-Kompetenzen."
Burkhard Kaufmann, Bitmarck Bitmarck-Geschäftsführer Burkhard Kaufmann erklärt: "Erstens: die digitale Transformation macht die Veränderung der Prozesse, der Denkweisen, der Geschäftsmodelle und der Governance notwendig. Zweitens: die Anforderungen an die Sicherheit für Dienstleister, Kunde und Partner werden durch die hohe Komplexität der Anwendungen und die vielen Schnittstellen enorm hoch. Drittens: die Zeiten der Abschottung und Abgrenzung der eigenen Produkte und die Produktionstiefe der eigenen Services sind vor dem Hintergrund der hybriden IT-Modelle und APIs endgültig zu Ende."
Matthias Spott, Kaskilo Matthias Spott ist CEO von Kaskilo. Seine drei Botschaften lauten: "Der Bedarf an Konnektivität wird in der Industrie 4.0 Welt exponentiell steigen. 5G wird nicht das Allheilmittel für die Konnektivitäts-Lösungen der Zukunft sein, da viele Fragen bei dieser Technologie noch ungelöst sind. Satellitengestützte Systeme werden in Zukunft integraler Bestandteil einer globalen Internetversorgung sein."
Thomas Fischer, All for one Steeb Der Digital Strategist und Managing Directer bei All for one Steeb, Thomas Fischer, sagt: "Es geht erstens nicht um Digitalisierung, sondern um die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Zweitens: Speed ist wichtig. Fangen Sie mit Einzelprojekten an. Drittens: Zeigen Sie, dass Sie über die IT hinausdenken. Denn Digitalisierung betrifft viele Handlungsfelder in Ihrem Unternehmen."
Lumir Boureanu, Eurodata Eurodata-Geschäftsführer Lumir Boureanu nennt diese drei Punkte: "Das Wachstumsmodell von digital Value basiert auf Expertise und Fokus. Treten Sie gleich mehreren Ecosystemen bei. Definieren und setzen Sie Ihren Ecosystemen Grenzen."
Michael Hilzinger, Klöckner Michael Hilzinger, General Manager bei Klöckner, erklärt: „Digitale Transformation ist erstens keine reine IT Disziplin, es bedarf klarer Priorisierung durch das Top Management, am besten durch den CEO. Zweitens müssen CIOs versuchen, den IT-Betrieb im Sinne von ,Keep the lights on'-Aktivitäten weitgehend zu automatisieren, um Ressourcen für Innovationsprojekte zu schaffen. Drittens: Speed in der Enterprise IT gelingt nur durch radikalen Fokus auf den Kunden-/Anwendernutzen.“
Ralf Gernhold, Miles & More Ralf Gernhold, CIO von Miles & More, appelliert: "Gründet Innovation Center innerhalb eurer Unternehmen - und nicht in Kalifornien oder Berlin. Eure IT Abteilung ist Innovationsschmiede, nicht Cost Center. 'Alte Meister + Junge Wilde’ ist die Erfolgsformel für gelebte digitale Transformation im Unternehmen.“
Martin Wibbe, Atos Schwungvoll ist die Botschaft von Martin Wibbe, Senior Vice President &COO bei Atos: „Erstens: Seien Sie Mutig und probieren Sie Dinge aus, suchen Sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht nach Standards! Zweitens: Schauen Sie sich andere Branchen an und lernen Sie daraus, wie auch Sie sich innovieren können! Drittens: Befreien Sie Ihre Teams und sich selbst von ,IT Standardaufgaben', damit Sie sich auf die Zukunftsthemen konzentrieren können!“
Oliver Blüher, Dropbox Oliver Blüher, Country Manager DACH & Nordics bei Dropbox, erklärt: "Flexible Infrastrukturen und Cloud-Services sind die Zukunft. Große IT Investments mit ungewissem ROI wird es zukünftig nicht mehr geben – wer zur Anpassung bereit ist, dem ist auch der ROI sicher. Und: Die digitale Transformation verändert auch die Arbeitswelt - in klassischen Industrie-Unternehmen sind heute schon mehr als 40 Prozent der Arbeitsplätze PC-Arbeitsplätze."
Roger Kehl, Festo Festo-CIO Roger Kehl erklärt: „Erstens: Breite und Länge des Spielfeldes für den CIO wird neu vermessen - durch Industrie 4.0 stellen sich der IT neuen Herausforderungen in der Produktion. Zweitens: Mut zur Veränderung. Unser Umfeld ist geprägt durch ständige Paradigmenwechsel und Disruption. Drittens: Die Mitarbeiter auf die Reise mitnehmen und nicht vergessen – Arbeitskultur und -Anforderungsprofil ändern sich."
Matthias Frühauf, Veeam Matthias Frühauf, Regional Presales Manager CEMEA bei Veeam Software, sieht seine Botschaften unter dem Motto 24/7-Verfügbarkeit von Services. Er nennt diese Punkte: "Getestete und dokumentierte Failover-Szenarien, hoher Grad an Automatisierung, Integration von Cloud Services."
Martin Niemer, VMware Martin Niemer ist Director Advisory Services Central and Eastern Europe bei VMware: "Erstens: Die Zukunft wartet nicht, die Geschwindigkeit entscheidet über den Erfolg im Markt, Organisationen müssen in der Lage sein, das umzusetzen. Zweitens: Digitale Transformation beginnt beim Endnutzer, nur Projekte, die vom User angenommen werden, sind erfolgreich. Drittens: Hochgradige Standardisierung und Automatisierung können helfen, Abläufe zu beschleunigen und Wettbewerbsvorteile zu erzielen."