Vor über 100 Jahren wurde im Jahre 1902 in Ballenstedt im Harz durch Dr. Rosell ein Sanatorium gegründet, das sich im Laufe der Zeit zu einer anerkannten Fachklinik für Lungenerkrankungen entwickelte. Die Lungenklinik Ballenstedt/Harz verfügt heute über 120 vollstationäre und fünf tagesklinische Betten sowie eine Fachambulanz für die Behandlung von Lungenerkrankungen. Mit Ausnahme von Lungenchirurgie und Strahlentherapie werden alle Gebiete der Lungenheilkunde untersucht und behandelt.
Fakten zu den Total Costs of Ownership
Die Informationstechnologie in der Lungenklinik bestand bis zum Jahr 2002 aus einer typischen Client Server-Architektur. Alle Anwender konnten möglichst offen am Rechnerbetrieb partizipieren. Mit der Zeit verdichteten sich jedoch Zweifel an dieser Vorgehensweise, denn mit immer kürzeren Entwicklungszyklen veralteten die einzelnen Arbeitsplätze immer schneller. Diese Erkenntnis spiegelt sich in den TCOs wider. Die Betrachtung der Total Costs of Ownership (TCO) umfasst alle Kosten für Anschaffung und Unterhaltung je Arbeitsplatz. Die „PC-Illusion“ besteht darin, dass die Investitionskosten den größten Kostenfaktor darstellen.
Die Hauptkosten entstehen jedoch durch den Support: Aufwand für System- und Netzwerk-Management, Wartung, Anwenderbetreuung, Software-Entwicklung und nicht zu vergessen die Kosten durch entgangene Erträge aufgrund von Systemausfällen. Je länger ein Rechner in Betrieb ist, desto höher werden die Kosten für Updates und Anpassungen von Hard- und Software (Management Overhead). Auf jeden im Netzwerk eingesetzten PC entfallen lediglich drei Prozent der durch ihn verursachten TCO auf den Anschaffungspreis. Berechnungen renommierter Analytiker – etwa Gartner Group – belegen, dass ein PC über fünf Jahre hinweg 26.000 Euro kostet. Den Hauptanteil nehmen dabei Wartung, Administration und Upgrades ein.
Vorteile von Server Based Computing
Infolge von wirtschaftlichen Sparzwängen entschieden wir – die IT-Verantwortlichen der Lungenklinik Ballenstedt/Harz – uns für einen Wechsel von der Client Server-Architektur zu einer Server Based Computing-Struktur (SBC) unter Citrix. Das Herzstück jeder SBC-Struktur bilden ein oder mehrere Citrix Terminal Server in einer sogenannten Server-Farm. Diese Architektur verwendet ein Multiuser-Betriebssystem, bei dem sich mehrere Benutzer gleichzeitig anmelden können. Die Programmlogik ist von der Benutzeroberfläche getrennt und die Oberfläche wird auf den Clients verteilt dargestellt. Im Netzwerk müssen nur Tastatureingaben, Mausklicks und Aktualisierungen von Bildschirminhalten übertragen werden. Deshalb können auch ältere PCs verwendet werden. Das bedeutet für uns, dass seit Einführung von SBC keine neue Hardware mehr für Arbeitsplätze angeschafft werden musste.
Vor der Umstellung unserer IT-Landschaft zu einer Citrix Terminal Server-Farm wurde zunächst ein Citrix Testserver für sechs Wochen in der Klinik installiert. Während dieser Phase testeten wir intensiv auf ausgewählten Arbeitsplätzen alle Module unseres Krankenhaus-Informations-Systems (KIS) fd-klinika: Patienten-Management, Labor, Diagnostik, Materialwirtschaft, Finanzbuchhaltung und Management-Informations-System sowie alle MS Office und weitere Anwendungsprogramme. Im Ergebnis konnte eine 100-prozentige Funktionalität festgestellt werden!
Mit der Firma Starke Erfurt GmbH wurde eine Citrix Server-Farm aufgebaut. Im Einsatz sind zur Zeit drei HP-Server DL320 (jeweils 80 GB HD gespiegelt, 2,14 GHz, 1 GB RAM). Alle Anwendungsprogramme sind auf allen Servern der Farm installiert, um einerseits einen Lastenausgleich zwischen den Servern zu ermöglichen und andererseits die Ausfallsicherheit zu erhöhen. Der Zugriff auf die einheitlich zur Verfügung gestellten Applikationen wird zentral eingerichtet und verwaltet.
Neue Arbeitsplätze können mit sehr geringem Aufwand in das Netzwerk implementiert werden. Die individuellen Einstellungen jedes Benutzers werden in Profilen zentral auf Daten-Servern gespeichert und können so mit dem Benutzer „mitwandern“ (Desktop Roaming): Bei jeder Anmeldung an einem anderen Endgerät findet der Benutzer genau seinen Desktop wieder. Durch die Zentralisierung der IT-Ressourcen sparen wir hohe Anschaffungskosten für Client Hardware und können vorhandene Endgeräte wesentlich länger nutzen.
Mobile kostengünstige Tablet Terminals
Mit der neuen Smooth Roaming-Funktion können Anwender sogar von einem Endgerät zum anderen wechseln, ohne dass ihre Benutzersitzung unterbrochen wird. Durch diesen durchgängigen Zugriff auf Informationen werden auch mobile Einsatzszenarien optimal unterstützt. Wir setzen für den mobilen Einsatz Tablet Terminals ein. Diese haben die Ergonomie eines PDA, die Performance und Standards eines Notebook sowie die Möglichkeiten eines Tablet-PC, handschriftliche Notizen auf dem Pen-Display zu machen – analog zu einem klassischen Notizbuch.
Eine Schrifterkennung ist ebenso verfügbar. Die Investitionskosten liegen bei rund einem Drittel der Kosten eines Tablet-PC. Durch den Einsatz der einheitlichen Anwendungen sowohl auf dem Tablet Terminal als auch auf den anderen Arbeitsplätzen sind keine speziellen Software-Entwicklungen erforderlich. Alle Patienten-Informationen sind sofort auf dem Tablet Terminal verfügbar.
Pflege-Dokumentation und Datenschutz
Erstmalig wurde in unserer Klinik zusammen mit dem von uns gewählten KIS Hersteller fliegel-data eine Online-Variante der Pflege-Dokumentation eingeführt. Mittels Wireless LAN wurden die Tablet Terminals an die Citrix Server-Farm angeschlossen und ermöglichen so dem Pflegepersonal den Zugriff auf alle Patientendaten direkt am Patientenbett. Jetzt kann unser Pflegepersonal vollkommen sicher Aufträge und Ergebnisse der Visite direkt in das System einpflegen. Ohne Medien- und Anwendungsbrüche wird zwischen stationären und mobilen Endgeräten gewechselt. Es gibt keine Verzögerungen, und alle Beteiligten empfinden diese Unterstützung als wirkliche Arbeitserleichterung.
Um den Datenschutzanforderungen besser gerecht zu werden, testen wir zur Zeit auf einer Station den Einsatz von Smart Cards zur User-Identifikation. Das Einloggen erfolgt einfach über das Stecken einer Smart Card in den am Arbeitsplatz befestigten bzw. integrierten Kartenleser sowie die Eingabe einer PIN. Durch das Ziehen der Karte bei Verlassen des Arbeitsplatzes wird die Sitzung bis zum nächsten Stecken der Karte sicher getrennt. Andere Benutzer, die den denselben Arbeitsplatz verwenden wollen, loggen sich auf dieselbe Weise ein. Die Arbeit kann zu jeder Zeit und an jedem Arbeitsplatz mit einem Smart Card Reader fortgesetzt werden. Anforderungen von Datensicherheit und Datenschutz im Rahmen der KTQ-Zertifizierung werden so benutzerfreundlich realisiert. Der Zugriff auf Applikationen innerhalb der Klinik wird einfacher, sicherer und schneller.
Einen weiteren Innovationsschub erhoffen wir uns durch die Audio-Unterstützung, die auf dem iForum 2004 in München erstmalig präsentiert wurde. Dann können wir sämtliche Arztarbeitsplätze mit der digitalen Diktat-Funktion ausrüsten und die Arztbriefschreibung umfassend auf allen Arztarbeitsplätzen nutzen.
Fazit
Seit Einführung von SBC konnten in der Lungenklinik Ballenstedt die Kosten für Management und Administration der kompletten IT-Umgebung spürbar gesenkt werden. Die Gesamtkosten für die IT ließen sich so um rund zehn Prozent senken. Die fortlaufende Bereitstellung von allen Applikationen, einschließlich Installation, Konfiguration und Verwaltung der Software, war in den Client Server-Strukturen äußerst zeit- und kostenintensiv. Der Administrator musste nicht nur die Anwendungen physikalisch auf allen Arbeitsplätze verteilen, sondern sich auch mit Problemen, resultierend aus unterschiedlichen Systemkonfigurationen, Backup-Erstellungen, Hardwarewartung und dem Sicherheits- und Antiviren-Management, befassen.
Diese Zeit wird nun genutzt, um sich auf wichtige Themen der Kommunikation und Informationsverarbeitung in der Klinik zu konzentrieren. Mit SBC hat die Lungenklinik eine Lösung gefunden, welche die Kosten für den IT-Bereich unter Kontrolle hält, den Mitarbeitern die Arbeit erleichtert und die Sicherheit der sensiblen Patientendaten gewährleistet.
Andreas Sokoll, System-Administrator in der Lungenklinik Ballenstedt/Harz gGmbH.