Fast unbemerkt entwickelt sich die Projekt-Management-Methode Prince2 (Projects in Controlled Environments) zum neuen Hoffnungsträger in der IT. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Beraterungsunternehmens Serview aus Bad Homburg. Demnach wollen sich fast zwei Drittel der befragten Projektleiter verstärkt auf das Modell stützen.
Prince wird bereits seit 20 Jahren in Großbritannien für IT-Projekte eingesetzt. Die Methode wurde ursprünglich 1989 von der britischen Central Computer and Telecommunications Agency (CCTA) als Regierungsstandard für Projektmanagement im Bereich der IT. Nach der Weiterentwicklung wurde 1996 Prince2 veröffentlicht. Die aktuelle Version wurde 2005 vom Office of Government Commerce (OGC) veröffentlicht, das mittlerweile die CCTA abgelöst hat. Die Folgeversion steht auch privaten Organisationen zur Verfügung und ist mittlerweile der de facto-Standard für Projekt-Management in Großbritannien.
In Deutschland ist es noch nicht soweit. Immerhin verfügt bereits jedes vierte Unternehmen über praktische Erfahrungen mit der Methode. Fast ein Drittel der befragten Projektleiter besitzt zumindest theoretische Kenntnisse.
Insgesamt 29 Prozent dagegen haben bisher von Prince2 nur schon einmal etwas gehört. Sie verfügen aber über kein fachliches Wissen. Bei jedem siebten Projektverantwortlichen ist das Vorgehensmodell noch nicht einmal namentlich bekannt.
Der Studie zufolge sollen aber schon bald deutlich mehr IT-Projekte auf Basis von Prince2 realisiert werden. So planen 38 Prozent der Befragten, sich auf jeden Fall intensiver als bisher der Methode zu widmen. Außerdem will jeder Vierte Prince2 voraussichtlich stärker in den Vordergrund stellen. 13 Prozent haben sich dagegen noch nicht festgelegt. Rund ein Viertel kann der Methode für das Projekt-Management weiter nichts abgewinnen.
Realisierungsprozesse beschleunigen und Projektrisiken vermeiden
Trotzdem ist nicht zu übersehen, dass Prince2 an Zustimmung gewinnt. Zwei Drittel der Befragten schreiben dem Modell deutliche Vorteile gegenüber anderen Methoden zu. Es gewährleistet nicht nur sehr transparente Vorgehensweisen in überschaubaren Schritten, so die Ansicht von Serview. Das Konzept beruht außerdem auf einer Vielzahl von Best Practices, die die Realisierungsprozesse beschleunigen und Projektrisiken vermeiden helfen.
Ähnlich sehen es die Anwender: Sie loben mehrheitlich die gute Verständlichkeit des Ansatzes von Prince2. Außerdem glauben sie, damit die Erfolgsperspektiven der IT-Projekte zu steigern und eine größere Termingenauigkeit zu erreichen.
Auch bei Ressourcen-Planung sowie Steuerung und Kontrolle der Projektabläufe fühlen sich die befragten Nutzer besser aufgehoben als bei anderen Methoden. Jeder Zweite ist auch der Auffassung, mit Prince2 Projektbudgets besser einhalten zu können.
Trotz der schon beträchtlichen Akzeptanz findet Prince2 in der öffentlichen Diskussion jedoch kaum Raum, moniert Serview-Geschäftsführer Michael Kresse. Er sieht darin Parallelen zum Regelwerk ITIL.
Kresse vermisst eine organisierte Meinungsbildung zu Prince2: " Es muss nachdenklich stimmen, wenn Projekt-Manager der Methode gute Noten geben und sie eine wachsende Verbreitung findet, aber über Suchmaschinen fast nur Seminarangebote zu finden sind."
Serview befragte zum Thema Prince2 Projektleiter aus über 350 Unternehmen in Deutschland.