Laut Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsinstitute steuern wir auf eine Rezession zu. Sinkende Kaufkraft, steigende Preise und die sich verschlechternde Auftragslage sorgen für Verunsicherung. Sinkt die Stimmung, leidet auch das Ergebnis. Ein Teufelskreis, den sich Unternehmen in den kommenden Monaten nicht leisten können. "Psychologische Sicherheit" wird hier zum entscheidenden Faktor. Dieser Begriff beschreibt einen Zustand, in dem Mitarbeitende sich sicher genug fühlen, zwischenmenschliche Risiken einzugehen, also zum Beispiel ehrliches Feedback zu geben.
Wer sich noch an die Weltfinanzkrise 2007 erinnern kann, hatvielleicht noch eine Vorstellung davon, wie getrübt die allgemeine Stimmung damals war. Allgemeine Verunsicherung und die Angst um den eigenen Job waren weit verbreitet. Die negativen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit konnte eine Studie der Association for Psychological Science in den USA belegen. Unter Menschen, die von der "Great Recession" direkt betroffen waren, häuften sich die Fälle von Depression, Angstzuständen und Drogenmissbrauch. Nun fehlt in den USA das Sicherheitsnetz, das der hiesige Sozialstaat spannt. Die Studie zeigt jedoch, wie negativ sich Rezessionen und ihre Folgen auf die Psyche auswirken können.
Aber nicht nur der Verlust eines Jobs hat gravierende Effekte. Die verbleibenden Mitarbeitenden müssen die fehlende Arbeitskraft zumindest teilweise kompensieren. Gleichzeitig können Schuldgefühle entstehen. Natürlich hat jede Rezession ihren individuellen Charakter. Die kommende dürfte zwar sanfter verlaufen als der große Crash 2007, aber die psychische Belastung auf die Bevölkerung wird wahrscheinlich ähnlich sein.
Warum psychologische Sicherheit so wichtig ist
Hier kommt der Begriff der psychologischen Sicherheit ins Spiel. Unternehmen erkennen immer mehr die Tatsache an, dass Beschäftigte ihre Sorgen, Ängste und Nöte nicht so einfach ausblenden können. Sie wirken sich in jedem Fall auf ihre Leistungsfähigkeit aus. Zum Beispiel durch
erhöhte Fehlzeiten,
Konflikte und schlechte zwischenmenschliche Beziehungen sowie
verringerte Produktivität.
Das alles kann die Fähigkeiten der Arbeitnehmer:innen, ihre Arbeit zu erledigen, stark beeinträchtigen.
Um diesem Umstand gerecht zu werden und präventiv dagegen anzugehen, muss ein Raum geschaffen werden, in dem Gefühle Platz und Gehör finden. Dieser Raum schafft Vertrauen und Sicherheit, wobei gleichzeitig externe Faktoren, auf die man wenig Einfluss hat, wie zum Beispiel eine Rezession, anerkannt werden. Der Aufbau psychologischer Sicherheit am Arbeitsplatz ist entscheidend dafür, dass sich die Mitarbeitenden wertgeschätzt und unterstützt fühlen und trotz der angespannten Lage ihr Bestes geben können.
So schaffen Sie psychologische Stabilität im Arbeitsleben
Eine Rezession bedeutet unabhängig von ihrer Stärke zusätzlichen Stress und eine mentale Belastung für die Mitarbeitenden. Diese kann nicht nur ihre Leistungsfähigkeit einschränken, sondern, wie gesagt,auch durch mehr Stress und psychische Erschöpfung zu erhöhten Fehlzeiten und schlechteren zwischenmenschlichen Beziehungen führen.
Die Herausforderung für Unternehmen besteht also darin, die negativen psychologischen Auswirkungen auf das Arbeitsleben der Beschäftigten abzumildern. Gerade in einer Rezession sollten Mitarbeitende keine Angst haben, ihre Arbeitsrealität ehrlich widerzuspiegeln, wenn sich zum Beispiel Fragen wie diese aufdrängen: Steht ein wichtiger Kunde kurz vor der Kündigung? Oder: wie ist es wirklich um die Sales-Pipeline bestellt?
In unsicheren Zeiten psychologische Sicherheit zu bieten bedeutet in erster Linie, offen und transparent zu kommunizieren. Also über die Lage des Unternehmens und die potenziellen Auswirkungen der Rezession zu sprechen. Außerdem sollten den Mitarbeiter:innen Ressourcen und Unterstützung zur Verfügung gestellt werden, um mit dem zusätzlichen Stress durch den wirtschaftlichen Abschwung besser fertig zu werden.
Dies kann auch darin bestehen, zusätzliche psychologische Hilfe anzubieten. Innerhalb der Organisation werden Sicherheit und Vertrauen durch das Wissen getragen, dass Fehler angesprochen und Probleme vertrauensvoll thematisiert werden können. Dies wird am besten durch offene Dialogformate wie zum Beispiel regelmäßige Gespräche, Feedback-Sitzungen oder anonyme Umfragen erreicht, durch die sich die Mitarbeiter:innen gehört fühlen und so verstärkt ihre Gedanken und Sorgen mitteilen.
Das fördert in erster Linie das unmittelbare Wohlbefinden des Personals. Darüber hinaus ist es mittel- und langfristig ebenso sinnvoll, in individuelle Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten zu investieren. Dazu können Schulungs- und berufliche Entwicklungsprogramme gehören, die es den Mitarbeitenden erlauben, neue Fähigkeiten zu erwerben und ihren Wert für das Unternehmen zu steigern. Indem Betriebe ihren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln, können sie eine Kultur des Vertrauens und des Respekts fördern, in der sich die Angestellten wertgeschätzt und unterstützt fühlen. Dies lässt sich durch Anerkennungs- und Belohnungsprogramme, regelmäßiges Feedback und kontinuierliche Kommunikation noch weiter konsolidieren.
Wie man die Widerstandskraft der Mitarbeiter stärkt
Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandskraft, die hilft, Belastungen zu ertragen und sich in schwierigen Situationen zurechtzufinden. Sie ist eine wichtige Eigenschaft zur Bewältigung von Herausforderungen, die zudem verhindert, dass die Anforderungen dauerhafte Schäden hinterlassen. Doch wie genau äußert sich Resilienz? Im Allgemeinen ist Resilienz die Fähigkeit, sich an veränderte Umstände anzupassen und Rückschläge zu überwinden. Diese Eigenschaft ist besonders in schwierigen Lebenssituationen wichtig, die besondere Herausforderungen darstellen, wie etwa eine Rezession. Resilienz hilft, diese Situationen zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Und gerade eine Rezession erfordert eine erhöhte Resilienz der Mitarbeitenden und des Managements. Das liegt besonders am erhöhten Druck und verringerter Sicherheit im Arbeitsumfeld. Daher ist es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entscheidend, die Widerstandskraft der Mitarbeitenden aktiv zu fördern, damit sowohl das Unternehmen als auch die Belegschaft erfolgreich durch die Krise kommen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass psychischer Stress erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsplatz haben kann, einschließlich erhöhter Fehlzeiten, Konflikte, schlechter zwischenmenschlicher Beziehungen und geringerer Produktivität. Unternehmen können dem entgegenwirken, indem sie ihren Mitarbeitenden psychologische Sicherheit bieten. Diese kann durch offene und transparente Kommunikation, psychologische Unterstützung und Hilfe bei der Finanzplanung, der Förderung von Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie regelmäßiges Feedback geschaffen werden.
Durch kontinuierliche Kommunikation wird eine Kultur des Vertrauens und des Respekts generiert, in der Mitarbeitende trotz der schwierigen wirtschaftlichen Umstände zufrieden und leistungsfähig bleiben. Indem sie der psychologischen Sicherheit Priorität einräumen, können Unternehmen ein positives und produktives Arbeitsumfeld schaffen, das letztlich dem Unternehmen als Ganzem zugutekommt und zu einer besseren Leistung und einem Wettbewerbsvorteil auf dem Markt führt. (pg)