Integration von DB Systems und DB Telematik

Mit Systel zur Konvergenz

12.11.2007 von Andreas Schmitz
Seit einigen Jahren steht die Integration der IT-Tochter der Bahn DB Systems und der TK-Tochter DB Telematik im Raum. Ende August schrieb die Deutsche Bahn nun den Namen der neuen ITK-Tochter DB Systel in ihre Bücher. Damit entsteht ein ICT-Dienstleister mit mehr als 800 Millionen Euro Umsatz und über 5.000 Mitarbeitern. Der Vorsitzende der Geschäftsführung Robert Simmeth zu den Aufgaben.

Herr Simmeth, bereits 2004 sollten die IT- und die TK-Tochter der Deutschen Bahn in eine gemeinsame Gesellschaft überführt werden. Warum hat es erst drei Jahre später damit geklappt?

Je mehr wir uns mit der Zusammenführung der IT- und TK-Technologie befasst haben, um so deutlicher wurde, dass es bei der Schaffung von Synergien um mehr geht, als um die Verbindung von IT- und TK-Technologie-Komponenten. Das sieht man ja heute auch an den Konvergenz-Diskussionen, die zunehmend mehr in Richtung ICT geführt werden. Die DB Systel ist auf dem Weg, Anbieter integrierter ICT-Services zu werden. Dazu müssen wir nicht nur die richtigen Technologien haben, sondern komplette Lösungen, mit denen wir die Geschäftsprozesse unserer Kunden von Anfang bis Ende managen können. Die dazu notwendige Kompetenz, Konvergenz nicht nur auf die Technik, sondern auch auf die Prozesse zu beziehen, muss konsequent entwickelt und ein dafür geeigneter organisatorischer Rahmen geschaffen werden. Das benötigt Zeit, die wir uns genommen haben.

Können Sie ein Beispiel für eine konvergente Lösung nennen, die Sie bereits entwickelt haben - wenn auch nicht schon unter dem Dach der DB Systel?

Nehmen Sie das Vertriebssystem des Personenverkehrs. Konnten Fahrkartenautomaten früher nur Tickets ausgeben, also eine simple Stapelverarbeitung leisten, so haben wir heute an nahezu jedem Bahnhof moderne Dialogsysteme, mit denen Kunden zum Beispiel auch online Sitzplätze reservieren können. Da greifen IT- und TK-Technologien nahtlos ineinander. Für die Bedienung solche Anforderungen sind wir erheblich breiter aufgestellt als noch 2004. Ein weiteres Beispiel sind die Call Center der Deutschen Bahn. Auch hier sind IT und TK gleichermaßen von Bedeutung. Dafür haben wir konvergente Gesamtlösungen auf Basis von VoIP realisiert, die maßgeblich dazu beitragen, dass Anfragen schnell und zuverlässig beantwortet werden können.

Wozu die DB Systel, wenn die Konvergenz schon in Teilen umgesetzt ist?

Schon in 2005 habe ich als Geschäftsführer beide Gesellschaften geleitet und damit mit meinem Team für eine ganzheitliche Sichtweise bei der Entwicklung von Kundenlösungen gesorgt. Doch bietet eine eigenständige Organisation eine bessere Verzahnung der existierenden Prozessmodelle. Kunden erwarten, IT-, TK- und ICT-Lösungen aus einer Hand zu bekommen, für die es nur einen Gesamtverantwortlichen gibt. Um das zu erreichen haben wir zunächst besonders in den kundenrelevanten Bereichen die Schaffung gemeinsamer Lösungen vorangetrieben. In anderen Bereichen wie der Produktion sind wir dabei, einen einheitlichen Produktionsprozess aufzubauen. Das betrifft die Software-Entwicklung, Betriebsführung, Instandhaltung und auch Bauprojekte gleichermaßen.

Schon für 2008 visieren Sie das Ziel an, so genannte ICT-Branchenlösungen zu schaffen. Was verstehen Sie darunter?

Ein Beispiel dafür ist die mobile Technikeranbindung. Fordert etwa ein Techniker Ersatzteile mobil an, läuft diese Bestellung direkt in die Instandhaltung ein. Die Logistik läuft also Hand in Hand mit dem Entstörungsprozess. Ein anderes Beispiel ist die Cargo Digitale Datenkommunikation für den Einsatz im Rangierumfeld des Gütertransports. Dadurch wird ermöglicht, dass ein Rangierer frühzeitig produktionsrelevante Daten zur Disposition auf sein mobiles Endgerät erhält. Klar ist allerdings, dass der Weg hin zum vollumfänglichen ICT noch bis zum Jahr 2012 dauern wird. Dann können wir von dem integrierten ICT-Unternehmen sprechen, das wir vor Augen haben.

Gibt es die zwei Welten TK und IT bei Ihnen noch?

Bis Mitte 2006 standen die beiden Technologien IT und TK noch weitgehend separat nebeneinander. Das ist inzwischen vielschichtiger. Auch heute haben wir bei Kunden noch analoge Technik im Einsatz, die gute Dienste leistet. Daneben betreiben wir Lösungen, in denen das Management der IT- und TK-Komponenten schon weitgehend übergreifend erfolgt. Ein Großteil der Komponenten ist dabei bereits heute auf technischer Ebene integriert. Diese Entwicklung geht weiter: Ab dem kommenden Jahr können wir dann bei einigen Lösungen davon sprechen, dass die Integration vom Geschäftsprozess bis zur Infrastruktur reicht.

Wollen Sie als neuer ICT-Dienstleister auch stärker auf dem Drittmarkt aktiv werden?

Derzeit machen wir etwa sechs bis sieben Prozent unseres Umsatzes extern. Hier übernehmen wir Aufgaben wie Projekt- und Service-Leistungen für Carrier und Mobilfunkunternehmen. In solchen Bereichen werden wir uns auch weiterhin am externen Markt engagieren.

Welche Umsatzsteigerungen erwarten Sie sich durch die Neuaufstellung des Unternehmens?

Die Steigerung des Umsatzes war nicht unmittelbar das Ziel des Zusammenschlusses. Vielmehr stehen - neben besseren Lösungen - Synergien im Vordergrund. Ein Beispiel dafür sind etwa Remote Services, die die Wartung vor Ort ersetzen können. Zudem haben wir die Verantwortung für alle IT- und TK-Plattformen übernommen: Durch die Plattformverantwortung steigt die Transparenz, was dazu führt, dass wir etwa Miet-Leitungen deutlich reduzieren können. Die Synergie kompensiert gewissermaßen das zu erwartende Wachstum, das mit neuen Lösungen verbunden ist.

DB Systel im Überblick

Fusion

am 21. August 2007 aus DB Systems und DB Telematik

Umsatz 2006

837 Millionen Euro

Mitarbeiter

5100

IT-Infrastruktur

2 Rechenzentren, 7 Server-Zentren mit 3800 Servern

Datennetz

über 100 000 IP-Anschlüsse (DSL bis Glasfaser)

PC

55000 Office-Arbeitsplätze

TK-Infrastruktur

2500 Installationen, 120 000 Teilnehmer im TK-Netz