E-Learning gegen innere Kündigung

Mit Weiterbildung aus der Job-Blockade

23.06.2015 von Daniela Reichart
Öfter als gedacht kündigen Mitarbeiter innerlich, weil Job, Kollegen und der Chef nerven. Eine Kündigung muss aber nicht die Lösung sein. Der Ausweg aus der Job-Blockade kann in gezielten Weiterbildungsmaßnahmen liegen.

Im Berufsleben beschleicht vermutlich fast jeden Arbeitnehmer einmal das Gefühl: So geht es nicht weiter. Die Karriere stockt. Der Job frisst einen auf. Kollegen und der Chef nerven. Ist dieser Zustand nach einmal darüber schlafen nicht schwächer oder gar weg, sondern verfestigt er sich, kann das fatale Folgen haben. Die innere Kündigung ist ein schleichendes Gift. Wer ihr Nahrung gibt, verliert Lebensqualität, weil er sich zur Arbeit schleppt und diese im schlimmsten Fall hasst. Dabei sind die scheinbar äußeren Faktoren wie ein mieser Chef oder mürrische Kunden oft nur das Ergebnis des eigenen Verhaltens.

E-Learning und Blended Learning sind praktikable und preisgünstige Formen der Weiterbildung.
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Gedanklicher Reset kann hilfreich sein

Steckt der Karren so richtig im Dreck, oder noch besser zuvor, kann ein "Reset" von Nutzen sein. "Es hilft, gedanklich erst einmal alles auf null zu stellen und sich zu fragen, was denn die Gründe für das Feststecken sind", rät Kerstin Stengel, Marketing-Leiterin von Skillsoft. Die Erfahrung des global agierenden Unternehmens für digitale Weiterbildung hat gelehrt, dass für den Weg aus der Ratlosigkeit oft nur ein paar neue Ideen erforderlich sind.

"Jeder verändert sich mit der Zeit, oft ohne es zu merken. Doch entwickelt sich der Job nicht mit, kommt Unzufriedenheit auf. Um diese zu beseitigen, muss allerdings in den seltensten Fällen gleich ein neuer Job her", weiß Stengel. Vielmehr sind viele Chefs und Betroffene blind dafür, was innerhalb der Firma alles möglich ist, um den Mitarbeiter nur ein wenig anders und besser zu beschäftigen. Oft eröffnet dies ganz neue Umsatzfelder. Das sorgt für Motivation.

Beispiel: Martin T. ist Techniker und Informatikkaufmann. Einerseits frustriert ihn sein Job, weil er nur PCs zusammenschraubt. Andererseits würde er gerne im Vertrieb arbeiten, weil er gut mit Menschen umgehen kann. Doch seine betriebswirtschaftliche Ausbildung liegt lange zurück, und auch sein Know-how über neue Produkte der Hersteller ist nicht ausreichend für diesen Job. "Ich war so angefressen, dass ich mir eine kleine Auszeit nahm", berichtet der 28-Jährige.

Simone Stargardt kennt das Gefühl, nicht weiterzukommen. Denn die heutige Chefin der Privatakademie Carriere & more in Fellbach suchte seinerzeit selbst nach einer Perspektive bei einem deutschen Lebensmitteldiscounter, bei dem sie im mittleren Management feststeckte. Heute betreut sie jährlich rund 500 Lehrgangsteilnehmer, die sich in ihrer Akademie auf einen IHK-Weiterbildungsabschluss vorbereiten.

Mit Weiterbildung aus der Komfortzone

"Unserer Seminarbesucher kommen oft mit dem Ziel, etwas an ihrer beruflichen Situation zu verändern", verdeutlicht Stargardt. Im Fall von Martin T. brachten ein verlängertes Wochenende und das Gespräch mit einem Freund Klarheit. "Es lag ja nicht am Job. Der ist, wie er ist", sagt der gebürtige Münsteraner. Und der Freund riet, die Komfortzone zu verlassen. Zu Recht. Denn T. hatte es sich bequem eingerichtet.

Herausforderungen in der Arbeit gab es keine. Wenn er etwas ändern wollte, musste er sich weiterqualifizieren. Er sollte mit seinem Chef sprechen. "Denn sobald das Potenzial da ist, dem Arbeitgeber mit einer Weiterbildung zu nützen, stehen die Chancen gut, dass er die Kosten übernimmt", betont Weiterbildungsexpertin Stengel. Gerade wenn es um den Vertrieb geht, habe der Chef allen Grund dazu.

Chef mit Fürsorgepflicht

Doch für Informatiker T. stellte sich vor allem die Frage: Wie viele Kurse müsste er besuchen, und gibt es überhaupt passende Trainings, um ihn in Vertriebsmethoden, BWL und IT-Produkten fit zu machen? Auch sein Chef war überfragt. Da zur selben Zeit gleich mehrere Mitarbeiter ähnliche Unzufriedenheit äußerten, nahm der Geschäftsführer die Sache in die Hand und erkundigte sich nach einem Anbieter, der alle Anfragen seiner Leute abdeckte. Darunter fanden sich etwa die Wünsche, Hilfe beim Führen von Mitarbeitern und schwierigen Teams zu bekommen.

E-Learning und Blended-Learning-Kurse als Lösung

Neben den Inhalten standen für den Arbeitgeber von Martin T. und seine Kollegen vor allem Preis und Praktikabilität der Weiterbildungen im Zentrum der Überlegungen. "So sind wir auf die E-Learning- und Blended-Learning-Kurse gekommen. Diese Lernmethoden sind zeitlich und räumlich größtenteils flexibel und haben bereits viele Fans, etwa im IT- und Beratersektor, wie wir von anderen Firmen erfahren haben", erzählt der Systemhaus-Geschäftsführer.

E-Learning: Darauf sollte man achten
E-Mails, Fernseher und ...
... andere Aufmerksamkeitsfresser lenken ab. Am besten alle Störer ausschalten.
Lernort und -zeit ...
... sollten möglichst immer gleich sein. Eine Ritualisierung verkürzt und erleichtert die Eingewöhnung. Der Lerner ist schneller produktiv.
Prüfungsangst...
... schwächt sich ab, wenn Lerner glauben, den Stoff gut bewältigen zu können.
Kurztests ...
... innerhalb eines Lernmoduls erhöhen die Aufmerksamkeit und steigern die Merkfähigkeit.

Die Online-Formate seien zudem im Schnitt günstiger als reine Präsenzkurse. Letztere sind nicht spontan einzurichten, aber meist intensiv. Die Preise dafür ergeben sich aus dem Honorar des Referenten und sind meist fix - unabhängig von der Gruppengröße. Das bedeutet zum Beispiel, dass bei einem Zertifizierungskurs jeder Tag 500 bis 1000 Euro kostet. Der Mitarbeiter fehlt fünf Tage am Arbeitsplatz, und Reisekosten fallen auch an.

Beim Online-Lernen ist dagegen ist eine Rabattstaffelung üblich. Etwa bei den Angeboten von Skillsoft. Hier nimmt der Preis pro Kopf kontinuierlich mit der User-Anzahl ab. Im Schnitt sind europaweit E-Learning-Instrumente deshalb bis zu 60 Prozent günstiger als traditionelle Präsenzseminare. Eine Jahreslizenz für 100 Lerner kostet beispielsweise im Office-Bereich zwischen 44 und 55 Euro pro Person.

Kopfblockaden wie "Ich kann mir eine gute Qualifikation nicht leisten" oder "Ich weiß nicht, wozu ich mich noch weiterentwickeln kann", sind zwar Klassiker, die Bildungsberater wie Stengel und Stargardt immer wieder hören. Doch bei den zahlreichen Angeboten ist es nur eine Frage der Recherche, den passenden Inhalt zum gesetzten Budget zu finden.