Was Unternehmen einfach vergessen

Mitarbeiter schlecht auf Auslandseinsatz vorbereitet

20.11.2008 von Andrea König
Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter auf internationale Einsätze schicken, berücksichtigen sie nur selten Sprachtraining, Schulung der Landeskultur und Coaching. Selten existieren Strukturen, um Auslandseinsätze vorzubereiten und zu begleiten.
Selbst ist der Mann: Auslandseinsätze werden häufig nur unzureichend von Unternehmen vorbereitet.
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Internationalisierung wird in Unternehmen zwar kontinuierlich vorangetrieben - auf die kulturellen Besonderheiten der Zielländer gehen die Firmen allerdings kaum ein. Eine Erhebung der Beratungsfirma Actinium zeigt: In den meisten Fällen werden Mitarbeiter nur mäßig auf internationale Einsätze vorbereitet.

Zu 84 Prozent sind es die fachlichen Kompetenzen eines Mitarbeiters, die ihn im Unternehmen für einen Auslandseinsatz qualifizieren. Fremdsprachenkenntnisse verlangen 71 Prozent der Firmen, kulturelle Affinitäten berücksichtigen Entscheider nur in jedem sechsten Fall.

Den meisten Firmen mangelt es an etablierten Strukturen, um das Personal auf seine internationalen Einsätze vorzubereiten und sie während des Auslandsaufenthaltes zu begleiten. Nur 18 Prozent der Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern diesen Service, 31 Prozent tun dies mit Einschränkungen. Die Mehrheit, 51 Prozent, unterstützt Auslandsaspiranten nicht.

Daher weisen die Maßnahmen zur Vorbereitung des Personals auf den Auslandseinsatz erhebliche Defizite auf: Lediglich 41 Prozent bieten ein Sprachtraining an, bei der Schulung in der Landeskultur ist es sogar nur ein Fünftel. Noch weniger Betriebe (16 Prozent) unterstützen ihre Mitarbeiter mit kulturellem Coaching im Ausland. Vier von fünf Firmen wenden dafür insgesamt weniger als fünf Tage auf, weitere 13 Prozent immerhin zwischen sechs und zehn Tagen. Bei der kulturellen Begleitung vor Ort beschränken sich rund 90 Prozent auf insgesamt maximal zwei Tage.

Auch in ihrer internationalen Marketing-Kommunikation beziehen Unternehmen sich nur sehr zurückhaltend auf die kulturellen Besonderheiten der betreffenden Länder. In ausgeprägter Weise erfolgt dies nur in jedem fünften Fall, bei 38 Prozent der Befragten zumindest teilweise. Eine bestenfalls geringfügige Orientierung an den spezifischen Landesverhältnissen findet bei 41 Prozent der Firmen statt.

Kaum landesspezifische Informationssysteme

Noch problematischer sieht es bei den Informationssystemen für das Management (MIS) aus. Für alle oder zumindest die wichtigsten Regionen oder Staaten bilden 31 Prozent der Firmen landesspezifische Erfordernisse darin ab. Die übrigen 69 Prozent berücksichtigen in ihrem MIS keine landesspezifischen Aspekte.

Dort wo es lokale Anpassungen gibt, wurden sie zu 18 Prozent auf der inhaltlichen Ebene vorgenommen und zu 11 Prozent auf der sprachlichen. Andere Aspekte wie etwa eine landesspezifische Benutzerführung sind hingegen sehr selten berücksichtigt worden.

Das Lindauer Beratungsunternehmen Actinium sprach für die Studie "Firmen globalisieren mit kultureller Distanz zu den Zielländern" mit 344 Unternehmen ab 50 Millionen Euro Umsatz.