Die moderne Arbeitswelt ist einerseits durch erhöhte Mobilität geprägt, andererseits hat sie auch an "Sichtbarkeit" eingebüßt. Manager bedienen sich daher vermehrt mobiler Techniken, um sich über das momentane Tun der Mitarbeiter zu informieren. Diese versuchen ihrerseits durch eine Flut von E-Mails und SMS-Botschaften ihre Vorgesetzten von ihrem Arbeitseifer zu überzeugen.
Das sei ein missbräuchlicher Einsatz moderner Technik, so Carsten Sorensen, Autor der Studie. Stattdessen sollte die Technik die Zusammenarbeit in und zwischen den Teams stärken und die Abläufe transparenter machen, ohne dass sich die Mitarbeiter überwacht fühlen. Die Mittel für die individuelle Produktivitätssteigerung sollten durch eine Technologie ersetzt werden, die die Gruppenproduktivität steigert.
Mobile Groupware und Software, die über die aktuelle Tätigkeit der anderen Teammitglieder oder anderer Arbeitsgruppen fortlaufend informieren, könnten die Produktivität auf die nächsthöhere Stufe heben. Als Beispiel nennt Sorensen ein Programm für Instant Messaging, das Informationen darüber liefert, wie viele Worte pro Minute eine Kollegin gerade getippt hat. Der so Informierte könnte dann selber entscheiden, ob er die Kollegin kontaktieren soll, wenn diese dem Instant Messaging Programm zufolge gerade stark beschäftigt ist.
Die neuen Technologien, für die Sorensen sich stark macht, erhöhen die Transparenz des Gruppengeschehens und vermindern Abgrenzung und Vereinzelung. Im Bilde darüber zu sein, was der Kollege gerade tut, sei Teil der modernen Arbeitswelt. Bei Mitarbeitern mit Hang zur Abgrenzung werden seine Vorschläge wahrscheinlich Brechreiz auslösen, so Sorensen. Doch hätten diese sich zum Wohl des Ganzen anzupassen.
Die Studie "Future Role of Trust in Work" der LSE wurde als Teil der Langzeitstudie "Tomorrow's Work" veröffentlicht und von Microsoft gesponsert. In ihr haben Experten nach einer dreijährigen Erforschungsphase niedergelegt, wie personale Angelegenheiten im digitalen Zeitalter gemanaged werden sollten.
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