Lünendonk-Studie

Mittelstand sorgt für Outsourcing-Boom

06.07.2010 von Werner Kurzlechner
Die IT-Service-Branche boomt in den kommenden Jahren, weil der Mittelstand ins Outsourcing investiert. Allerdings überschreitet diese Wachstumsperiode schon 2014 ihren Zenit, prophezeien die Marktanalysten von Lünendonk.
IT-Outsourcing: Lünendonk sieht anhaltendes Wachstum, aber mit sinkender Rate.

Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zieht in den kommenden fünf Jahren mächtig an. Die Lünendonk GmbH prognostiziert in einer gemeinsamen Erhebung mit dem Marktanalysten Harald Brand bis 2015 ein Wachstum auf 60 Milliarden Euro. Das sind 10 Milliarden mehr als das derzeitige Marktvolumen von 50 Milliarden Euro in den drei Ländern.

Als wichtigsten Wachstumstreiber macht die Studie den Mittelstand aus, der in den kommenden Jahren insbesondere ins IT-Outsourcing investieren werde. Mittlere und auch kleine Unternehmen eifern dabei einerseits dem Vorbild der großen Firmen nach. Andererseits begünstigen die aktuell niedrigen Zinssätze auf dem Kreditmarkt die Umsetzung der Vorhaben.

Im Durchschnitt werden die Mittelständler künftig jedes Jahr 350 Millionen Euro mehr als bislang für Outsourcing-Projekte ausgeben. Kostendruck, Liquiditätsgründe und die Notwendigkeit zur Fokussierung auf Kernkompetenzen drängten mittelständische Unternehmen zu verstärkter Auslagerung, sagt Jörg Hossenfelder, Geschäftsführender Gesellschafter bei Lünendonk in Kaufbeuren.

Derzeit ist der Anteil der Mittelständler am IT-Dienstleistungsmarkt in der so genannten D-A-CH-Region bescheiden. Mit einem Volumen knapp 5 Milliarden Euro beträgt er laut Lünendonk lediglich ein Zehntel des Gesamtmarktes. In den kommenden Jahren werden sich die mittelständischen Firmen zwar ein stetig größeres Stück vom Kuchen abschneiden – aber auf bestimmte Zutaten vermutlich weiter verzichten. „Mittelständische CIOs haben beispielsweise das Thema Cloud Computing nur selten auf der Agenda“, sagt Thomas Lünendonk, Inhaber der Lünendonk GmbH. „Hier sind Dienstleister gefordert, durch adäquate Beratung Kosten und Nutzen solcher Projekte für den Mittelstand transparent und attraktiv zu machen.“

Die verschiedenen Outsourcing-Felder: SaaS ist klein, aber dynamisch. Hosting ist schon groß und wächst nicht mehr so richtig.

Höchst unterschiedlich erscheint die Entwicklung in den einzelnen Outsourcing-Feldern. Software-as-a-Service (SaaS) macht Lünendonk als Wachstumsfeld aus, dessen Anteil von vier auf sechs Prozent steigen wird. Der Bereich Hosting werde bei etwa 46 Prozent verharren, während Business Process Management und das Auslagern kompletter Geschäftsprozesse bis 2015 nur marginal zulegen.

Krise von heute hat noch 2015 Folgen

Die genannten Felder plus Co-Location, also Unterbringung und Netzanbindung eines eigenen Servers im Rechenzentrum des Dienstleisters, bringen es derzeit auf ein Marktvolumen von 22 Milliarden Euro. „Bis 2015 soll dieser Wert auf etwa 29 Milliarden Euro ansteigen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von sechs Prozent entspricht“, berichtet Lünendonk.

Allerdings handelt es bei der voraus gesagten Entwicklung offenbar um einen Boom auf Zeit. Nach einem kräftigen Ansteigen bis 2014 flaut die Wachstumsrate danach laut Studie merklich ab. Betrachtet man den gesamten Markt für IT-Dienstleistungen, zu denen Lünendonk neben Outsourcing auch Ausbildung und Wartung, Systemintegration, Anwendungsentwicklung und IT-Beratung zählt, liegen die jährlichen Wachstumsraten bis 2014 um die vier Prozent. Der kräftigste Schub ist demnach 2011 und 2012 zu erwarten. Im Jahr 2015 fällt die Wachstumsrate auf knapp über ein Prozent zurück.

Verantwortlich dafür sind nach Einschätzung von Lünendonk Spätfolgen der Finanz- und Wirtschaftskrise des vergangenen Jahres. Weil seit 2009 Investitionen in Hardware und Software aufgeschoben wurden, werden 2014 und 2015 nicht in üblichem Maße Ersatzinvestitionen fällig. Dieser Effekt schlägt wiederum negativ auf den IT-Service-Markt durch.

Lünendonk wertete für die Analyse „Der Markt für IT-Dienstleistungen 2010 bis 2015“ umfangreiche statistische Quellen aus. Die Studie kann auf der Website des Unternehmens kostenlos herunter geladen werden.