Der Markt ist zwar im Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt von einem überdurchschnittlichen Wachstum über alle Segmente hinweg. Beim Blick auf die Länder Westeuropas zeigt sich allerdings, dass Deutschland bis zum Jahr 2011 unter den durchschnittlichen Wachstumsraten liegt. Grund dafür: Der Lebenszyklus des deutschen Markts ist bereits weiter fortgeschritten - daraus resultiert eine gewisse Marktsättigung.
Die wesentlichen Antriebsfaktoren des deutschen Marktes sind:
1. Die Schaffung eines ERP-Ökosystems als einheitliche Plattform für Software zur Unternehmenssteuerung.
2. Ersatzinvestitionen für die Systeme, die im Rahmen der Jahr-2000-Umstellung implementiert wurden.
3. Die zunehmende Vertikalisierung des Angebots, das immer mehr Microverticals abdeckt und den Anwenderunternehmen bedarfsgerechte Lösungen anbietet.
Gebremst wird das Marktwachstum allerdings durch folgende Faktoren:
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Zunehmende Marktsättigung,
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die Konsolidierung auf Herstellerseite führt zu Verunsicherung und Investitionszurückhaltung bei Anwendern
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Preiswettbewerb.
Der Wettbewerb ist durchaus hart: Einerseits wollen traditionell im Mittelstand aktive Unternehmen wie SoftM, Lawson oder Microsoft möglichst überdurchschnittlich am Wachstum partizipieren. Andererseits drängen Anbieter wie Sage (durch die Übernahme von Bäurer) oder SAP (mit Hilfe von Eigenentwicklungen und neuen Lizenzmodellen wie dem On-Demand-Angebot SAP Business ByDesign) in den Mittelstandsmarkt vor. "Der Kampf um die mittelständische Klientel wird härter", beobachtet Frank Naujoks, Autor der Studie.
Wie Umfragen ergaben, legen die Kunden bei Enterprise Applications Wert auf eine durchgängige Lösung, ein kompetentes Integrationsteam und auf die Anpassbarkeit der Software an die eigenen Geschäftsprozesse. Die Anwender wollen vor allem ihre individuellen Anforderungen erfüllt sehen. Daher geben sie an, dass sie bereits sind, nicht nur auf den Preis zu schauen Der Preiskampf, den sich die Anbieter liefern, scheint also gar nicht nötig zu sein.
Um die Durchgängigkeit und Integration der Geschäftsanwendungen sicherzustellen, entwickeln sich die traditionellen Enterprise-Applications-Systeme immer mehr in Richtung einer Plattform für Unternehmens-Software. Daher sind Entscheidungen zwischen integrierten ERP Suites mit ausreichender Funktionalität und schwer zu integrierenden Best-of-Breed-Applikationen weniger schwierig zu treffen. Denn Anbieter von Enterprise Applications setzen moderne Integrationstechnologien ein, die auf offenen Standards basieren. Das erlaubt es Drittanbietern, direkt auf das ERP-System aufzusetzen, beziehungsweise Nischenspezialisten zu erwerben und in ihre eigene ERP Suite zu integrieren.
IDC hat daraus Empfehlungen abgeleitet: Enterprise-Applications-Anbieter sollten Entwicklungsressourcen nicht nur in die Vertikalisierung ihrer Produkte investieren, sondern auch in die Vereinfachung der Anwendung und die Prozessflexibilität. Die aktuell unterdurchschnittlich mit ERP-Systemen ausgestatteten Branchen wie die Öffentliche Hand, Finanzdienstleister und Communications würden mehr verlangen als eine vertikale Lösung, die auf die horizontale ERP-Lösung aufgesetzt wird.
"Diese Branchen haben Prozessanforderungen, die sich signifikant nicht nur von Land zu Land, sondern auch von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden", sagt der IDC-Experte. Aus diesem Grund werde eine generische Branchenlösung den Bedarf nicht decken. Anwenderunternehmen würden zunehmend nach einem ERP Framework suchen, das sich problemlos konfigurieren und leicht anpassen lasse. Vor allem große Unternehmen würden sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen. Gelinge es Anbietern, diese Forderungen zu erfüllen, so könnten sie im Markt bestehen.
Die Studie "Der Markt für Enterprise Applications in Deutschland, 2006-2011" beruht auf Befragungen von mehr als 300 deutschen Anwendern, Gesprächen mit Anbietern und IDC-Research-Ergebnissen.