Als "die unsichtbaren Leistungsträger vieler Unternehmen" beschreiben die Autoren einer Studie der Cologne Business School ihr Forschungsobjekt - mittlere Manager. Denn sie würden die Strategien des Topmanagements in operative Führungsentscheidungen und konkretes Unternehmenshandeln übersetzen.
Häufig werden mittlere Manager als Führungskräfte in Sandwich-Position bezeichnet. Die Studienautoren definieren mittlere Manager so: "Führungskräfte, die auf direkter Linie zwischen der strategischen Spitze und dem ausführenden Kern einer Unternehmung stehen und dabei eine Abteilungs- oder Bereichsleiterfunktion mit Personalverantwortung innehaben."
Ein Zehntel der Mitarbeiter eines mittelständischen oder großen Unternehmens zählt zum mittleren Management, heißt es in der Studie, für die mehr als 500 mittlere Manager befragt wurden. Diese sehen Personalführung und Informationsvermittlung als ihre wichtigsten Funktionen (67 bzw. 65 Prozent). Auch Strategieumsetzung und Fachaufgaben haben große Bedeutung (rund 60 Prozent). Die Repräsentation des Unternehmens zählt weniger als die Hälfte der Befragten zu ihren wichtigen Aufgaben.
Vorgaben der Unternehmensleitung umsetzen
Als eine der größten Schwierigkeiten empfinden 65 Prozent der mittleren Manager die Umsetzung von Vorgaben der Unternehmensleitung. Fast die Hälfte der Befragten betrachtet es als erhebliche Schwierigkeit, dass sie Vorgaben durchsetzen müssen, die gegen eigene Wertvorstellungen verstoßen.
Die Mehrheit der Manager fühlt sich in ihrem Arbeitsalltag überfordert. Die zunehmende Vielfalt und Komplexität der Aufgaben stellen für 62 Prozent der Führungskräfte eine große oder sehr große Herausforderung dar.
Manager fühlen sich überfordert
Mit steigender Abteilungs- und Unternehmensgröße nimmt die empfundene Arbeitsbelastung zu. Auch zwischen den Altersgruppen gibt es starke Unterschiede. Je älter, desto überforderter: Während 82 Prozent der 50- bis 59-Jährigen und rund zwei Drittel der 30- bis 49-Jährigen unter starker Arbeitsbelastung leiden, sind es bei den Managern von 20 bis 29 Jahren 56 Prozent.
Das könne, so die Vermutung der Studienautoren, zwei Gründe haben: So wäre es zum einen möglich, dass man von erfahreneren Mitarbeitern mehr Leistung erwartet. Zum anderen wäre bei Älteren die physische Leistungsfähigkeit nicht mehr so hoch. Sie könnten Anstrengungen schwerer kompensieren als Jüngere. Interessanterweise sinkt die Zahl derjenigen, die eine hohe oder sehr hohe Belastung empfinden, in den letzten Jahren des Berufslebens wieder (auf 56 Prozent bei über 60-Jährigen).
Den Druck durch das Topmanagement nehmen mittlere Manager stärker wahr als den von ihren Mitarbeitern ausgeübten Druck. 75 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen in einer klaren Definition ihres Aufgabenbereichs ein effektives oder sehr effektives Instrument, um der Problematik eines zu großen Drucks zu begegnen. 64 Prozent der Befragten nennen Weiterbildung als ein geeignetes Mittel, um den Druck zu reduzieren.
Gründe: Ressourcenmangel und zunehmende Komplexität
Die Hauptursache für die als hoch empfundene Arbeitsbelastung liegt nach Meinung der mittleren Manager im Mangel an Ressourcen, vor allem an Personal. Als weitere Ursachen nennen die Befragten die zunehmende Komplexität der Aufgaben und strukturelle Probleme. Machtpolitik unter Kollegen, Arbeitsplatzunsicherheit sowie Technisierung und Globalisierung schätzen die Führungskräfte als weniger ursächlich ein.
Beim Thema mittleres Management sehen die Studienautoren eine zentrale Funktion in der Personalentwicklung. "Mittlere Manager sollten, wenn möglich, aus dem eigenen Unternehmen rekrutiert werden", heißt es in der Studie. Dies bewahre institutionelles Wissen, garantiere Kontinuität und schaffe Leistungsanreize für Mitarbeiter.
Mittlere Manager aus eigenem Unternehmen rekrutieren
Unternehmen sollten das mittlere Management zukünftig stärker professionalisieren und es besser mit dem Topmanagement verzahnen, empfehlen die Studienautoren in ihrem Fazit. "Noch immer sind beide Bereiche eher getrennte Welten", schreiben sie.
Für die Studie "Das mittlere Management - Rollenkonflikt, Leistungsdruck und Moral" wurden 516 mittlere Manager aus deutschen Unternehmen aller Größen und Branchen befragt. Durchgeführt wurde sie vom Stiftungslehrstuhl für Internationale Wirtschaftsethik und Nachhaltigkeit der Cologne Business School.