Fehlende Standardisierungsansätze

Mobile IT hört für deutsche Firmen beim Blackberry auf

15.09.2005 von Thomas Zeller
Nur 17 Prozent der deutschen Unternehmen haben bisher mobile Lösungen im Einsatz. "Wir erleben hier gerade einen Hype in diesem Bereich, der nicht von der Realität gedeckt ist“, sagte IDC-Senior Analyst Thomas Reuner anlässlich der Vorstellung der Studie "Mobile Enterprise – Bestandsaufnahme und Herausforderungen in Deutschland, 2005“. Immerhin 79 Prozent der Firmen verweigern sich bis heute der mobilen Umsetzung ihrer Geschäftsprozesse.

Nur der Bereich E-Mail sei bisher den Kinderschuhen entwachsen, sagt Reuner. Das liege vor allem an den Anforderungen von Vorständen und Außendienstlern, den beiden Hauptnutzergruppen der mobilen IT. Dieser Ansicht will sich Klaus Seibold, Director Mobility Solutions Sales, EMEA bei Nokia nicht anschließen. Von rund 650 Millionen weltweiten Firmen-E-Mail-Adressen seien nur zehn Millionen mobil erreichbar. "Wir sind hier noch ganz am Anfang, von einem schon fast erwachsenen Markt kann noch keine Rede sein“.

Schlecht sieht es bei mobilen Lösungen vor allem für den ERP/Lagerverwaltungs- oder CRM-Bereich aus. Nur etwas mehr als jedes dritte Unternehmen setzt entsprechende Anwendungen in der Praxis ein. "Eine Standardisierung in diesem Bereich ist noch weit von der Realität entfernt“, sagt Seibold. Die Integration ins Backend sei ein bisher wenig beachteter Schlüsselfaktor.

Erstaunlicherweise sind die Hauptnutzer der mobilen Firmenlösungen auch gleichzeitig die größten Bremser. In 37 Prozent der Unternehmen scheitert der Einsatz der mobilen IT an dem fehlenden Interesse des Managements. Der Vorstand und die Geschäftsführung behalten sich auch das letzte Wort bei Projektentscheidungen vor. Nur in 17 Prozent der Unternehmen können IT-Leiter, oder CIOs mobile IT-Projekte eigenverantwortlich umsetzen.

Neben der Vorstandsebene behindern auch Budgetbeschränkungen den Einsatz der mobilen Lösungen. 42 Prozent der Firmen planen für entsprechende Projekte mit einem Budget von unter 100.000 Euro. "Das reicht gerade einmal für die Beschaffung und Einbindung von 50 PDAs“, sagt IDC-Analyst Reuner. Mit der Zurückhaltung der Firmen im mobilen IT-Bereich hat auch Theo Ruland, General Manager Deutschland beim Software-Hersteller Sybase zu kämpfen. "Nur wenige Kunden haben überhaupt ein Budget dafür, noch weniger ein ernst zu nehmendes Projekt.“

early-adopters-Ansatz

Den "early-adopter“-Status vieler bereits umgesetzter Projekte zeigen die Begründungen für den Einsatz mobiler Lösungen. So sind für 71 Prozent der Unternehmen die Zeiteinsparungen und die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Mitarbeitern (65 Prozent) die Hauptgründe für eine entsprechende Investitionsentscheidung. Nur für 44 Prozent der Firmen waren Kostensenkungen entscheidend.

Im Alleingang werden in deutschen Unternehmen mobile Lösungen so gut wie nie umgesetzt. Stattdessen bevorzugen 39 Prozent der Firmen eine Zusammenarbeit mit einem integrierten IT-Anbieter. 29 Prozent setzen dagegen auf ein "best-of-breed“-Verfahren mit verschiedenen Dienstleistern.

Für die Studie "Mobile Enterprise – Bestandsaufnahme und Herausforderungen in Deutschland, 2005“ wurden 962 Interviews mit Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern geführt. 28 Prozent der befragten Firmen stammten aus der Branche diskrete Fertigung, 18 Prozent aus der prozessorientierte Fertigung, 15 Prozent aus dem öffentlicher Dienst.