Deutsche Banken

Mobile Payment nicht mit zweierlei Maß messen

19.02.2013 von Christiane Pütter
Im Jahr 2020 gibt es keine Kreditkarten mehr, die meisten Leute bezahlen per Handheld - eine steile These vom US-Marktforscher Pew Research.
Sascha Schwarz, Head of Business Transformation bei Infosys Deutschland, glaubt an Mobile Payment - will die Diskussion darum aber realistisch führen.
Foto: Sascha Schwarz, Infosys Deutschland

Die Zahl lässt aufhorchen: zwei von drei Endverbrauchern erklären, dass die meisten Menschen im Jahr 2020 mit mobilen Handhelds bezahlen werden. Kreditkarten werde es kaum noch geben. Diese These hatte das Pew Research Center im vorigen Sommer mehr als 1.000 Internet-Nutzern vorgelegt.

Die Diskussion um mobile Payment wird im Handel einerseits und in der Finanzbranche andererseits geführt. Unter Bankern ist sie mit der Frage nach der Zukunft der Filiale verbunden.

Sascha Schwarz hat als Head of Business Transformation bei Infosys Deutschland naturgemäß ein Interesse an der These von der Verbreitung mobiler Technologien. Dennoch zeigt er sich im Gespräch mit cio.de nicht als erklärter Gegner der Filiale.

"Der hohe Wettbewerbsdruck und die sich rapide ändernden Nutzergewohnheiten der Endkunden treiben die Entwicklung ganz klar in Richtung Mobile Payment", sagt Schwarz. "Ein Blick auf die Entwicklung im Smartphone- und Tablet-Markt und der sich daraus ergebenen Konsumentenerwartungen zeigt eindeutig, dass sich mobile Zahlungsformen im Markt durchsetzen werden."

Trotzdem glaubt Schwarz nicht an das Ende der Filiale. Zwar forcierten insbesondere junge Kundengruppen das Abwickeln von Bankdienstleistungen über das Internet, aber "bei Fragen großer Lebensentscheidungen" wolle der Kunde nach wie vor persönlich mit dem Berater sprechen, so Schwarz. Große Lebensentscheidungen sind zum Beispiel der Kauf einer Immobilie oder Produkte für die Altersvorsorge.

In puncto mobile Payment richtet sich der Blick oft auf ferne Länder. Auch Schwarz zitiert eine Studie der GfK, Nürnberg, derzufolge 82 Prozent der Chinesen und 73 Prozent der Brasilianer für diese Zahlungsform offen seien. In Deutschland dagegen habe sich mobile Payment "noch nicht durchgesetzt".

Zukunftsforscher Karlheinz Steinmüller propagiert denn auch Afrika als Vorbild für deutsche Banken. Auf dem Kontinent praktiziere man bereits Geschäftsmodelle, die in Deutschland noch deutlich weniger verbreitet sind. Steinmüller ist wissenschaftlicher Direktor des Kölner Beratungsunternehmens Z-Punkt Foresight Company.

Banken-Infrastruktur nicht vergleichbar

Solcherlei Vergleiche sind Infosys-Manager Schwarz zu weit hergeholt. Er stellt fest: "Die Ursache für die zunehmende Verbreitung von Mobile Payment in Entwicklungs- beziehungsweise Schwellenländern liegt sicherlich darin begründet, dass die Bankeninfrastruktur nicht mit den entwickelten Ländern zu vergleichen ist." Viele Menschen dort hätten schlicht und ergreifend kein Bankkonto, besäßen jedoch ein Mobiltelefon.

In Deutschland scheitere Mobile Payment bisher noch an Sicherheitsbedenken, so Schwarz weiter. Die GfK bestätigt das und fordert eine bessere Zusammenarbeit von Netzbetreibern, Finanzinstituten und Mobiltelefonherstellern.

Hohe Kundenerwartungen

Der Infosys-Manager versichert gegenüber cio.de, Security-Bedenken könnten die Hersteller "bereits effektiv" begegnen. Grundsätzlich will Schwarz weiche Faktoren nicht vernachlässigen: "Unabhängig vom verwendeten Kommunikationskanal erwartet der Kunde eine kontinuierliche, hochwertige und individuelle Beratung."