Neue Medien verdrängen die alten nicht - oder nur sehr selten. Was im Jahr 1913 der Chefredakteur der Nürnberger Zeitung, Wolfang Riepl, in seiner Dissertation über das Nachrichtenwesen des Altertums deutlich elaborierter formulierte, das bewahrheitet sich auch jetzt wieder. PCs sterben nicht aus, seitdem Tablets mit dem iPad begonnen haben, den Markt aufzumischen. Smartphones, Tablets, Desktop-PCs: Sie alle finden ihre Nische. Das zeigt die kürzlich erschienene Studie "2012: Mobile Future in Focus" des amerikanischen Markforschers comScore.
Sie zeigt, was nicht anders zu erwarten war: Tablets mischten den Mobile Markt vor allem im Jahr 2011 ziemlich auf. In den USA beispielsweise, wo der Tablet-Markt am stärksten wuchs, wurden in den vergangenen zwei Jahren fast 40 Millionen Stück an den Mobil-Kunden gebracht. Der Smartphone-Markt brauchte für solch eine Zahl noch sieben Jahre. Vor allem das iPad, lange fast unangefochten, dominiert. Android-Geräte allerdings haben stark aufgeholt, liegen mittlerweile fast gleichauf bei den monatlichen Verkaufsraten (siehe Bildergalerie).
Sieben Prozent der Smartphone-Nutzer besitzen ein Tablet
Googles Android-Betriebssystem profitiert davon, dass sich neue Geräte erfolgreich auf dem ursprünglich von Apple dominierten Markt platzierten: Samsungs Galaxy Tab, Amazons Kindle Fire, and Barnes & Nobles Nook. Rund 14 Prozent der US-amerikanischen Mobilfunk-Nutzer besaßen Ende 2011 ebenfalls ein Tablet, in Deutschland sind es etwa halb so viele. Ein wenig mehr sind es in Italien, Frankreich und Großbritannien. Für Europa erwartet comScore aber in den nächsten Jahren einen starken Anstieg.
Erlebt Europa eine ähnliche Entwicklung wie die USA, wirbelt das Tablet die digitalen Nutzungsgewohnheiten stark durcheinander. Eine Analyse der Zugriffsraten auf die Online-Angebote von Zeitungen zeigt: Tagsüber dominiert zwar noch der PC, wenn die User im Büro sind. Zu diesen Zeiten greifen die wenigsten Nachrichten-Leser zum Tablet, eher noch zum Smartphone. Aufs Tablet schauen sie, kurz bevor es ins Büro geht - vielleicht in der U-Bahn -, und abends nach Feierabend. In den frühen Morgenstunden ist das Smartphone am wichtigsten: Nachrichten-Konsum im Bett. Völlig anders sieht das Bild am Wochenende aus.
Instant-on scheint das Zauberwort zu sein. Warum erst den Laptop oder gar im Arbeitszimmer den Desktop-PC hochfahren? So kommt es, dass die US-Amerikaner morgens am Wochenende sich zwar über das Weltgeschehen informieren, das aber vornehmlich auf ihrem iPad oder Android-Tablet, gefolgt vom Smartphone. Nur mittags überholt das Handy seinen großen Bruder, wenn die News-Junkies sogar beim Essen schnell ins Netz gehen (siehe Grafiken in der Bildergalerie auf der vorherigen Seite).
Der PC findet seine Nische im Büro
Der PC erlebt zwar am Wochenende ähnliche Auf- und Abschwünge, hinkt aber im direkten Vergleich immer hinter den Instant-On-Geräten hinterher. Er wandelt sich also in dieser Hinsicht immer stärker zum Berufs-Medium, das die Menschen erst im Büro einschalten. So findet also auch der PC seine Nische, ganz nach dem Rieplschen Gesetz.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.