Podcast Gamification

Motivieren statt manipulieren

26.08.2021 von Computerwoche Redaktion und Redaktion CIO
Gamification im Business-Umfeld kann Mitarbeiter produktiver machen. Erfahren Sie in unserem Podcast von Randstad-CIO Carsten Priebs, was dabei in der Praxis zu beachten ist.
Gamification kann das Business bereichern, braucht jedoch Fingerspitzengefühl.
Foto: Tetiana Ch - shutterstock.com

Gamification bedeutet, spielerische Elemente auf einen spielfremden Kontext anzuwenden. Gängige Spielarten sind Ranglisten, Highscores, Leaderboards oder Auszeichnungen. Der Personalvermittler Randstad hat in seinem Vertrieb mit dem "Personal Sales Buddy" eine solche App eingeführt. Im Podcast "IDG Tech Talk" hatten wir die Gelegenheit, mit CIO Carsten Priebs über die Einzelheiten und das Thema Gamification im Business-Umfeld zu sprechen:

Erfolgserlebnisse auch ohne Abschluss

"Im Vertrieb kann es sein, dass man am Tag mit zehn Leuten spricht. Die ersten neun brauchen nichts, aber der zehnte hat Interesse," sagt Priebs. Die App soll helfen, die Motivation der Kollegen bis zum Schluss aufrecht zu erhalten, auch wenn der Weg dahin frustrierend sein kann. Dabei spiele intrinsische Motivation eine wichtige Rolle.

Menschen werden laut Priebs auf zwei Arten motiviert: "Extrinsische Motivation hat ein äußeres Ziel, etwa: 'Ich mache meinen Job, um Geld zu verdienen'. Dagegen kommt die intrinsische Motivation von innen. Man tut etwas, weil es Spaß macht. Beide sind wichtig für Erfolg, aber die intrinsische Motivation ist nachhaltiger und die wollen wir mit der App erzeugen," so der CIO. "Es sollen Erfolgserlebnisse geschaffen werden, auch wenn der Kollege mal keinen Abschluss erzielt."

Randstad-CIO Carsten Priebs will, dass Vertrieb Spaß macht.
Foto: Randstad

Damit das funktioniert, braucht es Fingerspitzengefühl. Um Frustration zu vermeiden, dürfen die Nutzer nicht das Gefühl haben, sie würden manipuliert. Das Gamification-Element sollte keinen zusätzlichen Druck aufbauen, den die Anwender nicht selbst wollen. Vergleiche mit Kollegen können anspornen, sollten aber immer freiwillig bleiben, falls jemand sich in solchen Konkurrenzsituationen nicht wohl fühlt. Hinzu kommen Anforderungen an den Datenschutz sowie Change Management. (jd)

Mehr IT-Sicherheit durch Gamification
Belohnung erwünscht
Belohnen Sie Mitarbeiter, die sich an die Unternehmensvorgaben beziehungsweise Sicherheitsrichtlinien halten. Das wird diese wiederum anspornen, ihr Verhalten beizubehalten. Ein Beispiel für Gamification wäre in diesem Zusammenhang, dass Mitarbeiter digitale (oder physische) Plaketten, Pokale oder Auszeichnungen erhalten - etwa wenn Sie es schaffen, 100 E-Mails ohne Compliance-Verstoß zu verschicken.
Anreize schaffen
Wenn ein Angestellter in ihrem Unternehmen bereits eine beeindruckende Sammlung an digitalen Auszeichnungen erlangt hat, bieten Sie ihm die Möglichkeit, diese gegen "echte" Vorteile einzutauschen - zum Beispiel Geschenkgutscheine oder Sonderzulagen.
Offener Dialog
Durch den Einsatz von Gamification können Unternehmen einen neuen Umgang mit dem Thema Datenschutz fördern. Statt externe Spezialisten gähnend langweilige Vorträge über Compliance und Datenschutz halten zu lassen, könnte ein offener Dialog zwischen den Mitarbeitern entstehen, in dem diese sich - auf Basis ihrer Erfolge, Herausforderungen und Erfahrungen im Gamification-System - aus freien Stücken über Best Practices austauschen.
Bewusstseinsbildung
Cybersecurity-Trainings sind am effektivsten, wenn sie einmal pro Jahr abgehalten werden. Allerdings hält sich ein großer Teil der Unternehmen nicht an diesen Zyklus, in der Regel aus Zeit- und/oder Kostengründen. Durch den Einsatz von Gamification sind Mitarbeiter eher in der Lage, eigenes Fehlverhalten anzuerkennen, die Folgen ihres Handelns zu erkennen und ihr Verhalten auf lange Sicht zu ändern.
Engagement fördern
Sie sollten Ihre Angestellten dazu ermutigen, ihre Auszeichnungen am Arbeitsplatz zur Schau zu stellen. Außerdem sollten Sie ihren Führungskräften auftragen, gutes Verhalten dadurch zu belohnen, dass eine monatliche Bestenliste veröffentlicht wird (Mitbestimmung beachten!). Ranglisten und Auszeichnungen sorgen dafür, dass die Spielteilnehmer sofort ins Game hineingezogen werden. Davon abgesehen fördert ein solches Vorgehen die interne Kommunikation, wodurch wiederum das Engagement aller Mitarbeiter gestärkt wird.
Fachkräfte finden
Immer noch ringt die IT-Branche mit einem ausgeprägten Fachkräftemangel - insbesondere wenn es um das Thema IT-Sicherheit geht. Einige Organisationen - etwa die britische Cyber Security Challenge - haben es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Problem mit jährlichen Wettbewerben zu lösen. Bei diesen Veranstaltungen werden die Teilnehmer mit simulierten Bedrohungssituationen konfrontiert, die sie dann auf Grundlage ihrer Fähigkeiten meistern müssen. Die Gewinner bekommen in der Regel lukrative Job-Angebote von großen IT-Unternehmen oder Regierungsinstitutionen, die die Challenge mit Sponsorgeldern unterstützen.
Kontrolle ist besser
Natürlich kann der Einsatz von Gamification nur dann Früchte tragen, wenn die Mitarbeiter das Gelernte auch auf Szenarien in der echten Welt anwenden. Um das sicherzustellen, sollten Unternehmen unbedingt die Effektivität ihrer Gamification-Bemühungen an der Entwicklung des realen Risikopotentials messen. Zu diesem Zweck sollten Sie regelmäßige, interne Prüfungen durchführen, um herauszufinden welche Mitarbeiter trotz aller Bemühungen immer noch ein Sicherheitsrisiko darstellen.