Die PC-Welt hat die drei Test-Kandidaten Nokia N900, Motorola Milestone und das iPhone auf ein paar grundlegende Funktionen hin verglichen. Auf die Ausstattung allgemein gehen die Kollegen dabei nicht ein, da die Featureliste bei allen drei Konkurrenten mit HSDPA, WLAN, GPS und schnellem Prozessor ähnlich ist.
Erstes Kriterium: Betriebssystem
Das Betriebssystem bestimmt maßgeblich, welche Funktionen ein Handy zu bieten hat und wie gut es zu bedienen ist. Außerdem hängt es vom Betriebssystem ab, aus welchem App Store der Nutzer Spiele und Programme auf sein Handy herunterladen darf. Im App Store auf dem iPhone sind derzeit etwa 100.000 Anwendungen zu finden, der Android Market bietet immerhin noch 14.000 Anwendungen, Microsoft hinkt mit 800 Applikationen aus dem Microsoft Market Place etwas hinterher. Insgesamt gibt es für Windows Mobile Smartphones jedoch rund 20.000 Anwendungen weltweit. Die Software muss man allerdings im Internet suchen. Für Linux gibt es keine offiziellen Angaben.
Die Synchronisation mit dem PC oder Mac war kein Testkriterium. In Sachen Mac-Anbindung ist das iPhone nach wie vor unangefochten und Mac-Anwendern als einziges der getesteten Geräte uneingeschränkt zu empfehlen.
Zweites Kriterium: Internet-Browser und Multimedia
Wer unterwegs surft, möchte nicht jedes Mal eine halbe Minute oder länger auf den Seitenaufbau warten. Die Browser unserer drei Test-Kandidaten sind die schnellesten, die derzeit auf dem Markt zu finden sind. Die Browsertechnik ist speziell auf mobile Bedürfnisse zugeschnitten und lädt Seiten extrem schnell, zum Teil sogar unter zehn Sekunden im UMTS-Netz. Da macht Surfen wirklich Freude. Bei den Multimediafunktionen untersuchen wir, was die Kamera der Testkandidaten taugt. Fünf Megapixel sollten es mindestens sein - das iPhone hinkt hier mit 3 Megapieln hinterher.
Drittes Kriterium: Display
Das iPhone ist unter anderem auch deshalb ein so großer Erfolg, weil das Display auf jede Berührung sofort reagiert. Verantwortlich ist dafür die kapazitive Displaytechnik, die hinsichtlich Reaktionsfähigkeit den rezeptiven Displays, wie sievor allem bei Windows Mobile-Handys von HTC oder beim Nokia N97 zu finden sind, überlegen ist.
Neben der Technik spielen auch Größe und Auflösung eine Rolle. Ob das iPhone seine Spitzenposition halten kann, verrät der Vergleichstest.
Erstes Kriterium: Betriebssystem
Das Apple iPhone ist immer noch Spitze bei der Menüführung. So intuitiv ist kein anderes Handy zu bedienen. Alle Programme sind gleichberechtigt nebeneinander gelistet und auf einen oder mehrere Bildschirme verteilt. Um die häufig genutzten Anwendungen gleich zur Hand zu haben, kann der Nutzer sie weiter vorn - also gleich auf dem Startbildschirm - platzieren. Je seltener sie genutzt werden, desto weiter hinten lassen sie sich ablegen. Um von einem Bildschirm zum nächsten zu gelangen, muss der Nutzer nur mit dem Finger von links nach rechts wischen. Eine zeitraubende Suche nach einem Programm, das sich in irgendeinem beliebigen Ordner versteckt - typisch für Symbian-S60-Handy - erleidet man beim iPhone nicht. Allerdings kann man auch keine Ordner anlegen, um ein wenig Platz zu sparen.
Weiteres Manko: Das iPhone ist nicht Multitasking-fähig. Wer die Navigation angeschaltet hat und einen Anruf bekommt, fliegt aus dem Programm. Nach Beenden des Telefonats muss die Navigation neu gestartet werden. Auch chatten ist auf dem iPhone schwierig, wenn man nicht die ganze Zeit ausschließlich das Chat-Programm geöffnet haben will. Pluspunkte gibt es dafür wiederum für den App Store auf dem iPhone: Derzeit stehen 100.000 Anwendungen zum Download bereit - von praktischen Office-, Banking- und Navigationslösungen bis hin zu witzigen Spielen und unnützen Laserschwert-Apps. Daher 8 von 10 Punkten für das iPhone.
Motorola Milestone
Das Motorola Milestone erlaubt das Anlegen von Ordnern, bietet wie das iPhone mehrere Bildschirme zur Ablage von Programen und Dateien und ermöglicht damit eine sehr weitreichende Personalisierung. Zudem lassen sich die Desktops mit eigenen Bildern als Hintergrund dekorieren. Um den Desktop zu wechseln, reicht auch beim Milestone ein sanfter Wisch mit dem Finger.
Praktisch: Ganz oben im Display werden alle aktiven Programme gelistet. Zieht der Nutzer eine Art Lasche herunter, erhält er die komplette Übersicht. Das Motorola Milestone ist Multitasking-fähig und eignet sich somit prima für Instant Messaging. Während eines Chats kann der Nutzer auch mal schnell ins Internet gehen, ohne dass das Programm unterbrochen wird.
Ebenfalls vorn dabei ist das Motorola Milestone beim Software-Download. Bislang gibt es 14.000 Anwendungen im Android Market. Das Angebot ist damit zwar noch nicht ganz so umfassend wie beim iPhone. Doch im Laufe des Jahres 2010 dürften jede Menge weitere Apps im Market Place hinzukommen, so dass dem Android-Nutzer bald genauso viele gute Anwendungen zur Verfügung stehen werden wie dem iPhone-Nutzer. 9 Punkte also für das Motorola Milestone.
Nokia N900
Das Nokia N900 läuft unter dem Linux-Betriebssystem Maemo 5 und ist das am wenigsten intuitiv zu bedienende Smartphone im Test. Beim Start erscheint ein Panorama-Desktop, der sich über bis zu vier Bildschirme erstrecken kann. Darauf deponiert der Nutzer Widgets, Programmverknüpfungen und Browser-Lesezeichen. Auch Ordnerstrukturen sind möglich.
Der Wechsel vom Panorama-Desktop zum Dashboard oder ins gesamte Menü muss allerdings gelernt werden - selbsterklärend ist die Bedienung nicht. Schön ist das Dashboard, das auf einen Klick alle aktiven Anwendungen in Echtzeit zeigt. Echtzeit heißt hier, dass eine geöffnete Webseite mit der aktuellen Seite im Dashboard dargestellt wird. Mit einem Klick auf das Bild der Anwendung gelangt der Nutzer direkt in die aktive Applikation.
Die Auswahl an Apps aus dem Linux Store ist noch bescheiden. Zwar gibt es eine große Linux-Community, die hoffen lässt, dass es bald eine große Anzahl an Anwendungen für das Nokia N900 direkt im Shop geben wird, garantiert ist das derzeit noch nicht. Daher erhält das Nokia N900 in der Disziplin Betriebssystem 7 von 10 Punkten.
Zweites Kriterium: Internet-Browser und Handykamera
Die Bedienung des Web-Browsers erfolgt bei allen drei Testkandidaten über einen Touchscreen und ist damit sehr komfortabel. Zudem sind alle drei Test-Modelle flotte Surfmaschinen.
Apple iPhone 3G S
Das Apple iPhone 3G S ist und bleibt das schnellste Handy von allen. Insbesonders News-Seiten sind per HSDPA in weniger als 10 Sekunden rasch geladen. Den Geschwindigkeitrekord hält das iPhone deshalb, weil die Newsportale das Gerät zuverlässig als mobilen Client erkennen und die mobile Version der Webseite auslieferen. Der Vorteil: Die Seite hat deutlich weniger Kilobyte und steht damit schneller zur Verfügung.
Flash unterstützt der iPhone-Browser nicht, Youtube-Videos kann der Besitzer über einen eigenen Youtube-Client betrachten. Der Download erfolgt mit maximal 3,6 MBit/s im Download. Damit bietet das iPhone unter den drei Test-Kandidaten technisch gesehen die schlechtesten Voraussetzungen fürs Surfen. Doch da die UMTS-Netze in Deutschland nur an wenigen Orten mit bis zu 7,2 MBit/s übertragen, hat das in der Praxis derzeit keinen Einfluss. Großer Minuspunkt: Das iPhone 3G S lässt sich nur mit Zusatzvertrag von T-Mobile als Modem nutzen.
Bei der Kamera schwächelt das iPhone. Ein gutes Handy sollte mindestens 5 Megapixel, LED-Blitz und gern auch ein paar Motivprogramme besitzen. Da das iPhone aber weder Blitz noch Fotolicht eingebaut hat, sind Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich verrauscht. Somit heimst das iPhone nur 7 von 10 Punkten ein.
Motorola Milestone
Das Motorola Milestone wartet wie das iPhone 3G S mit einem top Browser auf. Per WLAN dauert es nur zwischen 10 und 15 Sekunden, bis die vollständige Webseite eines Nachrichtenportals geladen ist, per HSDPA einen Tick länger. Die Webseite sieht dabei aus wie auf dem PC. Der Nutzer muss sich also nicht mit der abgespeckten Version zufriedengeben. Es ist Geschmackssache, welche Variante man vorzieht. Viele Webseiten gehen inzwischen auch dazu über, einen Link auf die komplette Webseite anzubieten, falls anfangs nur die mobile Version geladen wurde.
Da das Motorola Milestone auch Flash unterstützt, werden Youtube-Videos direkt im Browser abgespielt. Die Datenübertragung ist per WLAN oder HSDPA möglich. Bei HSDPA ist das Motorola Milestone absolut auf dem aktuellen Stand: Es schafft bis zu 10,2 MBit/s im Down- und bis zu 5,76 MBit/s im Upload. Weiteres Plus: Der Anwender kann URLs und Formulardaten auch per QWERTZ-Tastatur eintippen. Auf dem iPhone und dem Nokia N900 ist die Eingabe nur über den Touchscreen möglich.
Die Kamera des Motorola Milestone bietet fünf Megapixel Auflösung, die Fotos könnten aber besser sein. Bei der Detailgenauigkeit hapert es nämlich, so dass Feinheiten auf den Fotos des Motorola Milestone verlorengehen. Doch LED-Blitz und Motivprogramme retten noch das ein oder andere Foto. Das macht somit 9 von 10 Punkten für das Motorola Milestone.
Nokia N900
Surfen macht auch mit dem Nokia N900 richtig Spaß. Der Browser lädt ebenfalls die Vollversionen der Webseiten - ganz wie auf dem PC. Zudem werden AJAX und Adobe Flash 9.4 unterstützt. Damit lassen sich etwa Youtube-Clips direkt im Browser anzeigen. Die Datenübertragung erfolgt per WLAN oder HSDPA mit bis zu 10,2 MBit/s im Down- und bis zu 2 MBit/s im Upload. Und so braucht eine News-Webseite im Schnitt nur 15 Sekunden, bis sie geladen ist. Zudem lässt sich das N900 als Datenmodem via USB nutzen.
Die Kamera auf dem Nokia N900 ist (für eine Handykamera) top. Der Nutzer hat viele Einstellmöglichkeiten zur Verfügung, die Bildqualität überzeugt mit realistischen Farben. Sebst bei Ausschnittvergrößerungen sind noch Details erkennbar. Hier gibt es 10 von 10 Punkten.
Drittes Kriterium: Display
Das iPhone bietet ein 3,5-Zoll-Display, das im Vergleich zu seinen Mitstreitern bei hellem Sonnenlicht am wenigsten spiegelt. Mit 52 x 77 Millimeter Fläche und 320 x 480 Pixel Auflösung war es einmal Vorreiter. Doch die Zeit bleibt nicht stehen und so ziehen das Motorola Milestone und das Nokia N900 am iPhone vorbei. Die feinfühlige Reaktionsfreude des iPhone-Displays erreicht dagegen nur das Motorola Milestone. Das Nokia N900 bietet ebenfalls einen sehr guten Touchscreen, doch manchmal hakt es hier noch.
Das Motorola Milestone mit seinem 3,7-Zoll-Display bietet 46 x 82 Millimeter Fläche bei einer glasklaren Auflösung von 480 x 854 Pixel. Damit macht Videoschauen auf dem Motorola Milestone drei Mal mehr Spaß als auf dem iPhone.
Das Nokia N900 liegt zwischen den beiden Konkurrenten: Es bietet eine Displayfläche von 46 x 76 Millimetern und ist damit etwas kleiner als das iPhone. Die Auflösung hält mit 800 x 480 Pixel mit der des Motorola Milestone mit.
Damit holen das iPhone und das Nokia N900 jeweils 8 Punkte, das Motorola Milestone sahnt 10 Punkte ab.
Fazit: Testsieger Motorola Milestone
Das iPhone hat Maßstäbe gesetzt und mit seiner Display-Technik, seinem Touchscreen und der einfachen Bedienung den Markt revolutioniert. Doch die Konkurrenz schläft nicht und hat dem iPhone durch neue Handys mit offenem Betriebssystem und gutem Touchscreen die Stirn geboten. Sowohl das Nokia N900 als auch das Motorola Milestone bieten Multitasking und damit einiges mehr an Bedienkomfort als das iPhone.
Damit holt das Motorola Milestone 29 von 30 möglichen Punkten, auf Platz zwei folgt das Nokia N900 mit 25 Punkten und ganz knapp auf Platz drei landet schließlich das iPhone mit 23 Punkten.
Das Ergebnis ist für Mac-Anwender jedoch mit Vorsicht zu betrachten, denn lediglich das iPhone bietet bequeme Synchronisation mit Mac und PC.
Ausführlicher Testbericht (PC Welt): Motorola Milestone
Ausführlicher Testbericht (PC Welt): Nokia N900
Ausführlicher Testbericht (Macwelt): iPhone 3GS