Mit Musik kennt sich Andreas Igler bestens aus. Seine Position - Director IT & Operations Central and Eastern Europe bei Warner Music in Hamburg - bringt es mit sich. Am Firmensitz in der Hamburger Speicherstadt, vom dem aus internationale Weltstars wie die Red Hot Chili Peppers, R.E.M., Phil Collins, Eric Clapton, Michael Bublé, Linkin Park oder James Blunt und nationale Größen wie Peter Fox, Udo Lindenberg, Sasha, Seeed, Beatsteaks oder Roger Cicero vermarktet werden, verantwortet der Manager die IT sowie die Betriebsumgebung, mit der Musik produziert, veröffentlicht, abgerechnet und rechtlich verwaltet wird.
Das Unternehmen ist Teil des weltweit operierenden Netzes der in New York ansässigen Warner Music Group und zählt zu den vier Major Companies der Musikbranche.
Warner Music bringt nicht nur CDs und DVDs heraus, sondern beliefert darüber hinaus Musik-Download-Sites wie iTunes und Musicload. Ein weiterer Geschäftsbereich ("Music Publishing") beschäftigt sich unter anderem mit dem Rechte-Management an Texten. Die Sparte "Artist Services" umfasst Merchandising, Künstlerbetreuung und Veranstaltungs-Management.
Kaum eine andere Branche hat so stark mit dem Strukturwandel zu kämpfen wie die Musikindustrie. In den vergangenen zehn Jahren sank der Umsatz nahezu um die Hälfte. Vor allem das Internet setzte die klassischen Geschäftsmodelle der Labels unter Druck und tut das noch immer. Den Firmen bleibt daher nichts anderes übrig, als sich neue Absatzmodelle und Umsatzquellen zu erschließen sowie die Organisation auf Effizienz zu trimmen.
Im Rahmen eines umfangreichen Vorhabens schuf Warner Music innerhalb der letzten knapp zwei Jahre eine komplett neue Organisationseinheit "Central Europe" in Hamburg. In ihr wurden anfangs die Landesorganisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und in einem zweiten Schritt die in Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik eingebunden. Insgesamt betreut Iglers Team 320 Anwender in der neuen Einheit.
Durch den Umbau gelang es, Redundanzen abzubauen, IT-Systeme zu harmonisieren und Abläufe zu straffen. Außerdem bot dies die Chance, die Außenbeziehungen zu Geschäftspartnern neu zu gestalten. "Letzteres ermöglicht es, mit unabhängigen Musikfirmen sowie mit Handels- und Vertriebspartnern auf internationaler Ebene besser zusammenarbeiten zu können", so Igler.
Komplexe Stammdaten und Compliance
Was auf den ersten Blick wenig spektakulär klingt, erweist sich bei genauerem Hinsehen als große Herausforderung. Zunächst einmal war das Vorhaben beispiellos innerhalb von Warner Music. Außerdem galt es, eine Reihe von oft selbst entwickelten Spezialanwendungen für die Produktveröffentlichung und komplexe Stammdatenstrukturen entsprechend anzupassen und zum Teil neu zu schreiben. Anders als in anderen Branchen gibt es für die Kernprozesse der Musikindustrie praktisch keine Standardsoftware.
Allein die komplexen Rechtestrukturen im Musikgeschäft verursachen Schwindelgefühle: Zu den Rechteinhabern zählen Künstler, Texter und Komponisten, wobei hier zu unterscheiden ist, ob der Musiker selbst produziert oder Warner Music dies übernimmt. Zudem haben die Systeme zu berücksichtigen, in welchem Land, auf welchem Medium und in welchem Zeitraum die Musikinhalte verkauft werden. Nicht minder aufwändig sind die Abrechnungsverfahren, die ebenfalls auf eine länderübergreifende Ebene gehoben werden mussten. Hinzu kam, dass Warner Music als in den USA börsennotiertes Unternehmen bei allen Veränderungen die Compliance (Stichwort: Sarbanes Oxley Act) nicht aus den Augen verlieren darf.
Interdisziplinäres Team hat Zeit und Budget eingehalten
Gestemmt wurde das Projekt nicht etwa von einer Schar von externen Beratern, sondern fast vollständig von der internen Mannschaft, wobei laut Igler hier IT-Leute und Fachbereiche von Anfang an zusammengearbeitet haben: "In der Musikbranche haben die Mitarbeiter die Teamarbeit verinnerlicht." Diesem Teamgeist der interdisziplinären Projektmannschaft ist es nach den Worten des IT-Managers zu verdanken, dass das Vorhaben ohne nennenswerte Störungen sowie innerhalb des Zeit- und Budgetrahmens realisiert wurde. Das IT-Team organisierte dabei den Projektplan, die Fachbereiche gestalteten gemeinsam mit den IT-Kollegen die Lösungsszenarien und setzten diese um. Ein weiterer Erfolgsfaktor: Igler hat beim Musiklabel nicht nur den IT-Hut auf, sondern ist als Leiter der "Operations" ohnehin schon gut mit diversen Fachbereichen verdrahtet.
Andreas Igler, Warner Music
Position: Director IT & Operations Central and Eastern Europe.
Branche: Musik/Entertainment (3800 Mitarbeiter weltweit)
Ein CIO muss . . . sowohl taktisch als auch strategisch ein integraler Bestandteil der Business Operations seines Unternehmens sein.
Er liest gerade . . . Philip Roth: "Empörung".
Er ärgert sich über … Menschen, denen es nicht gelingt, über ihren Tellerrand zu schauen.
Ein Leben ohne Blackberry ist für mich … im Beruf nicht wirklich realistisch.
Wichtigstes Projekt: Central & Eastern European Business Transition
Beschreibung: Errichtung einer regionalen Einheit, die die Landesorganisation in Deutschland, Österreich, Polen, Schweiz, Tschechien und Ungarn durch die Einheit Central Europe ersetzt.
Projektbereiche: ERP; Datenqualität / -Management; Service-Management; Compliance; IT-Governance; ECM, Dokumenten-Management, Archivierung; Konsolidierung (IT-Infrastruktur); Logistik, SCM; Outsourcing; Projekt- und Portfolio-Management; Anwendungsentwicklung.
Kernprodukte: Eigenentwicklungen und Partnersysteme für Vertriebs-, Abrechnungs- und Distributionsprozesse in der Musikindustrie, Standardsoftware für Aufgaben wie Buchhaltung und Archivierung
Herausforderungen: Zieldefinition, Projektorganisation und Ausführung oblagen der internen IT und den Fachbereichen. IT-Umbau in einem Markt, der großen Umwälzungen unterworfen ist. Berücksichtigung von gesetzlichen Auflagen (Sarbanes Oxley Act). Aufbau einer regionalen Einheit innerhalb der Firma war Pionierarbeit.
Zeitrahmen: 23 Monate.
IT-Umgebung: Microsoft, Oracle, Eigenentwicklungen.
Projektmitarbeiter: 6 (IT-Mitarbeiter insgesamt: 9).