Streaming-Boom

Musikbranche kommt mit Plus durchs Corona-Jahr

04.03.2021
Mehr und mehr Geld wird mit Musik aus dem Netz verdient, während die CD als inzwischen traditioneller Tonträger immer weiter zurückfällt.
Musik-Streaming - zum Beispiel über Spotify - boomt.
Foto: TY Lim - shutterstock.com

Dank großer Zuwächse im Audio-Streaming hat die deutsche Musikindustrie die Folgen der Corona-Pandemie beim Umsatz 2020 gut weggesteckt. "Die Einnahmen aus Tonträgerverkäufen und Erlösen aus dem Streaming-Geschäft beliefen sich auf 1,79 Milliarden Euro, das ist ein Plus von neun Prozent gegenüber 2019", teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am Donnerstag in Berlin mit.

71,5 Prozent, also fast drei Viertel des Umsatzes, hätten sich aus Online-Musiknutzung ergeben. Nach einem bereits hohen Niveau 2019 mit 55,5 Prozent Marktanteil liege dieser zum Jahresabschluss 2020 sogar bei 63,4 Prozent.

Bereits Anfang Januar hatte der BVMI mitgeteilt, dass laut Sonderauswertung des Marktforschungsinstituts GfK Entertainment im Vorjahr hierzulande mehr als 139 Milliarden Musik-Streams verzeichnet wurden - fast ein Drittel mehr als 2019 (107 Milliarden) und sogar drei Viertel mehr als 2018 (79,5 Milliarden).

Marktanteil der CD geht zurück bleibt aber groß

Beim CD-Absatz war die zeitweilige Schließung von Geschäften laut Branchenzahlen deutlich zu spüren: Der Anteil am Gesamtumsatz ging noch einmal um 18 Prozent zurück, bei jetzt 21,6 Prozent ist die silberne Digitalscheibe jedoch weiterhin das zweitstärkste Format des deutschen Musikmarktes. Mit klarem Abstand folgt - erstmals seit langem wieder auf Platz 3 - die Vinylplatte (5,5 Prozent Gesamtmarkt-Anteil), vor den immer unbedeutender werdenden Downloads (4,2 Prozent).

Der Bundesverband Musikindustrie vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 200 Tonträgerherstellern und Unternehmen, die mehr als 80 Prozent des deutschen Musikmarkts repräsentieren.

Die "erhebliche Dynamik im Streaming-Bereich" habe das Digitalgeschäft 2020 um gut ein Fünftel (20,3 Prozent) wachsen lassen. Die Umsätze mit sogenannten physischen Tonträgern verringerten sich hingegen um mehr als ein Zehntel (11,7 Prozent). Die "gute Digitalaufstellung unserer Mitgliedsfirmen über die vergangenen Jahre" habe die Corona-Krise gemildert, sagte Verbandschef Florian Drücke am Donnerstag.

Dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Künstlerinnen und Künstler sowie das Livemusik-Geschäft "bekanntlich in dramatischem Ausmaß von den Lockdowns betroffen und die Spätfolgen der Konzertausfälle innerhalb unserer eng verzahnten Branchenwelt noch nicht absehbar" seien. Erschwerend kommt aus BVMI-Sicht weiterhin Unmut über die Regelung des Urheberrechts hinzu. Denn Kreative und ihre Partner sollten eigentlich "besser an den Umsätzen von User-Upload-Plattformen wie YouTube partizipieren".

"Es fehlt in Deutschland leider immer noch der Blick für die Branchenwirklichkeiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft - und eben auch dafür, wie mit kreativen Inhalten Geld verdient wird", sagte Drücke der Deutschen Presse-Agentur. "Dabei gehört diese Branche zu den wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen, ist hochgradig digital und spielt eine große Rolle in Europa. Der Kompromiss im Rahmen der europäischen Urheberrechtsrichtlinie reflektiert das - umso wichtiger wäre es, sie in Deutschland ohne davon abweichende Sonderregelungen umzusetzen." (dpa/rs)